Rheinische Post - Xanten and Moers
Krankenhaus setzt auf energetische Ideen
Das Evangelische Krankenhaus Wesel geht trotz aller Widrigkeiten mit Zuversicht ins neue Jahr. Denn es gibt Lichtblicke, ist man doch „fast wieder auf dem Niveau von 2019“, wie Geschäftsführer Heino ten Brink sagt.
WESEL Maskenpflicht, Testpflicht, steigende Kosten, hoher Krankenstand: Die Rahmenbedingungen für Kliniken könnten besser sein. Auch die Spitze des Evangelischen Krankenhauses Wesel (EVK) blickte am Mittwoch bei ihrer Jahrespressekonferenz auf ein anstrengendes 2022 zurück. Unzufrieden ist man aber nicht, denn es gibt Anzeichen für eine Trendwende. Geschäftsführer Heino ten Brink sieht das EVK nicht nur für die politisch gewollte neue Krankenhausplanung gut aufgestellt. Er sieht es auch „fast wieder auf dem Niveau von 2019“. Nach 13.717 stationär behandelten Patienten in 2021 waren es im vergangenen Jahr schon wieder 13.771. Ambulant versorgt wurden rund 26.000 Patienten (2021: 24.500). „Wir entwickeln uns weiter“, war die für ten Brink wichtigste Feststellung.
Baulich ist das auf dem Gesundheitscampus, wie das EVK sein Gelände nennt, seit einiger Zeit zu sehen. Das Kati-Faßbender-Hospiz und das Haus Aaper Busch sollen in diesem Jahr in Betrieb gehen. Teils bereits abgeschlossen sind nachhaltige Modernisierungen, die nicht gleich jedem ins Auge springen. Am zentralen Klinikbau haben Fassadendämmungen stattgefunden. Ein Teil der Fensteranlage ist ersetzt, ein weiterer wird folgen. Unterdessen, so der stellvertretende Geschäftsführer und kaufmännische Direktor Martin Straatmann, wird eine Strategie für mehr Einsparpotenzial entwickelt. Im Fokus stehen energetische Sanierungen.
Noch profitiert das Haus von langfristigen Verträgen für den Bezug.
Das beschert dem EVK laut Straatmann „ein Jahr Aufschub vor der Kostenexplosion“. Angesichts einer benötigten Gasmenge von allein 8,5 Millionen Kilowattstunden will man vorbereitet sein. Bausteine sind der Austausch von Leuchtmitteln und Pumpen ebenso wie die Reduzierung von Kühlhäusern, mehr Ladesäulen für die E-Flotte und ein Ideenwettbewerb. Während neue Gebäude natürlich auf dem Stand der Technik entstehen, wird in Altbauten Sparpotenzial gesehen.
Kleinere Veränderungen betreffen eine Überdachung für die Fläche, die Krankentransporter mit DialysePatienten anfahren, was Mitarbeitern und Patienten zugute kommen soll. Erneuert wird der Fahrrad-Käfig, in dem auch E-Bikes aufgeladen werden können. Auf dem Plan stehen zudem Stationen, deren Zimmer noch nicht mit jeweils eigenen Bädern aufwarten können. Vor dem Haupteingang ist das Zelt fürs Testzentrum durch einen festen Bau ersetzt, der nach Corona auch anders genutzt weden kann.
Von Weiterentwicklungen spricht auch der Ärztliche Direktor Winfried Neukäter. Er streicht das Onkologische
Kompetenzzentrum Niederrhein heraus, das „Medizin und Pflege aus einer Hand“besonders lebe, von der Deutschen Krebsgesellschaft ausgezeichnet und zertifiziert worden sei. Ähnliches gelte für die Hernienchirurgie und nicht zuletzt die neue OP-Technik. Mehr als 2600 Operationen sind mit der Hilfe eines Roboters durchgeführt worden. Das gilt als besonders schonend für Patienten. Neukäter freut sich über internationale Anfragen, bei Kongressen dies per Live-Übertragung miterleben zu können. Das sei für ein kleines Krankenhaus wie
das EVK was Besonderes. Übrigens kämen manche Patienten extra deswegen ins EVK, weil hier der Roboter als verlängerter, aber absolut ruhiger Arm des Chirurgen mitwirkt.
Neukäter berichtet zudem von einer Weiterentwicklung im Brustzentrum, für das in dieser Woche eine weitere erfahrene Senologin gewonnen werden konnte, von Verstärkung für die Palliativmedizin, von der Arbeit an der digitalen Patientenakte sowie der Vorbereitung eines digitalen Patientenportals, das 2024 an den Start gehen soll.
Weiter geht es auch mit einem Projekt in der Weseler Innenstadt, wo Ersatz für das Willibrordi-Altenheim geschaffen werden soll. Geplant ist ein Wohn- und Pflegequartier mit Tagespflege, betreutem Wohnen und zwei ambulant betreuten Wohngemeinschaften. In dieser Woche will das Krankenhaus ein Teilgrundstück über der alten Stadtmauer kaufen und dann mit einem Fachplaner ausloten, was, so Heino ten Brink, „da auf uns zukommt“.