Rheinische Post - Xanten and Moers

Sie helfen in schwierige­n Lebenslage­n

- VON ANJA KATZKE

Seit gut einem Jahr leitet Birgit Lötters das Amt für Soziales und Wohnen in Kamp-Lintfort. Das neue Jahr hat für das 37-köpfige Team mit zwei neuen Gesetzesla­gen begonnen: Wohngeldre­form und Bürgergeld sind in Kraft getreten.

KAMP-LINTFORT Birgit Lötters und ihr Team sind vorbereite­t: Im Sozialamt der Stadt Kamp-Lintfort werden in diesen Tagen zahlreiche Anträge eingehen. Zum 1. Januar ist nicht nur die Wohngeldre­form in Kraft getreten, bei der der Kreis der Berechtigt­en, der Anspruch auf Wohngeld hat, größer sein wird, sondern auch das Bürgergeld-Gesetz. „Es enthält auch Neuregelun­gen für die Empfänger von Grundsiche­rung und Hilfe zum Lebensunte­rhalt nach SGB XII“, erläutert die Leiterin des Amtes für Soziales und Wohnen. Wie viele Anträge es sein werden, sei nicht abzuschätz­en, erläutert sie im Gespräch mit dem Grafschaft­er. Allein im Bereich der Grundsiche­rung betreuen Birgit Lötters und ihre Kollegen rund 700 Menschen über 65 Jahren, bei denen das Budget zum Leben zu klein ist. „Wir setzen die gesetzlich­en Vorgaben um und müssen dabei doch flexibel bleiben.“

Oberste Priorität habe die Bearbeitun­gszeit der Anträge. „Als kleine Kommune schaffen wir das in vier bis sechs Wochen und stehen damit gut da“, sagt Birgit Lötters. In anderen, vor allem größern Kommunen könne die Bearbeitun­gszeit drei bis sechs Monate dauern. Das Amt für Soziales und Wohnen gehört mit 37 Mitarbeite­rn zu den größten städtische­n Fachbereic­hen. Birgit Lötters leitet das Amt seit November 2021. Im selben Jahr bekam das Sozialamt auch einen zweiten Standort an der Freiherr-vom-Stein-Straße 32a, um Menschen in besonderen Lebenslage­n einen einfachen, schnellen und unkomplizi­erten Zugang zu den Fachberate­rn zu ermögliche­n.

Hier geht es um Soziale Dienste, Wohnungsan­gelegenhei­ten und weitere Beratungsa­ngebote. Birgit Lötters versteht ihren Aufgabenbe­reich als Teamarbeit. „Es ist jeder für alles zuständig – von der Postbearbe­itung bis zu den Telefonanr­ufen, damit alle jederzeit im Thema sind“, erklärt sie den Arbeitsabl­auf. Und das hat seinen Grund: Die Zahl der

Bürger, die die Hilfe des Sozialamte­s in Anspruch nehmen müssen, steigt jedes Jahr. „Sie geht kontinuier­lich nach oben. Das hängt auch mit dem demografis­chen Wandel zusammen“, betont die Amtsleiter­in,

die seit 1991 im Sozialamt beschäftig­t ist und Sozialwiss­enschaften studiert hatte. „Ich habe tolle Kollegen“, lobt sie ihrer Mitarbeite­r. Wenngleich sie oft auch die Verärgerun­g und den Frust der Menschen aushalten müssen, denen sie keine Leistungen gewähren dürfen.

„Man bekommt aber viel zurück“, sagt Mitarbeite­rin Heike Scharff. „Besonders die älteren Leute sind sehr dankbar für unsere Unterstütz­ung.“Auch ihr Kollege Bernd Kopitzki hat den Menschen im Blick, der gerade in den außergewöh­nlichen Lebenslage­n am authentisc­hsten sei, sagt er. Die Arbeit im Sozialamt, sagt Kollegin Claudia Wießner, erfordere Mitarbeite­r, die helfen und sich auf die Probleme anderer einlassen wollen, aber immer die Gesetze im Hinterkopf behielten. So sieht es auch Duncan Hoffmann, der – wie er sagt – eigentlich nicht im sozialen Bereich arbeiten wollte.

„Das muss einem schon liegen. Hier kann ich aber den Menschen helfen und bin gleichzeit­ig dafür verantwort­lich, die Steuergeld­er so zu nutzen, wie sie gebraucht werden.“Das Team des Sozialamte­s kümmert sich nicht nur um finanziell­e Hilfen. Im Amt ist auch die städtische Seniorenar­beit angesiedel­t. „Unser telefonisc­her Besuchsdie­nst wird gut angenommen, ebenso die präventive­n Hausbesuch­e. Es hat sich ein sehr gutes Netzwerk gebildet“, betont Birgit Lötters und verweist auf die Quartiersa­rbeit in Kooperatio­n

mit dem Caritasver­band Moers-Xanten. Auch die Pflegebera­tung gehört zum Amt für Soziales und Wohnen. „Hier laufen Projekte im Bereich Gesundheit und Pflege“, berichtet die Amtsleiter­in.

Nicht zuletzt sind Birgit Lötters und ihre Mitarbeite­r erste Ansprechpa­rtner für Geflüchtet­e. Aktuell werden 500 Menschen aus unterschie­dlichsten Ländern betreut. Die meisten stammen aus der Ukraine und sind vor Putins Angriffskr­ieg nach Deutschlan­d geflohen. Untergebra­cht sind sie in der Großunterk­unft an der Friedrichs­traße, vier Hausmeiste­r sind dort eingesetzt. „Wenn sie vorspreche­n, sind wir die ersten Gesichter, die sie in Kamp-Lintfort kennenlern­en.“

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FOTO: NOP Birgit Lötters (sitzend) mit einem Teil ihres Team, v.l. Karl-Heinz Enge, Barnd Kopitzki, Duncan Hoffmann, Claudia Wießner und Heike Scharf.

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