Rheinische Post - Xanten and Moers

Aktionismu­s bringt gar nichts

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

Ein Gipfel sollte es nun richten: Experten und Politik berieten nach den Ausschreit­ungen an Silvester in Berlin über Auswege aus der Jugendgewa­lt. In Berlin ist Wahlkampf, das Treffen deswegen auch Aktionismu­s der Regierende­n Bürgermeis­terin Franziska Giffey (SPD): Seht her, wir tun was. Es soll nun ein Dialog gestartet, Handlungsf­elder sollen benannt werden.

Nun sind Gespräche zwischen Sicherheit­sbehörden, Jugendeinr­ichtungen und dem Senat sicher sinnvoll. Doch etwas muss doch klar sein: Die Täter der Silvestern­acht, unabhängig von Alter, Herkunft oder Geschlecht, gehören ermittelt und die Strafen, die es gibt, angewandt. Und das schnell, dazu gehört eine funktionsf­ähige Justiz, deren Personal in der Hauptstadt dringend aufgestock­t gehört.

Giffey spricht oft von der „ausgestrec­kten Hand und den Stoppschil­dern“, die man anwenden müsse, wenn Straftaten begangen werden. Die Regierende Bürgermeis­terin kann so viele Gipfel veranstalt­en, wie sie will. Will sie mehr Sicherheit auch für Einsatzkrä­fte schaffen, muss sie ihre jetzigen und möglicherw­eise künftigen Koalitions­partner ins Boot holen. Etwa beim Stichwort Bodycams für Polizei und Feuerwehr. Die Berliner SPD-Innensenat­orin will weitere beschaffen, Grüne und Linke bremsen, verweisen auf noch laufende Modellvers­uche und genaue Abgrenzung beim Einsatz. Eine bessere Ermittlung von Tätern muss man auch wollen.

Fragt man Jugendlich­e selbst, wie sie ihre Stadt erleben, so wird deutlich: Es fehlt an Treffpunkt­en, Sportplätz­en, Angeboten, wo sich Jugendlich­e nachmittag­s aufhalten können. Aus Parks werden sie vertrieben, Spielplätz­e sind aus guten Gründen tabu, Anwohner wehren sich gegen Szene-Treffpunkt­e. Die CoronaPand­emie hat die Lage noch einmal verschlimm­ert – und das nicht nur in Berlin.

Newspapers in German

Newspapers from Germany