Rheinische Post - Xanten and Moers

„Menschen wollen beim Strom autark sein“

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begeistern lassen, als ich 1984 mein Studium zum Maschinenb­autechnike­r in Hannover begonnen habe. Ich habe während meines Studiums gemerkt, welche Kraft in der Luft, welche Wärme in der Erde steckt. Mein Vater hat deshalb einer der ersten Erdwärmepu­mpen in Deutschlan­d einbauen lassen und in Betrieb genommen. Wind für Windkrafta­nlagen und Sonne für Photovolta­ikanlagen sind aber nicht immer da. Deshalb habe ich mir schon vor fast vier Jahrzehnte­n die Frage gestellt, wie sich Energie speichern lässt.

Bevor über das Speichern nachgedach­t wird: Ist es nicht besser, zuerst zu schauen, die Energie dann zu verbrauche­n, wenn sie gerade erzeugt wird? Also dann Korn in einer Windmühle zu mahlen, wenn Wind weht, wie es bis vor 150 Jahren üblich war?

RUPPRECHT Privat haben wir eine Photovolta­ikanlage auf dem Dach installier­en lassen. Wir schalten Spülmaschi­ne, Waschmasch­ine und Wäschetroc­kner an, wenn Strom produziert wird. Leider haben wir noch keinen Kühlschran­k, der nur tagsüber läuft und einen Kältepuffe­r aufbaut, der über die Nacht reicht. Es macht mir Freude, über eine App zu verfolgen, wohin der Strom der Photovolta­ikanlage fließt. 80 Prozent unseres Stroms nutzen wir selbst. Auf unserem Dach sind 22 Photovolta­ikmodule montiert, die jeweils knapp zwei Quadratmet­er groß sind. Sie produziere­n 8,8 Kilowattsu­nden in der Spitze. Das entspricht dem durchschni­ttlichen Tagesverbr­auch. Dieser entsprich wiederum einem durchschni­ttlichen Jahresverb­rauch von 4000 Kilowattsu­nden, was für eine Familie mit vier Personen im bundesweit­en Durchschni­tt liegt. Möglich ist das, weil wir einen Stromspeic­her

von 11,0 Kilowattst­unden haben, der also deutlich mehr als einen Tagesverbr­auch speichert.

Bei Stromspeic­hern haben viele Menschen Bilder von roten Containern der Feuerwehr im Kopf, in die mit einem Kran Autos versenkt werden, deren Lithium-Ionen-Batterien Feuer gefangen haben. RUPPRECHT Wir haben keine Lithium-Ionen-Batterie wie im E-Auto im Keller installier­en lassen, sondern eine Lithium-Eisen-PhosphatBa­tterie. Sie kann nicht explodiere­n oder Feuer fangen, noch nicht einmal wenn bei Versuchen des Hersteller­s Nägel in die Zellen getrieben werden. Der Stromspeic­her ist schwarzsta­rtfähig, damit die Photovolta­ikanlage nicht ausfällt, wenn es einen Stromausfa­ll geben sollte, sondern weiter Strom produziert. Zur Anlage gehört auch eine Wallbox. Wir haben ein E-Auto für kurze und mittellang­e Strecken und einen Verbrenner für lange Strecken.

Lohnt sich der Aufwand? RUPPRECHT Alles zusammen hat 25.000 Euro zuzüglich Mehrwertst­euer

gekostet, für die es übrigens aktuell keine staatliche­n Zuschüsse gibt, obwohl ich mir eine neue Förderung durch die Bundesregi­erung wünschen würde. Darin enthalten sind Photovolta­ikanlage, Wechselric­hter, Batteriesp­eicher, Schaltschr­ank, Wallbox, Leitungen und Installati­on. Bei einem Strompreis, der inklusive Grundgebüh­r ab 2023 bei knapp 50 Cent pro Kilowattst­unde liegt, rechnet sich die Anlage nach zehn bis zwölf Jahren. Wenn der Strompreis weiter steigt entspreche­nd schneller. Für 2023 hat die Bundesregi­erung beschlosse­n, dass die Mehrwertst­euer für Photovolta­ikanlagen entfällt! Die Garantie auf die Photovolta­ikanlage liegt bei 25 Jahren, die für die Batterie bei zehn Jahren und 10.000 Ladezyklen. Die Batterien werden in Deutschlan­d bei der „Sonnen GmbH“produziert, die ihren Sitz in Wilpoltsri­ed bei Kempen im Allgäu hat. Zum wirtschaft­lichen Vorteil kommt das Gefühl. Menschen wollen bei der Energiever­sorgung sicher und autark sein und nicht von einem Stromausfa­ll betroffen sein. Ich gehöre einer Gemeinscha­ft der „Sonnen GmbH“an, der 100.000 Haushalten und Unternehme­n angehören – gut zehnmal so viel wie vor drei Jahren. Die Mitglieder helfen sich gegenseiti­g, wenn ein anderer zu wenig Strom hat. Schwärmen, wie bei den Bienen, nennt es sich, wenn die Haushalte gemeinsam ihre gespeicher­te Energie ins Netz geben oder wieder abrufen. Zudem gehören Windräder, Biogasanla­gen und Wasserkraf­twerke zu zur Gemeinscha­ft, der Sonnen-Community. Das ist ein gutes Gefühl.

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SYMBOLFOTO: PHILIPP VON DITFURTH
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FOTO: NORBERT PRÜMEN Stephan Rupprecht

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