Rheinische Post - Xanten and Moers
So läuft die Mehrwegpflicht an
Seit dem 1. Januar müssen Betriebe, die Essen und Getränke „to go“anbieten, eine Mehrwegverpackung bereithalten. Ziel ist, die Müllmenge zu reduzieren, die durch Einweg entsteht. Zu Besuch beim Restaurant Neumaier in Xanten.
XANTEN Pizzakartons stapeln sich neben einem Mülleimer, Burgerboxen und Pommesschälchen liegen am Wegesrand. Einmal gebraucht, sind die Einwegverpackungen nicht mehr nützlich. Sie müssen weggeschmissen werden. Und dabei entsteht viel Müll. Manchmal so viel, dass er gar nicht in die dafür vorgesehenen Eimer passt und in der Natur landet – wo er nicht abgebaut werden kann. Das soll sich mit der Mehrwegpflicht, die seit dem 1. Januar gilt, ändern. Sie schreibt Gastronomen vor, für Speisen zum Mitnehmen neben Einweg- auch Mehrwegverpackungen anzubieten. Die Bedingung: Der Betrieb muss mehr als 80 Quadratmeter und fünf Mitarbeiter umfassen. Wie die Mehrwegpflicht umgesetzt werden kann und wie sie ankommt.
Schon vor dem Eingang zum Restaurant Neumaier in der Xantener Innenstadt hängen Plakate mit Hinweisen zur Mehrwegpflicht: „Bei uns gibt es Take-Away in der Pfandschale“, heißt es hier. „Fünf Euro Pfand hinterlegen und deutschlandweit zurückgeben.“Dazu das Logo des Herstellers Recup, der eigenen Angaben zufolge Deutschlands größter Mehrwegsystemanbieter für die Gastronomie sein soll.
Zwei Wochen vor Weihnachten hat sich Michael Neumaier mit seinem Restaurant- und MetzgereiTeam für das Pfandsystem der Firma entschieden. Das sieht so aus: Er bekommt eine beliebige Anzahl von wiederverwendbaren Behältnissen und bezahlt dafür einen monatlichen Betrag. Bei Neumaier sind das 30 Euro. Dafür erhält er die sogenannten Rebowls, die es in drei verschiedenen Größen und Formen gibt: Eine kleine Dose, die 550 Milliliter fasst – zum Beispiel für Suppe –, eine größere, die Platz für 1100 Milliliter bietet, und eine weitere mit Trennsteg, sodass feuchte Lebensmittel und andere Lebensmittel getrennt voneinander transportiert werden können.
Wenn Kunden Gerichte mit nach Hause nehmen wollen, sollen sie bei der Verpackung die Wahl bekommen zwischen Einweg und Mehrweg. Pro Rebowl bezahlen sie fünf
Euro Pfand. Die Kunden müssen die wiederverwendbaren Dosen nicht nehmen. Die Gastronomen hingegen müssen die Mehrweg-Schalen aber anbieten und auf Vorrat haben, so schreibt es das Verpackungsgesetz vor.
Etwa zehn Prozent seiner Kunden nähmen das Angebot bereits an, sagt Michael Neumaier. Allerdings sei es „noch zu früh, um zu sehen, ob das Mehrwegsystem von Erfolg gekrönt ist“.
Haben die Kunden die Mahlzeiten verzehrt, können sie die MehrwegSchalen zurückbringen – entweder zum Restaurant Neumaier selbst oder zu jedem anderen Partner von Recup – zum Beispiel in Sonsbeck bei Tonis Frittenwerkstatt. Dabei erhalten sie auch die fünf Euro Pfand pro Behälter zurück.
Genauso funktioniert das Pfandsystem auch bei Getränken, die in Bechern zum Mitnehmen verkauft werden. Wer sich die App „Recup“herunterlädt, kann nachschauen, wer alles an diesem Pfandsystem teilnimmt: In Xanten, Alpen, Sonsbeck und Rheinberg sind das neben den genannten Gastronomiebetrieben auch einige Tankstellen oder die Cocktail-Tikibar in Xanten gegenüber der Kriemhild-Mühle.
„Ich halte die Mehrwegpflicht für absolut richtig“, sagt Neumaier auf Nachfrage. „Auf freiwillige Maßnahmen zu setzen, das hatten wir schließlich lange genug“, betont er. Der Xantener habe Verständnis für jeden Gastronomen, der die Mehrwegpflicht gerade bei den aktuellen Preissteigerungen nicht einhalten wolle oder könne – entweder weil die Inflation ohnehin schon belastend oder weil der Markt an wiederverwendbaren Behältern unübersichtlich sei, sagt er. In Wesel hatten Betreiber, die anonym bleiben wollen, jüngst gesagt, dass sie die Mehrwegverpackungen erst anschaffen würden, wenn sie bei Kontrollen auffielen. Der Aufwand und die Investition seien einfach zu groß.
Damit sich der Einsatz letztendlich lohne, müssten Kunden die nachhaltigere Alternative oft genug wählen, sagt Neumaier. „Die Nachhaltigkeit fängt erst an, wenn man sie oft genug benutzt.“