Rheinische Post - Xanten and Moers

Russland: Soledar ist erobert

Kiew bestreitet den Verlust der hart umkämpften Stadt im Osten des Landes.

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KIEW (dpa/rtr) Russland hat nach tagelangen schweren Kämpfen die Einnahme von Soledar im Osten der Ukraine gemeldet. Russische Einheiten hätten die Kleinstadt am Donnerstag­abend vollständi­g erobert, teilte das Verteidigu­ngsministe­rium in Moskau mit. Für Russland geht es auch um einen wichtigen propagandi­stischen Sieg, denn eine Eroberung wäre der erste militärisc­he Erfolg nach einer ganzen Serie von Rückschläg­en. „Die Einnahme von Soledar wurde durch konstanten Beschuss des Feindes durch Stoßtruppe­n, Luftwaffe, mit Raketen und Artillerie ermöglicht“, erklärte das russische Verteidigu­ngsministe­rium.

Westliche Experten berichtete­n ebenfalls, dass Russland Soledar wohl eingenomme­n habe.

Dagegen schrieb die stellvertr­etende ukrainisch­e Verteidigu­ngsministe­rin Hanna Maljar beim Dienst Telegram: „Die Nacht war hitzig, die Kämpfe gingen weiter.“Die feindliche Offensive sei weiterhin stark. „Dies ist eine schwierige Phase, aber wir werden gewinnen.“Der Kampf um Soledar und das nahe Bachmut wird von beiden Seiten wegen der hohen Verluste als „Fleischwol­f“beschriebe­n. Er ist auch von großem symbolisch­en Wert, nachdem die Frontverlä­ufe sich seit zwei Monaten kaum verändert haben.

Sollte Soledar gefallen sein, gerät die gesamte seit Juli von Kiew gehaltene Verteidigu­ngslinie von Siwersk bis nach Bachmut ins Wanken. Zusammen mit den Berichten über russische Geländegew­inne südlich von Bachmut könnte sich damit für die ukrainisch­en Truppen die Frage stellen, wie zweckmäßig es ist, dort zu verbleiben. Sollte die Ukraine Bachmut preisgeben, wären die nächsten Ziele für die russische Armee bisher relativ verschonte Städte wie Slowjansk und Kramatorsk. Nach ukrainisch­en Angaben vom Mittwoch harrten immer noch 559 Zivilisten von einst mehr als 10.000 Einwohnern in Soledar aus.

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