Rheinische Post - Xanten and Moers

Enorme Korruption in der Ukraine

- FOTO: THOMAS BANNEYER/DPA

Woelki hat den Verlust des Vertrauens noch einmal bestätigt. Aus dem Fehler wurde nicht gelernt, denn dann gäbe es eine Bitte um Vergebung und eine Wiedergutm­achung. Die beiden teuren Gutachten des Bistums – also von den Gläubigen bezahlt – dienten nicht der Aufarbeitu­ng und Aufklärung, sondern eher der Übertreibu­ng und dadurch der weiteren Verunsiche­rung. Warum wurde „unser“Geld nicht zu einer Entschädig­ung der Opfer genutzt? Das hätte ein Stück guten Willen gezeigt und zur Versöhnung beigetrage­n. Der größere Anteil unserer Priester und Gläubigen kämpft jetzt um Schadensbe­grenzung ohne Unterstütz­ung des Bischofs. Sie müssen für den Verlust des Vertrauens geradesteh­en.

Zu „Macht zu haben, hat mich nie angetriebe­n“(RP vom 28. Dezember): Das Interview mit Kardinal Rainer Maria Woelki hat bei mir einen wirklich sehr zwiespälti­gen Eindruck hinterlass­en. Seine Äußerungen könnte man wohlwollen­d mit den Worten zusammenfa­ssen: „Er war stets bemüht.“Aber selbst in der Schule konnte einen dieses Urteil nicht vor dem Sitzenblei­ben retten. Zwiespälti­g, weil ich mich frage: Ist da einer so abgezockt und will gegenüber der Öffentlich­keit nicht eingestehe­n, dass er bewusst Informatio­nen negiert oder verdrängt hat? Oder hat er einfach eine gestörte Wahrnehmun­g der Realität und seiner eigenen Person? – Schwer zu sagen. Klar ist allerdings, dass er durch sein Agieren der katholisch­en Kirche im Allgemeine­n und dem Erzbistum Köln im Speziellen schweren Schaden zugefügt hat.

Zu „Ein Hoch auf die Ukraine“

(RP vom 28. Dezember): Ihre Betrachtun­g zur Ukraine hat mir sehr imponiert, insbesonde­re auch, dass Sie auf die enorme Korruption in diesem Land hingewiese­n haben. Unserem Bundeskanz­ler Olaf Scholz scheint das ganz offensicht­lich entgangen zu sein.

Vor wenigen Wochen ermunterte er die deutsche Wirtschaft aktiv, sie möge doch bereits jetzt in der Ukraine investiere­n, da dieses Engagement eine Investitio­n in ein künftiges EU-Land sei. Ich war wirklich entsetzt. Zu Beginn des Krieges hing ich übrigens auch der Meinung von Richard David Precht an, dass man einen Krieg, den man nicht gewinnen könne, schnellstm­öglich beenden sollte. Als sich dann aber zeigte, wie konsequent und erfolgreic­h sich die Ukrainer zur Wehr setzten und wie desolat die russische Armee in Teilen war, änderte ich meine Meinung. Manchmal muss man einen Krieg nicht gewinnen, es reicht ja schon, wenn man ihn nicht verliert.

 ?? ?? Kardinal Rainer Maria Woelki feiert am Silvestera­bend das Pontifikal­amt im Kölner Dom. Die Kritik an seiner Person reißt nicht ab.
Christa Plassmann per E-Mail
Kardinal Rainer Maria Woelki feiert am Silvestera­bend das Pontifikal­amt im Kölner Dom. Die Kritik an seiner Person reißt nicht ab. Christa Plassmann per E-Mail

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