Rheinische Post - Xanten and Moers
Kalenderblatt
12.01.1967
Es klingt so hoffnungsvoll:
Durch Kryostase, so versprechen es die Betreiber von
Kryonik-Unternehmen, könnten unheilbare Krankheiten überwunden und ein Leben in einer anderen Zeit möglich werden. Das Einfrieren des menschlichen Körpers soll Menschen, die an unheilbaren Krankheiten leiden, die Chance auf ein Weiterleben in ferner Zukunft schenken. Seriöse Wissenschaftler halten das im Allgemeinen für Unsinn. Science-Fiction ist noch eine freundlichere Bewertung, viele sprechen auch vom Geschäft mit der Angst vor dem Tod. Schon seit den 1960er-Jahren wird mit dem sogenannten Kälteschlaf experimentiert. Der erste Mensch, der sich nach seinem Tod einfrieren ließ, war der USAmerikaner James Bedford. Er lehrte zu Lebzeiten an der Universität von Kalifornien Psychologie und war unheilbar an Nierenkrebs erkrankt, als er erfuhr, dass ein Kryonik-Anbieter auf der Suche nach Freiwilligen war. Bedford meldete sich. Am 12. Januar 1967 starb er, noch am selben Tag wurde er in Kryostase versetzt. Rund 500 Menschen sollen es dem Amerikaner bislang nachgemacht haben. Ihre Körper werden bei einer Temperatur von minus 196 Grad Celsius aufbewahrt. Zentren der Kryonik sind vor allem die USA und Russland. Dass einer dieser Menschen jemals wieder leben wird, ist unwahrscheinlich. Die Technik des Einfrierens wurde seit Bedford zwar verbessert, das Auftauen eines menschlichen Körpers ohne Schäden funktioniert jedoch nur in Romanen und Filmen – ganz zu schweigen davon, dass man den Toten auch noch zum Leben erwecken müsste. Vermutlich bleibt die Idee der Kryonik auch in Zukunft Science-Fiction.
James Bedford lässt sich einfrieren