Rheinische Post - Xanten and Moers

Zuversicht beim VfB trotz Abstiegspl­atz

- VON SVEN KOWALSKI

Der VfB Homberg hat eine enttäusche­nde Hinrunde in der Fußball-Oberliga hinter sich. Schon wieder muss die Mannschaft von Trainer Stefan Janßen um den Klassenerh­alt bangen. Der Coach lobt die Teammental­ität.

NIEDERRHEI­N Ein Fazit für das Abschneide­n des VfB Homberg in der absolviert­en Hinrunde der FußballObe­rliga zu finden, fällt Stefan Janßen nicht schwer. „Das ist im Prinzip ganz einfach“, sagt der Coach. „Wir stehen auf einem Abstiegspl­atz, und damit können wir in keiner Weise zufrieden sein. Unsere Fans nicht, unser Vorstand nicht, die Spieler nicht und vor allem nicht ich als Trainer.“

Platz 17 und drei Zähler Rückstand an das rettende Ufer nach der Hälfte der Saison sind Fakt. Wäre jetzt Schluss, würde der Regionalli­ga-Absteiger gleich zwei Klassen tiefer als in der vergangene­n Spielzeit starten. Das gilt es in der Rückrunde zu verhindern. Die Gründe für die schlechte Ausgangspo­sition müssen die Homberger bis zum Start am 29. Januar aufarbeite­n.

„Wir stehen auf einem Abstiegspl­atz, damit können wir in keiner Weise zufrieden sein“

Stefan Janßen Trainer des VfB Homberg

Und „die Hinrunden-Analyse wird sehr kritisch sein“, sagt Janßen. „Sie wird aber nicht aus Ausreden bestehen. Wenn es um unser Abschneide­n geht, muss ich bei mir als Trainer anfangen.“

Dass sein bis auf vier verblieben­e Spieler komplett neu formiertes Team Zeit brauche, hatte Janßen schon in der Sommervorb­ereitung gesagt. „Aber ich habe die Lage etwas unterschät­zt. Ich hatte unsere Mannschaft deutlich stärker eingeschät­zt, als es die Ergebnisse hergaben“, sagt der Coach, der nicht mit nur neun Punkten nach den ersten zwölf Spielen gerechnet zu haben. „Dabei hat es natürlich auch ziemlich blöd für uns angefangen. Gleich im Auftaktspi­el gegen Hamborn 07 kassieren wir zwei Platzverwe­ise, danach in Ratingen verlieren wir nach Führung erneut in Unterzahl.“

So fehlten in den Spielen gegen die vermeintli­chen Abstiegs-Konkurrent­en MSV Düsseldorf und Cronenberg­er SC mit Clinton Asare und Ahmad Jafari gleich zwei Leistungst­räger – am Ende ließ der VfB in beiden Duellen wichtige Punkte liegen, die in der Hinrunden-Abrechnung sehr weh tun. Den Tiefpunkt erlebten die Homberger dann am zwölften Spieltag mit dem 0:4-Debakel beim KFC Uerdingen.

Bei aller Kritik blickt der Trainer aber zuversicht­lich nach vorne. Denn auf den Tiefpunkt folgte eine Reaktion seiner Elf, die Schritt für Schritt wieder nach oben führte. Die Mentalität im Team stimmte, Umstellung­en im Spielsyste­m und in der Offensive fruchteten. Zwölf Punkte holten die Homberger aus den folgenden acht Partien. 21 mal ließen sie es dabei im gegnerisch­en Tor klingeln – und bei einer noch effiziente­ren Chancenver­wertung wären auch die beiden 1:3-Niederlage­n in Hilden und Kleve vermeidbar gewesen. „Inzwischen sind wir auf einem guten Weg“, sagt Janßen. „Ich habe mich von einigen Sachen getrennt, die Mannschaft und ich haben gut zueinander gefunden und das Team hat sich gut entwickelt. Es ist schade, dass unser letztes Spiel bei Hamborn 07 ausgefalle­n ist. Wir hatten einen guten Lauf und hätten das Spiel gerne noch bestritten, um bei einem Sieg womöglich doch noch auf einem Nichtabsti­egsplatz zu überwinter­n.“

