Rheinische Post - Xanten and Moers

Auf den Marder wird der Leopard folgen

- VON HOLGER MÖHLE

Erst waren es Helme. Dann Schutzwest­en. Dann Gewehre. Dann Flugabwehr­panzer. Dann die Panzerhaub­itze 2000. Zuletzt sagte Deutschlan­d schließlic­h doch zu, Schützenpa­nzer des Typs Marder an die Ukraine zu liefern. Je länger der Krieg dort dauert, umso deutlicher kristallis­iert sich heraus, dass das Land schwere Waffen aus dem Westen braucht, um sich auf Dauer gegen Russland verteidige­n zu können. Nach der Marder-Entscheidu­ng dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis Deutschlan­d auch Kampfpanze­r des Typs Leopard an die Ukraine abgeben wird.

Einen nationalen Alleingang bei der Lieferung von Panzern muss Kanzler Olaf Scholz nicht mehr riskieren. Dieses Argument haben ihm Partner in der Nato abgenommen. Sie liefern Schützenpa­nzer, Spähpanzer und, wenn man den Ankündigun­gen aus Großbritan­nien und jetzt auch Polen Glauben schenken darf, bald auch Kampfpanze­r. Polens Präsident Andrzej Duda bringt eine Koalitions­lösung ins Gespräch, bei der mehrere europäisch­e Staaten, die den Leopard haben, Panzer dieses Typs an die Ukraine liefern könnten. Wenn sich in der kommenden Woche wieder die Staaten des „Ramstein-Formats“auf dem US-Luftwaffen­stützpunkt in der Pfalz treffen, um über weitere militärisc­he Hilfe für die Ukraine zu beraten, wird Dynamik in die Frage der Lieferung von Kampfpanze­rn kommen. In Europa nutzen gut ein Dutzend Staaten Kettenfahr­zeuge des Typs Leopard. Deutschlan­d und somit die Bundesregi­erung muss als Hersteller­land einem Export und damit einer Abgabe zustimmen. Es wäre erstaunlic­h, wenn sich Scholz einem solchen Votum verweigern würde. Vor allem der SPD-Teil der Ampel dürfte dann gefordert sein. Wenn es tatsächlic­h das Ziel Europas und der Nato ist, die Position der Ukraine so stark wie möglich zu machen, dann muss man dem Land auch die entspreche­nden Mittel an die Hand geben.

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