Rheinische Post - Xanten and Moers
„Wir stehen am Rande einer Rezession“
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst war am Dienstagabend Gastredner beim IHK-Neujahrsempfang in der Mercatorhalle. IHK-Präsident Werner Schaurte-Küppers fordert Nachbesserungen bei der Energiepreisbremse.
NIEDERRHEIN Für Werner Schaurte-Küppers war es eine Premiere. Erstmals nach seiner Wahl im Dezember 2022 zum Präsidenten der Niederrheinischen IHK begrüßte der 61-Jährige in dieser Eigenschaft die Gäste beim Neujahrsempfang der Kammer in der gut gefüllten Mercatorhalle. Der geschäftsführende Gesellschafter der Hülskens Holding ist zwar noch relativ neu an der Spitze der IHK – die Dinge, die die Wirtschaft im Kammerbezirk bewegen und ihnen Sorge bereiten, sind vielfach aber noch die alten.
Zudem sind die Probleme seit Beginn des Ukraine-Krieges im Februar des vergangenen Jahres eher noch gravierender geworden. Dennoch wollen sich die Unternehmer in Duisburg sowie in den Kreisen Wesel und Kleve die Zuversicht nicht nehmen lassen. Das wurde auch in der Eröffnungsrede des neuen Präsidenten deutlich.
„Wir leben in unsicheren Zeiten. Wir müssen als Gesellschaft und auch in unseren Unternehmen auf Sicht fahren. Bisher sind wir ganz gut durch die letzten Krisen-Monate gekommen. Doch keiner kann genau sagen, wie es weitergeht“, so der IHK-Präsident.
Schaurte-Küppers dankte seinem Vorgänger Burkhard Landers, der 13 Jahre die Geschicke der Kammer mitbestimmt hatte und sowohl als Krisenmanager wie auch als Mahner und Gestalter erfolgreich war. Für den scheidenden Präsidenten Burkhard Landers und seine Frau Elke gab es Blumen – und großen Applaus. Später gestand auch Hendrik Wüst, dass er eigentlich nicht kommen wollte. Als er erfuhr, dass Landers verabschiedet werden sollte, habe er gedacht: „Dann muss ich doch nach Duisburg kommen.“
Schaurte-Küppers verwies auf die Energie- und Rohstoffpreise, gestörte Lieferketten, die Inflation und den Fachkräftemangel. „Machen wir uns nichts vor: Die Aussichten sind trübe. Wir stehen am Rande einer Rezession, und manche Unternehmen kämpfen ums Überleben“, so das Fazit des IHK-Präsidenten.
Zehn Prozent der in Deutschland gewerblich verbrauchten Energie fielen hier in der Region Duisburg und am Niederrhein an. Die Energiepreisbremsen schafften zwar Planungssicherheit,
seien aber zum Teil unrealistisch und kaum zu erfüllen. „Hier fordern wir dringend Nachbesserungen“, so SchaurteKüppers. Dass der Austausch der A 40-Brücke von der Planung bis zur Realisierung zehn Jahre dauere, sei zu lang: „Das können wir uns nicht leisten.“Das 49-Euro-Ticket sei in der Diskussion – aber man schaffe
es in 30 Jahren nicht, das dritte Gleis für die Betuwe-Linie zu bauen. Dass Thyssenkrupp und HKM mit Unterstützung des Landes in die Wasserstoff-Technologie einsteige, spreche
„für Zutrauen in die unternehmerischen Kräfte“. Abschließend lud er die Landräte der Kreise Wesel und Kleve sowie Duisburgs Oberbürgermeister persönlich zu einem Spitzengespräch ein.
Mit seiner Forderung nach Planungsbeschleunigungen rannte Schaurte-Küppers bei Nordrehin-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst als Gastredner offene Türen ein. Er sagte die Möglichkeit zu, auch vorzeitig mit Maßnahmen zu beginnen. Wüst verwies auf die zentrale Rolle, die Duisburg bei der Transformation der Stahlindustrie und dem Wasserstoff spiele. „Das wird auch der übrigen Wirtschaft einen Schub geben.“
Nach dem offiziellen Programm begann für viele beim gemeinsamen Austausch im Foyer mit dem „Netzwerken“der wohl wichtigere Teil des Abends. Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, von Organisationen, Gebietskörperschaften, Kirchen, Gewerkschaften und Institutionen plauderten angeregt bei Häppchen und Getränken.