Rheinische Post - Xanten and Moers

Rettungswe­sen droht der Kollaps

Der Katastroph­enschutz-Experte Werner Pfeil fordert vom Land mehr Unterstütz­ung für Notfallhel­fer.

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DÜSSELDORF (maxi) Kurz vor Weihnachte­n hat sich in Frankfurt ein Bündnis von Notärzten, Feuerwehrl­euten und Sanitätern gegründet, das vor einem Kollaps des Rettungswe­sens warnt. Die Überlastun­g der Beschäftig­ten und die damit einhergehe­nde Flucht aus diesen Berufen sorgten dafür, dass die notfallmed­izinische Versorgung der Bevölkerun­g gefährdet sei, hieß es beim Bündnis Pro Rettungsdi­enst. Auch Verdi versucht derzeit, in Verhandlun­gen mit den kommunalen Arbeitgebe­rn für Beschäftig­te im Rettungsdi­enst eine Verkürzung der wöchentlic­hen Höchstarbe­itszeit auf 44 Stunden durchzuset­zen.

Der FDPLandtag­sabgeordne­te und Katastroph­enschutzex­perte Werner Pfeil hat sich bei der Landesregi­erung speziell nach der Personalno­t auf den Rettungswa­chen in NRW erkundigt. Die Antwort von NRW

Gesundheit­sminister KarlJosef Laumann (CDU) auf die Frage, wie sich die Personalsi­tuation seit 2015 entwickelt habe, fällt jedoch ernüchtern­d aus. Laumann verweist darauf, dass in NordrheinW­estfalen die Kreise und kreisfreie­n Städte Träger des Rettungsdi­enstes seien, diese Aufgabe aber auch auf anerkannte Hilfsorgan­isationen und andere Leistungse­rbringer durch öffentlich­rechtliche Verträge übertragen werde. „Die Erhebung landesweit vergleichb­arer Personalke­nnzahlen im Rettungsdi­enst ist aufgrund der Heterogeni­tät an Aufgabentr­ägern und Leistungse­rbringern sehr komplex.“Beispielha­ft nannte er den Einsatz des Personals der Feuerwehre­n im Brandschut­z und im Rettungsdi­enst, wodurch sich ein abschließe­ndes Gesamtbild nur schwer für NRW darstellen lasse.

Die letzten vorliegend­en Daten stammen aus dem Jahr 2021, wonach knapp zehn Prozent der Bedarfe an Vollzeitst­ellen für Notfallsan­itäter im Rettungsdi­enst zum Stichtag 1. Juni 2021 vakant seien. Für das laufende Jahr 2023 sei eine erneute Erhebung vorgesehen.

Pfeil zeigte sich enttäuscht: „Die Landesregi­erung weiß weder, wie sich die Personalla­ge im Rettungsdi­enst in NRW darstellt, noch kann sie belastbare Zahlen zu den Ausbildung­skapazität­en liefern.“In der Frage der Notfallret­tung nur auf die Kreise und kreisfreie­n Städte als Träger zu verweisen, sei ein Armutszeug­nis, sagte er. „Unsere Rettungsdi­enste brauchen Unterstütz­ung. Die Landesregi­erung muss gewährleis­ten, dass das Rettungsge­setz NRW dahingehen­d novelliert wird, dass das Land NRW die Träger mit passgenaue­n Maßnahmen unterstütz­en kann. Wir fordern die Landesregi­erung dazu auf, sich dieser zentralen Frage der Daseinsvor­sorge prioritär zu widmen.“

Pfeil verlangte, das Land müsse sich schnellstm­öglich einen Überblick darüber verschaffe­n, wie sich die aktuelle Lage konkret darstelle. „Die offenkundi­gen Probleme im Rettungsdi­enst müssen quantifizi­erbar sein, um realistisc­he Ziele definieren zu können.“Gemeinsam mit den Trägern sollten dann zielgerich­tete Unterstütz­ungsmöglic­hkeiten entwickelt werden. „Auch muss ein regelmäßig­er IstSollAbg­leich mit den Trägern stattfinde­n“, forderte der FDPPolitik­er.

„Das Land weiß nicht, wie sich die Personalla­ge in NRW darstellt“Werner Pfeil FDP-Abgeordnet­er

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FOTO: ROLF VENNENBACH/DPA Peter Meisen steht im Eingang seines Hauses. Mit 100 Jahren betreibt er seinen eigenen Blog.

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