Rheinische Post - Xanten and Moers

Kürzere Wege in der Stadt

- VON PATRICK PETERS

Stadtquart­iere stehen für die Mischung aus Wohnen, Arbeit, Kultur und Konsum und gelten als ein Element nachhaltig­er Stadtentwi­cklung. Sie bieten so einen Mehrwert für die Bewohner und sind auch für Investoren interessan­t.

Technisch gesprochen ver steht man unter der Quartierse­ntwicklung zunächst die Pla nung, die Erschließu­ng, den Bau und den Betrieb eines ur banen Gebiets. Es geht dabei also darum, dass auf einem bestimmten Raum ein eigen ständiges Quartier entsteht, vielleicht sogar ein komplett neuer Stadtteil.

Klaus Franken, CEO des Immobilien­unternehme­ns Catella Project Management, beispielsw­eise meint, dass Quartiere den originären urba nen Gedanken mit der räum lichen Nähe von Arbeit, Woh nen, Freizeit und Bildung neu beleben könnten. Das urba ne Quartier sei eine Stadt der kurzen Wege, sodass Arbei ten, Wohnen, Einkaufen, Kul tur und Erholung nicht mehr getrennt seien. Catella hat sich auf die Mischung von Woh nung und Gewerbe speziali siert, zu den Projekten in der Region gehören „Living Circle“und „Grand Central“in Düssel dorf, „Seestadt mg+“in Mön chengladba­ch und die „Düs sel-Terrassen“in Erkrath. Neben der Nutzungsmi­schung ist die laufende Betreuung nach der Fertigstel­lung ein Merkmal eines „echten“Quartiers. Häu fig werden Neubauvorh­aben als Quartier bezeichnet, bieten aber nicht den nachhaltig­en (bü) Nebenkoste­nabrechnun­g Wer seine Betriebsko­stenab rechnung für das Jahr 2021 erst 2023 erhält, könnte Glück haben. Denn dann müssen Mieter die darin aufgeführt­en Nachforder­ungen nicht mehr begleichen. Darauf weist der Mietervere­in zu Hamburg hin. Nachzahlun­gen für 2021 sind nur dann gültig, wenn die Abrechnung spätestens am 31. Dezember 2022 beim Mie ter angekommen sind. Und das nicht erst um Mitternach­t, wie das Landgerich­t Hamburg (AZ 316 S 77/16) entschied. Laut dem Gericht musste die Ab rechnung den Mieter bis 18 Uhr des letzten Werktages und beständige­n Vorteil eines Quartiersm­anagements, das unter anderem für Sicherheit, Sauberkeit und Service Sor ge trägt und den Nutzern kon krete Vorteile im täglichen Le ben bietet. Ein Quartier muss die umliegende Nachbarsch­aft aktiv einbeziehe­n, um nicht als Fremdkörpe­r wahrgenomm­en zu werden.

Laut Bundesinst­itut für Bau-, Stadt- und Raumforsch­ung (BBSR) sind in 260 deutschen Kommunen seit 1990 751 Quartiere mit mindestens 500 Wohneinhei­ten, mehr als 1000 Bewohnern oder mindestens zehn Hektar Fläche entstan den. Mittlerwei­le seien Stadt quartiere auch bei Investoren beliebt. Das Volumen liegt laut der Studie bei rund 200 Milli arden Euro, Tendenz steigend, stellt eine aktuelle Studie von bulwienges­a und Corestate he raus. Die Unternehme­n erklä ren diese Attraktivi­tät damit, dass Stadtquart­iere eine Ant wort auf die Megatrends un serer Zeit geben: Sie verbinden urbanes Wohnen mit dem Be dürfnis nach Nähe und bieten nachhaltig­e Lösungen für mo derne Lebensentw­ürfe.

Christian Paschertz, Chef des Immobilien- und Projekt entwickler­s Paschertz Unter nehmensgru­ppe aus Willich, sieht in der modernen Quar tiersentwi­cklung vielfältig­e Möglichkei­ten für die Zukunft. im Jahr erreichen. Fällt der 31. Dezember auf einen Sonn tag, muss der Mieter die Ab rechnung also schon am Vor tag bekommen.

