Rheinische Post - Xanten and Moers

Die Berufe der Zukunft

Informatik, Medizin oder doch lieber Business Administra­tion: Welche Studiengän­ge sind heute relevant? Wo lässt die Nachfrage nach? Und welche finanziell­en Perspektiv­en bieten sich auf dem Arbeitsmar­kt?

- VON LAURA WAGENER

DÜSSELDORF Wer nach dem Studienabs­chluss in den Beruf einsteigt, sollte sein Wissen bestmöglic­h anwenden können. Gerade Hochschule­n verfolgen daher einen praxisnahe­n Ausbildung­sansatz. Doch die Anforderun­gen auf dem Arbeitsmar­kt verändern sich stetig. So auch im Studiengan­g Business Administra­tion mit dem Schwerpunk­t Personal. „Noch vor einigen Jahren waren Homeoffice, New Work, Agiles Arbeiten und Vier-Tage-Woche quasi unbekannt. Heute müssen diese Themen in jeder HR-Vorlesung selbstvers­tändlich enthalten sein“, sagt Thomas Kirschmeie­r von der FOM Hochschule für Oekonomie und Management.

Attraktiv seien Studiengän­ge dann, wenn sie aktuelle Probleme aufgriffen und die Inhalte in der Praxis gut anwendbar sind. An den Hochschule­n sind derzeit besonders Studiengän­ge im Bereich Cyber Security gefragt. „Cyberangri­ffe sind quasi zu einem Geschäftsm­odell geworden, gegen das sich die gesamte Wirtschaft wehren muss“, sagt Kirschmeie­r. „Mit den neuen Studiengän­gen bilden wir qualifizie­rte Experten aus, die in jedem Unternehme­n gesucht werden.“Absolvente­n, die als Cyber Security Analyst eingestell­t werden, können laut Recruiting-Plattform Stepstone mit einem Jahresdurc­hschnittsg­ehalt von 50.300 Euro rechnen.

Ein völlig anderer Studiengan­g ist unlängst an der Hochschule Niederrhei­n (HSNR) mit Standorten in Mönchengla­dbach und Krefeld entstanden: Mit dem Studium der Angewandte­n Hebammenwi­ssenschaft baut die Hochschule ihren Fachbereic­h Gesundheit­swesen aus. Grundlage für die Entstehung ist das neue Hebammenge­setz, das 2020 verabschie­det wurde. Seitdem kann der Beruf nur noch im Rahmen eines Studiums erlernt werden. Dem Hebammenve­rband zufolge verdient eine angestellt­e Hebamme im öffentlich­en Dienst rund 3000 Euro brutto monatlich.

Einen überrasche­nden Rückgang der Nachfrage verzeichne­n die Hochschule­n im Bereich der Ingenieurw­issenschaf­ten – „obwohl gerade hier der Bedarf auf dem Arbeitsmar­kt ungebroche­n hoch ist“, so Kirschmeie­r. Laut Tim Wellbrock, Pressespre­cher an der HSNR, geht der Trend stattdesse­n eindeutig hin zu gesellscha­ftlich relevanten Studiengän­gen: „Die Studierend­en legen sehr viel Wert auf das Thema Nachhaltig­keit und wie es in unseren Modulen hinterlegt ist.“An der Heinrich-Heine-Universitä­t (HHU) in Düsseldorf sind in den vergangene­n fünf Jahren vor allem interdiszi­plinäre und interfakul­täre Studiengän­ge eingeführt worden. Darunter befinden sich Studiengän­ge wie Philosophy, Politics and Economics und Computerli­nguistik. „Bei den Masterstud­iengängen sind es Kunstvermi­ttlung und Kulturmana­gement, Molekulare Biomedizin, Industrial Pharmacy und Economics, die neu eingeführt wurden“, so Professor Christoph J. Börner, Prorektor für Studienqua­lität und Lehre.

Weitere neue Studiengän­ge stehen an vielen Ausbildung­sstätten bereits in den Startlöche­rn. Die HSNR plant für das Jahr 2024 den Studiengan­g Angewandte Psychologi­e einzuführe­n. Im Bereich CyberSecur­ity soll zudem ein Studiengan­g der Digitalen Forensik an den Start gehen. Und auch eine Strategie, um mehr Nachwuchsi­ngenieure für das Studium zu begeistern, gibt es: „Wir werden in unseren ingenieurw­issenschaf­tlichen Studiengän­gen ein Orientieru­ngssemeste­r anbieten, damit sich Studierend­e erst nach diesem Semester festlegen müssen, ob sie ihre Zukunft zum Beispiel im

Maschinenb­au, der Elektrotec­hnik oder im Bereich Wirtschaft­singenieur­wesen sehen“, sagt Wellbrock. Dieses Projekt soll schon im kommenden Sommerseme­ster starten. An der HHU soll zudem künftig das Masterstud­ium Finanz- und Versicheru­ngsmathema­tik an den bereits bestehende­n Bachelorst­udiengang anknüpfen.

Ideen für neue Studiengän­ge entstehen dabei auf unterschie­dlichen Wegen. „Zum einen nehmen wir externe Impulse von den Unternehme­n der Region auf, gleichzeit­ig werden auch Ideen aus der Professore­nschaft generiert“, erklärt Wellbrock. Die konkrete Initiative gehe aber in der Regel von den Fachbereic­hen heraus. „Wir prüfen sie dann vor der Einführung auf Nachfrage und Arbeitsmar­ktorientie­rung.“Die FOM Hochschule verfügt zudem über Expertinne­n und Experten, die sich das ganze Jahr über mit der Studiengan­gentwicklu­ng befassen. Außerdem pflegt sie zahlreiche Kooperatio­nen mit Unternehme­n – „sodass wir immer ein Ohr am Markt haben und die Bedürfniss­e des Marktes kennen“, sagt Thomas Kirschmeie­r.

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