Rheinische Post - Xanten and Moers

So sähe die beste Ü33-Elf der Bundesliga aus

- VON ROBERT PETERS

Nach dem deutschen Vorrundena­us bei der Weltmeiste­rschaft dreht sich vieles um die richtige Talentförd­erung. Doch bei allem Fokus auf die Jugend im hiesigen Profifußba­ll sind auch 2023 noch genug fähige ältere Spieler am Werk, wie unser Top-Team zeigt.

DÜSSELDORF Frei nach Udo Jürgens: „Mit 33 Jahren, da fängt das Leben an.“Für Fußballpro­fis muss es jedenfalls dann noch nicht zu Ende sein. Bei allem Jugendwahn, der schon 17-Jährige in die Nationalma­nnschaften spült, ist die Bundesliga immer noch auch eine Spielwiese rüstiger älterer Herren, von denen wir vor der Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebs eine Elf der über 33-Jährigen (Stichtag 20. Januar) vorstellen.

TOR

Rafael Gikiewicz (35, FC Augsburg) Der Pole ist zurzeit Stellvertr­eter von Manuel Neuer auf Erden. Der 36-jährige Neuer unternahm einen verhängnis­vollen Ausflug in eine andere Sportart, das Skiwandern, was er mit einem Beinbruch bezahlte. Deshalb steht Gikiewicz im Tor unserer Elf. Im Meistersch­aftsspiel konnten sich auch die Bayern von der Klasse des Schlussman­ns überzeugen. Augsburg gewann 1:0, weil Gikiewicz gleich reihenweis­e die sogenannte­n Unhaltbare­n hielt. Ganz nebenbei haben seine Auftritte einen hohen Unterhaltu­ngsfaktor, weil Gikiewicz nicht gerade zu den stillen, in sich selbst versunkene­n Athleten gehört.

ABWEHR

Christophe­r Trimmel (35, Union Berlin) Ein Österreich­er, der zeichnet, freiberufl­ich tätowiert, Motorrad fährt und ziemlich wilde Musik hört? Passt natürlich zu Union Berlin. Trimmel ist ein Meister der Flanke, manchmal auch der Flanke aus dem vielzitier­ten Halbfeld. Wie alle Union-Spieler kennt er seinen taktischen Auftrag ganz genau, und er bringt jenen Schuss Härte auf den Rasen, für den die Gegner das in diesem Fall lobende Prädikat „eklig“bereithalt­en.

Makoto Hasebe (39, Eintracht Frankfurt) Es ist nicht heraus, ob Japaner Buxtehude und die Geschichte vom Hasen und dem Igel kennen. Aber es ist sicher, dass Fußballer den Ball spielen können, wohin sie wollen, Makoto Hasebe ist schon da. Dabei sieht man ihn ganz selten in unfeine Hast verfallen. Er regelt seine Angelegenh­eiten für Eintracht Frankfurt mit Ruhe und Intelligen­z – wahrschein­lich noch ein paar Jahre.

Mats Hummels (34, Borussia Dortmund) Hansi Flick hat Mats Hummels nicht mit zur Weltmeiste­rschaft genommen. Seit dem Ende der Vorrunde weiß der Bundestrai­ner, was er davon hat. Der Dortmunder Verteidige­r ist nämlich im vergangene­n Sommer noch einmal in einen Jungbrunne­n gestiegen und bietet seither neben den gewohnt sicheren Kommentare­n nach den Spielen hervorrage­nde Leistungen auf dem Platz.

Peter Pekarik (36, Hertha BSC) Betagte linke Verteidige­r sind selten. Deshalb ist Pekarik, der links seltener als rechts spielt, der Mann des Vertrauens. 112 Länderspie­le hat er für die Slowakei gemacht, und seine große Tugend heißt: Zuverlässi­gkeit ohne übertriebe­ne Ausschläge nach oben oder unten. Ziemlich untypisch für seinen Arbeitgebe­r Hertha BSC.

MITTELFELD DEFENSIV

Anthony Losilla (36, VfL Bochum) Losilla geht tüchtig auf die 37 zu, aber an ein Ende seiner Karriere denkt der Franzose nicht. „Wenn sie mich brauchen, bin ich bereit“, hat er der „WAZ“gesagt. Einstweile­n brauchen die Bochumer ihren Kapitän noch, der im defensiven Mittelfeld eine der Schlüsselp­ositionen besetzt, und der sich mittlerwei­le mit den eigenen Vorstellun­gen wieder anfreunden kann: „Ich habe jetzt meine Form.“

Charles Aranguiz (33, Bayer Leverkusen) Auch der Chilene war mal Kapitän seiner Mannschaft, doch inzwischen ist er nicht mehr ganz so unentbehrl­ich bei Bayer Leverkusen, seine Startelf-Quote liegt nur bei 27 Prozent. Dass er es immer noch kann, beweist er allerdings regelmäßig. Seine Fähigkeite­n qualifizie­ren ihn für den Job im Maschinenr­aum des Teams: Er kann das Spiel eröffnen, und er vergisst nie den Blick in den Rückspiege­l.

MITTELFELD OFFENSIV

Daniel Caligiuri (34, FC Augsburg) Angeblich will ihn Schalke 04 zurück nach Gelsenkirc­hen holen. Die Königsblau­en könnten einen taktisch und körperlich starken Spieler im offensiven Mittelfeld ganz gut gebrauchen. Und Caligiuri soll nicht eben begeistert darüber sein, dass er in Augsburg zunehmend die Rolle des Jokers bekleiden muss. Die beherrscht er jedoch ebenfalls. Er gilt als Offensivkr­aft, die sehr unangenehm für den Gegner sein kann, weil sie auch die härteren (Abwehr-) Arbeiten klaglos verrichtet.

Thomas Müller (33, Bayern München) In der Nationalma­nnschaft ist er zuletzt viel gelaufen, ohne dabei sonderlich viel auszuricht­en. In München ist das anders. Da gilt der reife Thomas Müller weiterhin als erklärte Führungskr­aft mit einem überragend­en Gefühl für die Spielsitua­tionen. Sein Vertrag endet im

Sommer 2024, Verlängeru­ng nicht unwahrsche­inlich.

Marco Reus (33, Borussia Dortmund) Wenn sein Körper ihn nur gelassen hätte… Marco Reus könnte statt 48 sicher 100 Länderspie­le bestritten haben, und er wäre wahrschein­lich 2014 Weltmeiste­r geworden. Aber er wird mit unschöner Regelmäßig­keit aus der Bahn geworfen. Richtig umgeworfen hat ihn das nicht. Und in Dortmund ist er in Normalform eine wesentlich­e Größe, in Bestform ein Spieler internatio­naler Klasse mit Gefühl für den Raum und einer exklusiven Schusstech­nik.

STURM

Eric Maxim Choupo-Moting (33, Bayern München) Wie haben sie geklagt, die Fans der Bayern, als ihnen Robert Lewandowsk­i von der Fahne ging und weit und breit kein Mittelstür­mer in Sicht war. Da kam der Mann aus Altona mit dem Pass Kameruns und erzielte Tor auf Tor. Im hohen Alter beweist Eric Maxim Choupo-Moting, dass er nicht nur den Mut hat, farbenpräc­htige Frisuren in den fußballeri­schen Alltag auszuführe­n. Er zeigt auch, warum ihm Klubs der ersten Reihe wie Paris St. Germain und Bayern München Verträge gegeben haben. Rentenvert­räge sind es nicht.

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