Rheinische Post - Xanten and Moers
Wann sich ein Kassenwechsel lohnt
Wer wechselt, kann beim Zusatzbeitrag sparen. Genau hinsehen ist ratsam, denn Infos kommen nicht immer per Post.
DÜSSELDORF Die meisten Krankenkassen haben zum Jahreswechsel die Beiträge erhöht. Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dürften dies aber wohl erst mit der ersten Gehaltsabrechnung bemerken. Denn der Verbraucherschutz für Kassenpatienten wird ab 2023 erstmals etwas kleiner geschrieben. Das bezieht sich in erster Line auf die Art und Weise, wie die Krankenkassen ihren Mitgliedern mögliche Beitragserhöhungen kommunizieren: So müssen die Kassen die aktuelle Beitragserhöhung seit Jahresbeginn ihren Kunden nicht mehr wie früher in einem Brief mitteilen, sondern können die Erhöhung vier Wochen vor Anpassung des Beitragssatzes auch anderweitig bekannt geben.
Je nach Finanzlage können die Kassen jeweils entscheiden, ob sie ihren Zusatzbeitrag senken, erhöhen oder auf konstantem Niveau halten. 2022 lag der durchschnittliche Zusatzbeitrag nach Branchenangaben bei 1,3 Prozent, 2023 steigt er auf durchschnittlich 1,5 Prozent. Der durchschnittliche Krankenkassenbeitrag steigt so mit dem Jahreswechsel von 15,9 auf 16,1 Prozent.
Ob die eigene Kasse die Beiträge erhöht hat, kann man nun, da dies nicht mehr zwingend direkt mitgeteilt werden muss, in der Regel auf der Website des Versicherungsunternehmens sehen oder der Mitgliederzeitschrift entnehmen. Darauf weist die Stiftung Warentest hin (s. „Finanztest“, Heft 1/2023). Sie hat zudem festgestellt, dass rund 76 Prozent aller von ihr untersuchten 71 Krankenkassen die Beiträge erhöhen. Nur rund 21 Prozent halten die Prämien demnach stabil und zwei Kassen senken sie leicht ab.
Der höchste Beitragssatz liegt nach Angaben der Verbraucherschützer seit Anfang dieses Jahres bei 16,59 Prozent. Die günstigsten, bundesweit geöffneten Kassen nehmen hingegen lediglich 15,50 Prozent. Regional geht es bei bestimmten Krankenkassen sogar noch etwas preiswerter.
Das hat Folgen für die Versicherten: In Deutschland sind rund 90 Prozent aller Einwohner gesetzlich krankenversichert. Viele der rund 73 Millionen gesetzlich Versicherten können somit nun sparen, wenn sie ihre Kasse wechseln. Da der Zahlbetrag an die Krankenkasse vom Einkommen abhängig ist, müssen Gutverdiener für ihren Gesundheitsschutz deutlich tiefer in die Tasche greifen. Sie können aber durch einen Wechsel auch erheblich sparen.
Zwar verweist die Stiftung Warentest darauf, dass es auch auf die Leistung der Kassen ankommt. Doch tatsächlich sind die Unterschiede im gesetzlichen Gesundheitssystem gering. Denn die gesetzlich vorgeschriebene Versorgung macht rund 96 Prozent aller Leistungen aus. Allerdings gibt es doch eine Reihe von Leistungen, in denen sich die Kassen unterscheiden – etwa bei der Kostenübernahme für bestimmte Impfungen oder für die Krebsfrüherkennung. Unterschiede gibt es auch beim Service und bei den angebotenen Heilmethoden. Laut Gesetz hat jeder Versicherte einen Anspruch auf eine ausreichende, bedarfsgerechte, dem allgemein anerkannten Stand der medizinischen Wissenschaft entsprechende medizinische Krankenbehandlung.
Ein Umstieg lohnt sich: Wer aktuell beispielsweise von der BKK Exklusiv (Beitragssatz 16,59 Prozent zur BKK Firmus (15,50 Prozent) wechselt, spart bei einem Monatseinkommen von 3000 Euro pro Jahr knapp 200 Euro. Bei einem Einkommen nahe an der maximalen Monatshöchstgrenze (2023: 4987,50 Euro) liegt der finanzielle Vorteil für den Versicherten sogar bei fast 330 Euro pro Jahr. Der Kassenwechsel ist einfach. Nach einem Antrag bei der neuen Kasse übernimmt diese die Kündigung bei der alten. Anschließend muss nur noch der eigene Arbeitgeber informiert werden. Wer bis Ende Januar 2023 kündigt, ist aber erst ab April Mitglied der neuen Kasse. Daher muss der Versicherte dann noch drei Monate lang den höheren Beitrag zahlen.