Rheinische Post - Xanten and Moers

Auf der Suche nach dem „Kracher“

Die CDU geht in Weimar in Klausur. Das ist dringend nötig – der Partei fehlt es an zündenden Inhalten.

- VON HAGEN STRAUSS

WEIMAR/BERLIN Wer Suchender ist, wird in Weimar fündig. Untrennbar verbunden ist die Stadt mit Goethe und Schiller, das bronzene Standbild der beiden vor dem Deutschen Nationalth­eater zeugt davon. Hier also sucht auch die Union an zwei Tagen nach dem, was mal war – und was künftig sein könnte. Oder wie CDUChef Merz ganz nüchtern sagt: „Ich möchte die CDU in den Sachthemen wieder auf die Höhe der Zeit bringen.“Einfach wird das nicht. Mitunter wegen des Vorsitzend­en selbst.

Die Union ist seit über einem Jahr in der Opposition. Die Bundestags­fraktion hat Merz sortiert, arbeitsfäh­ig gemacht, sie wird tagespolit­isch wahrgenomm­en. Auch, weil die Ampel und der Kanzler es ihr in diesen Krisenzeit­en mitunter leicht machen. Aber die Partei? Sie dümpelt vor sich hin, es fehlt an breiter „Meinungsfü­hrerschaft“, wie intern eingeräumt wird. Kompetenze­n sind seit dem Machtverlu­st verloren gegangen. Gerade bei den Themen, für die die Union früher gewählt wurde – für ihre Wirtschaft­spolitik etwa.

Die Vorstandsk­lausur soll daran etwas ändern, künftig wollen die Christdemo­kraten nur noch verkünden, wofür sie sind. Acht Punkte umfasst der Entwurf der „Weimarer Erklärung“. Darin sieht die CDU die Wirtschaft­s-, Energie- und Klimapolit­ik

als eine Einheit, man setzt auf marktwirts­chaftliche Innovation­en und Anreize, auf Forschung und auf Klassiker wie den Bürokratie­abbau. Für Ärger sorgt der Satz, man wolle den Bau neuer Atomkraftw­erke „vorurteils­frei“prüfen. Das sei falsch, heißt es, und entspreche nicht der Beschlussl­age der Partei.

Doch reicht die Erklärung am Ende für ein Signal, das nicht sogleich wieder verpufft? „Kein Kracher dabei“, stichelt einer. Die Unionsspit­ze sieht in dem Treffen freilich nur den Auftakt in ein anspruchsv­olles Jahr 2023 – es soll das der konkreten programmat­ischen Erneuerung werden, an dessen Ende dann im Mai 2024 das neue Grundsatzp­rogramm steht.

Merz rühmt sich damit, inzwischen viel mehr Zeit in die Parteiarbe­it zu investiere­n. Jedoch: Der Union fehlt es an Köpfen, die mit Themen in Verbindung gebracht werden. Hinzu kommt, dass Merz selbst die CDU öfter in die Bredouille bringt. Es mag sein, dass er für seine umstritten­e „Kleine Paschas“-Äußerung bei Markus Lanz viel Zuspruch erhalten hat, wie er und andere beteuern. Aber der Vorsitzend­e hatte unlängst verkündet, für den Sprung zurück in die Regierung brauche man den Zuspruch von Frauen, Jungen und Migranten. Die verbalen Ausrutsche­r, angefangen beim „Sozialtour­ismus“, könnten daher die abschrecke­n, die die Union eigentlich gewinnen will.

 ?? FOTO: MARTIN SCHUTT/DPA ?? Parteichef Friedrich Merz (l.) und Generalsek­retär Mario Czaja vor Beginn der Klausurtag­ung des CDU-Bundesvors­tands.
FOTO: MARTIN SCHUTT/DPA Parteichef Friedrich Merz (l.) und Generalsek­retär Mario Czaja vor Beginn der Klausurtag­ung des CDU-Bundesvors­tands.

Newspapers in German

Newspapers from Germany