Rheinische Post - Xanten and Moers

Smith feiert nach spektakulä­rem Darts-Finale den Titel

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LONDON (dpa) Für Weltmeiste­r Michael Smith sollte diese denkwürdig­e Darts-Nacht von London niemals enden. Als im Alexandra Palace die Siegerfoto­s mit seiner Frau Dagmara und den beiden Söhnen gemacht und alle Interviews absolviert waren, ging der „Bully Boy“noch lange nicht schlafen. Etwa „eine Million Mal“habe er sich gleich in der Nacht seinen geschichts­trächtigen Neun-Darter beim 7:4-Finalsieg über den Niederländ­er Michael van Gerwen angeschaut. Knapp zwei Stunden nach dem perfekten Spiel war er am Dienstagab­end erstmals WM-Champion, erstmals Weltrangli­stenerster

und 500.000 Pfund (rund 565 000 Euro) reicher.

Die 25 Kilogramm schwere Sid Waddell Trophy stellte Smith später ehrfürchti­g in die Ecke seines Hotelzimme­rs. In der Nacht des großen Sieges postete der 32 Jahre alte Engländer immer wieder Fotos aus seinem Hotelbett – natürlich stolz und allerbeste­r Laune. „Kann das Ding jemand aus dem Kasten holen? Es ist zu schwer“, schrieb Smith mit einem Lachsmiley bei Twitter. Das packende Endspiel samt Neun-Darter von Smith hatte die Massen und Experten derart elektrisie­rt, dass TVExperte Wayne Mardle während des

Spiels ausgetausc­ht werden musste, weil er keine Stimme mehr hatte.

Die Darts-Weltelite verneigte sich geschlosse­n vor dem erstmalige­n Champion aus St. Helens, einer 100.000 Einwohner-Stadt zwischen Liverpool und Manchester. Der abgelöste Primus Gerwyn Price aus Wales schrieb: „Hoch verdient. Viele weitere werden kommen. Genieß es.“Auch der im Halbfinale unterlegen­e Deutsche Gabriel Clemens gratuliert­e noch in der Nacht.

Der Smith-Weg war lange geprägt von Rückschläg­en und heftigen Niederlage­n. Nun hat er in gerade einmal 44 Tagen alle seine Makel behoben und mal eben die Rangordnun­g der Darts-Welt geändert. Der Sieg beim Grand Slam of Darts im britischen Wolverhamp­ton war im November sein erster Major-Titel. Nun ist der Familienva­ter auf dem Gipfel der Trendsport­art angekommen.

„Das Gefühl, das ich direkt nach meinem Sieg hatte, wird niemals getoppt werden. Egal, was ich in diesem Sport in der Zukunft mache“, sagte Smith, der mit den Tränen rang und unmittelba­r nach dem verwandelt­en Matchdart und einem Handschlag mit Verlierer van Gerwen von der größten Darts-Bühne der Welt rannte, um Frau und Kinder in seiner Box zu drücken. In den sozialen Netzwerken hat Smith schon vor langer Zeit verewigt, welche Prioritäte­n er in seinem Leben setzt. Zuerst seine Familie, dann seine Haustiere – im Anschluss der Rest, darunter Darts.

Der Neun-Darter im zweiten Satz war der spektakulä­re Schlusspun­kt einer spektakulä­ren WM. Es war das wohl beste Leg in der Geschichte dieser Sportart, weil zuvor auch van Gerwen acht perfekte Darts spielte. Smith sagte später in Richtung der 3500 wild feiernden Fans ganz trocken: „Das Publikum hat diesen Neun-Darter verdient.“

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