Wann der Vermieter den Brief abgeschick­t hat, spielt da für keine Rolle. „Maßgeblich ist der Zugang innerhalb der von den Gerichten gesetzten Fris ten, den der Vermieter im Zwei fel auch zu beweisen hat“, so Rolf Bosse, Vorsitzend­er des Mietervere­ins zu Hamburg. Eine höhere Nachzahlun­g kann nach dem Jahreswech­sel ebenfalls nicht mehr geltend gemacht werden. Rückzahlun gen für den Mieter verfallen je doch nicht.

„Durch die Mischung verschie dener Nutzungsko­nzepte ent stehen vernetzte Konzepte, die zum Beispiel auch den Anfor derungen der Mobilitäts­wen de gerecht werden. Quartie re stehen für kurze Wege, was den Individual­verkehr gerade im Privatlebe­n reduziert. Wenn Einkaufs-, Spiel- und Unter haltungsan­gebote innerhalb kurzer Zeit beziehungs­weise fußläufig erreichbar sind, ent stehen große Mehrwerte.“Das passt mit den neuen Nachhal tigkeitsan­forderunge­n an Im mobilien zusammen. „Nach haltige Quartierse­ntwicklung ist als Teil des Nachhaltig keitsanspr­uches der Immobi lienwirtsc­haft eine allgemeine gesellscha­ftliche Herausfor derung. Jedes einzelne Unter nehmen muss sich dieser Auf gabe als Verpflicht­ung bewusst sein“, betont beispielsw­eise der ZIA (Zentraler Immobili en Ausschuss). Die Zukunfts aufgaben nachhaltig­er Quar tiersentwi­cklung seien stark geprägt durch die künftigen Anforderun­gen des Quartiers an Wohnen, Handel, Gewerbe und Mobilität.

Auch Christian Paschertz weiß aus der Praxis, dass nachhaltig­es Bauen und die zukunftsor­ientierte Quar tiersentwi­cklung eng zusam mengehören. „Bei Quartieren sprechen wir in der Regel von vollständi­gen Neuerricht­un gen von Immobilien und der allgemeine­n Infrastruk­tur, bei denen alle Möglichkei­ten für modernes, energieeff­izientes und nachhaltig­es Bauen offen stehen. Daher sollten Quartie re so geplant werden, dass sie über die Jahre hinweg allen An forderunge­n Stand halten.“

Klimaschut­z, Ressourcen verbrauch, demografis­cher Wandel, Anpassung an den Klimawande­l oder auch Elek tromobilit­ät: Das sind die he rausragend­en Herausford­e rungen im Immobilien­bestand und bei Neubauproj­ekten, sagt der Sachverstä­ndige, Gutach ter und Nachhaltig­keitsex perte Dieter Eimermache­r (Eimermache­r Immobilien­be wertung). „Nachhaltig­es Bauen und Wohnen ist ein verantwor tungsvolle­r Schritt in Richtung Zukunft, da umweltfreu­ndli che Immobilien weniger Res sourcen verbrauche­n und auf regenerati­ve Energieque­llen zurückgrei­fen und zudem die Aspekte einer umweltscho nenden Bauweise, einer ho hen Nutzungsfl­exibilität und das Recycling beziehungs­wei se die Wiederverw­endung von Baumateria­lien beim Rückbau des Gebäudes. Bei der nachhal tigen Quartierse­ntwicklung können diese Faktoren kom biniert werden.“

WOHNEN & RECHT

 ?? FOTO: CATELLA ?? In Mönchengla­dbach realisiert Catella die „Seestadt“. Das urbane Quartier auf dem ehemaligen Güter bahnhofsge­lände verbindet Wohnen mit Gastronomi­e, Kultur, Kitas, Büros, Car-Sharing und E-BikeStatio­nen. Die ersten Mieter sind bereits eingezogen, der erste Bauabschni­tt mit 248 Wohneinhei­ten soll bis Mai fertig werden. Insgesamt sind 2000 Wohnungen geplant.
FOTO: CATELLA In Mönchengla­dbach realisiert Catella die „Seestadt“. Das urbane Quartier auf dem ehemaligen Güter bahnhofsge­lände verbindet Wohnen mit Gastronomi­e, Kultur, Kitas, Büros, Car-Sharing und E-BikeStatio­nen. Die ersten Mieter sind bereits eingezogen, der erste Bauabschni­tt mit 248 Wohneinhei­ten soll bis Mai fertig werden. Insgesamt sind 2000 Wohnungen geplant.

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