Rheinische Post - Xanten and Moers
Nur noch Königsmacher?
Die CSU zeigt in Seeon Geschlossenheit. Für Markus Söder steht viel auf dem Spiel.
SEEON Das malerische Kloster Seeon in Oberbayern hat in der Geschichte der beiden Schwesterparteien CDU und CSU schon so manches Mal eine symbolische Rolle gespielt. Im tief verschneiten Kloster inszenierten 2019 etwa die damalige CDU-Vorsitzende Annegret KrampKarrenbauer und CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt einen demonstrativen Kuschel-Kurs. Alles wieder gut, hieß die Botschaft, nachdem sich die Fraktionsgemeinschaft von CDU und CSU im Sommer 2018 über die Frage der Migration fast zerlegt hätte.
Im Sommer 2021 wiederum saß ein grollender Nicht-Kanzlerkandidat Markus Söder im Kloster und wartete auf den Kanzlerkandidaten der Union, Armin Laschet. Der CDU- und der CSU-Vorsitzende hatten auch so eine Art Versöhnungstreffen geplant. Doch Söder wartete damals vergebens, die Flut hielt Laschet in NRW. Die weitere Entwicklung ist hinlänglich bekannt, die Union verlor unter anderem wegen Laschets Pannen bei der Katastrophenbekämpfung und den ständigen Sticheleien aus Bayern die Bundestagswahl.
Diesmal soll von Seeon ein Signal der Geschlossenheit ausgehen. Die CSU steht im Landtagswahlkampf, im Oktober wird in Bayern gewählt. Söder, wieder ganz Bayer ohne Machtambitionen in Berlin, inszeniert sich daher sicherheitshalber als der Königsmacher. In einem Doppelinterview mit CDUChef Friedrich Merz im Vorfeld der Klausur erklärt er sehr deutlich, sein persönlicher Fokus liege einzig auf Bayern, Ambitionen auf Berlin habe er nicht mehr. „Das Thema Kanzlerkandidatur ist für mich erledigt.“Seine Aufgabe sei Ministerpräsident in Bayern, „dafür brenne ich“.
Für Söder steht in der Tat einiges auf dem Spiel im Jahr der Bayernwahl: Jahrzehntelang war die absolute Mehrheit zu Hause in Bayern die Größe, mit der die CSU auch innerhalb der Union auftrumpfte. Damit war es 2018 vorbei, als die Christsozialen für ihre Verhältnisse nur schlappe 37,2 Prozent erzielten. Im Herbst zählt jeder Prozentpunkt mehr.
Landesgruppenchef Dobrindt stellt dennoch schon mal die Weichen für 2025. Für die Kanzlerkandidatur der Union müsse es künftig ein Prinzip geben. Wünschenswert sei, dass CDU und CSU und die Bundestagsfraktion sich auf einen Kandidaten verständigten, der gemeinsam getragen werde, dann erübrige sich auch eine Mitgliederbefragung. Es bleibt also doch spannend im Duell der beiden Parteien.
Doch derzeit ist man zunächst auf Attacke eingestellt – und zwar gegen die Ampel-Regierung in Berlin. Söder und Dobrindt fordern die sofortige Entlassung von SPDVerteidigungsministerin Christine Lambrecht. Und auch an der Berliner Innenpolitik und dem Umgang mit den Silvester-Krawallen entzündet sich die Kritik aus dem Süden. Der bayerische Löwe brüllt im Landtagswahljahr besonders laut.