Rheinische Post - Xanten and Moers
Enorme Korruption in der Ukraine
Woelki hat den Verlust des Vertrauens noch einmal bestätigt. Aus dem Fehler wurde nicht gelernt, denn dann gäbe es eine Bitte um Vergebung und eine Wiedergutmachung. Die beiden teuren Gutachten des Bistums – also von den Gläubigen bezahlt – dienten nicht der Aufarbeitung und Aufklärung, sondern eher der Übertreibung und dadurch der weiteren Verunsicherung. Warum wurde „unser“Geld nicht zu einer Entschädigung der Opfer genutzt? Das hätte ein Stück guten Willen gezeigt und zur Versöhnung beigetragen. Der größere Anteil unserer Priester und Gläubigen kämpft jetzt um Schadensbegrenzung ohne Unterstützung des Bischofs. Sie müssen für den Verlust des Vertrauens geradestehen.
Zu „Macht zu haben, hat mich nie angetrieben“(RP vom 28. Dezember): Das Interview mit Kardinal Rainer Maria Woelki hat bei mir einen wirklich sehr zwiespältigen Eindruck hinterlassen. Seine Äußerungen könnte man wohlwollend mit den Worten zusammenfassen: „Er war stets bemüht.“Aber selbst in der Schule konnte einen dieses Urteil nicht vor dem Sitzenbleiben retten. Zwiespältig, weil ich mich frage: Ist da einer so abgezockt und will gegenüber der Öffentlichkeit nicht eingestehen, dass er bewusst Informationen negiert oder verdrängt hat? Oder hat er einfach eine gestörte Wahrnehmung der Realität und seiner eigenen Person? – Schwer zu sagen. Klar ist allerdings, dass er durch sein Agieren der katholischen Kirche im Allgemeinen und dem Erzbistum Köln im Speziellen schweren Schaden zugefügt hat.
Zu „Ein Hoch auf die Ukraine“
(RP vom 28. Dezember): Ihre Betrachtung zur Ukraine hat mir sehr imponiert, insbesondere auch, dass Sie auf die enorme Korruption in diesem Land hingewiesen haben. Unserem Bundeskanzler Olaf Scholz scheint das ganz offensichtlich entgangen zu sein.
Vor wenigen Wochen ermunterte er die deutsche Wirtschaft aktiv, sie möge doch bereits jetzt in der Ukraine investieren, da dieses Engagement eine Investition in ein künftiges EU-Land sei. Ich war wirklich entsetzt. Zu Beginn des Krieges hing ich übrigens auch der Meinung von Richard David Precht an, dass man einen Krieg, den man nicht gewinnen könne, schnellstmöglich beenden sollte. Als sich dann aber zeigte, wie konsequent und erfolgreich sich die Ukrainer zur Wehr setzten und wie desolat die russische Armee in Teilen war, änderte ich meine Meinung. Manchmal muss man einen Krieg nicht gewinnen, es reicht ja schon, wenn man ihn nicht verliert.