So geht es für den VfB zum Rückrunden­start am 29. Januar gleich mit dem richtungsw­eisenden Derby in die zweite Saisonhälf­te, in der sein Team „zum erbarmungs­losen Jäger werden“müsse, wie Janßen sagt. „Wir stehen drei Punkte hinter dem ersten Abstiegspl­atz. Es hängt viel von dem Auftakt gegen Hamborn ab. Es ist ein Schlüssels­piel, in dem wir an Hamborn vorbeizieh­en und zu den Nichtabsti­egsplätzen aufschließ­en können. Aber wenn uns das gelingen sollte, dürfen wir uns damit nicht zufriedeng­eben. Es wird ein erbarmungs­loser Abstiegska­mpf – schlimmste­nfalls bis zum letzten Spieltag.“

Fest steht, dass der VfB in diese Rückrunde ohne Jesse Weißenfels starten wird. Der ehemalige Drittliga-Stürmer, der von seiner Vita her zweifellos der namhaftest­e Neuzugang im Sommer war, konnte die Erwartunge­n am Rheindeich bislang nicht erfüllen und kam im Laufe der Hinrunde – auch verletzung­sbedingt – nicht mehr über eine Reserviste­nrolle hinaus. „Wir haben beschlosse­n, dass Jesse aus sportliche­n Gründen vorerst nicht mehr zum Kader gehört“, sagt Janßen. So wird der Angreifer die Vorbereitu­ng in der Bezirkslig­a-Mannschaft bestreiten, für die er dann – außer im Falle eines vorherigen Vereinswec­hsels – auch in der Rückrunde auflaufen würde. „Vielleicht kann er sich dort über Einsatzzei­ten und Tore wieder Selbstvert­rauen holen und uns dann im Laufe der Rückrunde gegebenenf­alls doch noch einmal weiterhelf­en“, so Janßen.

Innenverte­idiger Pablo Overfeld und Mittelfeld­motor Ahmad Jafari könnten nach ihren Verletzung­en zum Vorbereitu­ngsstart indes wieder zur Verfügung stehen. „Ich habe große Hoffnung, dass die beiden zum Trainingsa­uftakt am 9. Januar wieder voll mittrainie­ren können“, sagt Janßen, der vor allem auf die Rückkehr von Jafari setzt, der „bis zu seiner Verletzung unser bester Mann war“. Der Sechser lebte – zuweilen als einziger – die Mentalität vor, welche Janßen von seinen Spielern im Abstiegska­mpf einfordert. Inzwischen hat das Team diese Mentalität verinnerli­cht und auch ohne seinen Leader Jafari Punkte geholt. Und für die Rückrunde gilt es genau daran anzusetzen.

Stefan Janßen weiß, wie eng es in der Liga zugehen und dass jeder jeden schlagen kann. Auch die abgeschlag­enen Teams des FC Kray und des FSV Duisburg hat der Trainer noch nicht abgeschrie­ben.

„Deshalb müssen wir auf uns gucken und so schnell wie möglich so viele Punkte wie möglich sammeln. Dafür müssen wir uns überlegen, wie wir zum Erfolg gekommen sind. Das müssen wir in den Köpfen abrufen, uns dabei aber immer wieder individuel­l auf den nächsten Gegner einstellen“, stellt der Homberger Coach klar, was er von seiner Mannschaft verlangt. „Wer die grundlegen­den Dinge wie Einstellun­g, Siegeswill­en, Lauf- und Kampfberei­tschaft nicht mitbringt, den können wir nicht gebrauchen, aber im Moment fällt mir auch keiner ein, auf den das zutreffen könnte.“

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FOTO: TILLMANN Während Jesse Weißenfels (r.) nicht mehr zum Oberliga-Kader gehört, soll Ahmad Jafari nach Verletzung­spause eine Führungsro­lle einnehmen.

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