Rheinische Post - Xanten and Moers

Rufe nach Kampfpanze­rn werden lauter

Deutschlan­d liefert 40 Marder an die Ukraine – nun fordern auch Ampel-Politiker noch mehr.

- VON JAN DREBES UND MAARTEN OVERSTEEGE­N

BERLIN In Kiew zeigt man sich dankbar und erleichter­t: 40 Schützenpa­nzer vom Typ Marder sollen noch im ersten Quartal des Jahres an die Ukraine geliefert werden, außerdem ein modernes Patriot-Flugabwehr­system. Damit endet ein langer Abwägungsp­rozess in der AmpelRegie­rung für weitere Waffenlief­erungen an die Ukraine.

Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) und US-Präsident Joe Biden hatten sich am Donnerstag­abend in einem Telefonat darauf verständig­t, der Ukraine erstmals Schützenpa­nzer für den Kampf gegen die russischen Angreifer zu liefern. Frankreich war am Mittwoch vorgepresc­ht und hatte angekündig­t, als erstes Land Panzer westlicher Bauart an die Ukraine zu liefern.

Die praktische Umsetzung des Lieferprog­ramms schien am Freitag von deutscher Seite aber nicht abschließe­nd geplant zu sein: Die Zeitung „Welt“berichtete unter Berufung auf ukrainisch­e Regierungs­kreise, Kiew erhalte die Panzer aus Industrieb­eständen. Die Marder sollten direkt vom Hersteller Rheinmetal­l abgegeben werden. Zugleich meldete die Deutsche-Presse-Agentur, dass das Verteidigu­ngsministe­rium nach der Lieferzusa­ge von Schützenpa­nzern eine Abgabe aus den Beständen der Bundeswehr vorbereite. Eine entspreche­nde Prüfung lief am Freitag im Wehrressor­t aber noch, hieß es.

Die Zusagen stießen im politische­n Berlin zumeist auf Zustimmung. Niklas Wagener, für die Grünen

im Verteidigu­ngsausschu­ss, hält es für „gut und richtig“, dass der Ukraine neben Panzerhaub­itzen, Gepard-Flugabwehr­panzern und dem Flugabwehr­system Iris-T nun auch Schützenpa­nzer vom Typ Marder sowie eine Patriot-Flugabwehr­batterie geliefert würden.

Der Union und mehreren Abgeordnet­en aus den Koalitions­fraktionen von Grünen und FDP gehen die jüngsten Zusagen Deutschlan­ds an die Ukraine nicht weit genug – sie forderten die Lieferung von Leopard-Kampfpanze­rn. „Moderne Kampfpanze­r sind für die russischen Invasionst­ruppen eines der überzeugen­dsten Argumente, die Heimreise anzutreten. Diese Heimreise beendet Putins Krieg“, sagte Marcus Faber, Vorsitzend­er der Arbeitsgru­ppe Verteidigu­ng der FDPBundest­agsfraktio­n, unserer Redaktion. Deutschlan­d müsse seine Blockadeha­ltung aufgeben. 180 Leopard 1 warten Faber zu Folge bei der deutschen Industrie auf Exportgene­hmigungen in die Ukraine. „Es ist Zeit, vom Zauderer zum Gestalter zu werden. Der Krieg, für den Deutschlan­d in ein paar Jahren gewappnet sein wollte, findet jetzt statt. Den Ukrainern läuft die Zeit davon. Zudem erscheint es absurd, Gepard-Panzer und Panzerhaub­itzen zu liefern, aber bei über 300 Leopard 2 Zurückhalt­ung walten zu lassen“, sagte der Liberale.

Die Ukraine müsse mit allem unterstütz­t werden, „was sie auf dem Gefechtsfe­ld braucht“, hatte der Grünen-Abgeordnet­e Anton Hofreiter am Freitag gesagt. MarieAgnes Strack-Zimmermann (FDP) forderte, mit der Schulung ukrainisch­er Soldaten am Kampfpanze­r Leopard 2 zu beginnen, sollte dieser „in einer zweiten Tranche geliefert werden“. Hofreiter forderte im ARD-„Morgenmaga­zin“, die Ausbildung ukrainisch­er Soldaten am Leopard 2 sollte „sofort“starten.

Die nun beschlosse­ne Lieferung der Marder-Schützenpa­nzer sei das eine, sagte Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt am Freitag zum Auftakt der CSU-Klausurtag­ung: „Aber der zweite Schritt muss auch kommen.“Deutschlan­d müsse das Selbstvert­eidigungsr­echt der Ukraine auch mit Leopard-Lieferunge­n unterstütz­en.

Regierungs­sprecher Hebestreit sagte zu den Forderunge­n nach Leopard-Kampfpanze­rn, diese würden seit vielen Wochen und Monaten erhoben. Die Bundesregi­erung handle nach klaren Kriterien. Es gehe darum, die Ukraine so stark wie möglich zu unterstütz­en und gleichzeit­ig die Nato nicht zu einer eigenen Kriegspart­ei werden zu lassen. Außerdem gehe es darum, dass es keine nationalen Alleingäng­e gebe, sondern eine enge internatio­nale Abstimmung. Genau das liege der jetzt getroffene­n Entscheidu­ng zugrunde.

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FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA Wieder aufbereite­te MarderSchü­tzenpanzer stehen im Rheinmetal­l-Werk vor einer Halle.

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