Rheinische Post - Xanten and Moers

Der Regisseur im deutschen Team

- VON ERIC DOBIAS FOTO: AXEL HEIMKEN/DPA

Juri Knorr ist bei der Handball-WM der jüngste Spieler in der DHB-Auswahl. Der 22-Jährige ist dennoch bereits einer der Leistungst­räger in der Mannschaft und gilt als große Hoffnung für die kommenden Jahre.

HANNOVER (dpa) Juri Knorr schrieb nach seinem Gala-Auftritt bei der WM-Generalpro­be der deutschen Handballer gegen Island immer noch fleißig Autogramme, als seine Teamkolleg­en längst unter der Dusche standen. Der begnadete Regisseur der DHB-Auswahl, der zuweilen zwischen Genie und Wahnsinn schwankt, steht wegen seiner Qualitäten als Vorbereite­r und Vollstreck­er aber nicht nur bei den Fans hoch im Kurs.

Auch Bundestrai­ner Alfred Gislason setzt bei der Weltmeiste­rschaft in Polen und Schweden große Hoffnungen in den Rückraumsp­ieler vom Bundesligi­sten Rhein-Neckar Löwen, der mit 22 Jahren der Jüngste im deutschen Aufgebot ist. „Er wird sehr wichtig sein für uns bei diesem Turnier und in der Zukunft“, sagte

„Er wird sehr wichtig sein für uns bei diesem Turnier und in der Zukunft“Alfred Gislason Handball-Bundestrai­ner über Juri Knorr

Gislason über Knorr. „Er spielt konstant gut und übernimmt viel Verantwort­ung. Wir erhoffen uns sehr viel von ihm.“

Die Erwartunge­n an den Sohn des früheren Bundesliga­profis Thomas Knorr waren schon immer hoch. „Ich weiß nicht genau, woran das liegt. Aber das begleitet mich schon länger. Deshalb nehme ich das jetzt nicht anders wahr“, sagte Knorr der Deutschen Presse-Agentur.

Knorr durchlief die DHB-Nachwuchst­eams von der U17 bis zur U19 und debütierte bereits mit 20 Jahren in der Nationalma­nnschaft. 2021 war er bei der WM in Ägypten und den Olympische­n Spielen in Tokio dabei.

Doch im Vorjahr schien seine Karriere ins Stocken zu geraten. Knorr war nach seinem Wechsel von GWD Minden zu den Rhein-Neckar Löwen

im Verein hinter dem Schweizer Andy Schmid nur noch zweite Wahl und verpasste dann auch noch wegen fehlender Corona-Impfungen die Europameis­terschaft. „Für mich war das eine schwere Zeit“, erzählte er im Rückblick.

Jetzt ist Knorr nicht nur bei den Mannheimer­n, sondern auch in der DHB-Auswahl die unbestritt­ene Nummer eins auf seiner Position, was er in den beiden WM-Tests gegen Island in Bremen und Hannover eindrucksv­oll unter Beweis stellte. „Er hat zwei super Spiele gemacht. Er lenkt unser Spiel und trifft über weite Strecken immer die richtige Entscheidu­ng“, lobte Kapitän Johannes Golla. „Genau in dieser Form brauchen wir ihn.“

Auch Rechtsauße­n Patrick Groetzki ist begeistert. „Er spielt sehr stark, mit viel Überzeugun­g und ganz viel Qualität. Wir wissen, was in ihm steckt. Jetzt ist er an einem Punkt, wo er das in jedem Spiel abrufen kann“, sagte der 33 Jahre alte Routinier über Knorr.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Knorr manchmal über das Ziel hinausschi­eßt. Dann führen gewagte Aktionen schon mal zu schmerzlic­hen Ballverlus­ten – so wie am vergangene­n Samstag bei der 30:31-Niederlage gegen Island. „Dafür hat er ordentlich Kritik einstecken

müssen“, berichtete Gislason.

Mit einem Top-Auftritt und 13 Toren beim 33:31-Sieg am Sonntag zeigte Knorr die gewünschte Reaktion. „Ich weiß, wie es ist, wenn man in der Kritik steht oder wenn man Lobeshymne­n bekommt, die auch nicht gerade konstrukti­v sind. Man kann sich dem natürlich nicht gänzlich entziehen, aber je mehr Erfahrung man hat, umso besser kann man es einordnen. Ich versuche, mir treu zu bleiben und mein Ding zu machen“, sagte er.

Das will er auch bei der Weltmeiste­rschaft, wo zum Auftakt am Freitag Asienmeist­er Katar wartet. Weitere Vorrundeng­egner sind Serbien und Algerien. „Ich hoffe, dass wir positive Schlagzeil­en schreiben können. Aber das wird schwierig werden, denn wir gehören nicht zu den Mannschaft­en, die in den vergangene­n Jahren Medaillen gewonnen haben. Da gibt es andere Teams, die konstant nachgewies­en haben, oben dabei zu sein“, sagte Knorr über die WM-Chancen der DHBAuswahl, die zunächst den Gruppensie­g anstrebt. Knorrs Hoffnung: „Es wäre schön, wenn wir uns in einen Flow spielen könnten.“

 ?? ?? Juri Knorr durfte sich am Sonntag nach dem Spiel gegen Island feiern lassen. Der 22-Jährige zeigte eine herausrage­nde Leistung.
Juri Knorr durfte sich am Sonntag nach dem Spiel gegen Island feiern lassen. Der 22-Jährige zeigte eine herausrage­nde Leistung.

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