Rheinische Post - Xanten and Moers
Ein Polizeieinsatz mit gemischten Gefühlen
LÜTZERATH Einsatzkräfte aus 14 Bundesländern sind in Lützerath mit der Räumung des Ortes beschäftigt. In Zwölf-Stunden-Schichten sind je rund 2000 Polizistinnen und Polizisten eingesetzt. Um alle zu versorgen, bereiten Dutzende Köche in zwei Feldküchen jeden Tag Essen vor. „Es gibt dort einmal am Tag eine warme Mahlzeit“, sagt Arno Keusch, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) im Kreisverband Aachen. „Früher gab es Gulasch mit Nudeln und wer kein Fleisch mochte, musste Nudeln essen – das ist heute nicht mehr so“, sagt er. Heute gibt es immer auch eine vegetarische Variante.
Für den Tag bekommen die Einsatzkräfte einen Verpflegungsbeutel mit belegten Brötchen, Obst, eineinhalb Litern Wasser und Apfelschorle und einem Schokoriegel. „Wir sind allein bei etwa 10.000 Litern Getränken am Tag, wenn man Tee und Kaffee mit dazunimmt“, so Keusch. Unterstützt wird die Logistik vom Technischen Hilfswerk.
Die Einsatzkräfte werden nicht mehr in Turnhallen untergebracht, sondern in Hotels und Pensionen im Raum Köln, Düsseldorf und Aachen. „Mit An- und Abreise sind die Kollegen 14 bis 15 Stunden im Einsatz, da ist es wichtig, dass sie noch ein paar Stunden guten Schlaf bekommen“, sagt Keusch. Die Einsatzkleidung hielt dem vielen Regen nicht dauerhaft stand. „Die Kollegen haben eine Jacke und zwei Hosen, das ist bei so einem Wetter einfach zu wenig, man kriegt die Sachen über Nacht kaum trocken“, sagt Keusch. Am Einsatzort gibt es mehrere Baucontainer für Technik und eine Gefangenensammelstelle. Auch 20 Toilettenwagen wurden nach Lützerath gebracht. „Und wir haben Anhänger mit beheizten Duschanlagen“, sagt Keusch. Die gab es beim Einsatz im Hambacher Forst 2018 nicht. „Nachdem die Kollegen dort mit Fäkalien beworfen worden sind, sind die Duschen diesmal von Anfang an da.“
Die Motivation der Einsatzkräfte sei hoch – auch, weil die meisten Aktivisten am Ende freiwillig mitgegangen seien. „Klar gibt es auch das eine oder andere Scharmützel, aber darauf waren wir ja eingestellt.“Für viele Einsatzkräfte, die erstmals an der Abbruchkante stehen, sei es schon erschreckend zu sehen, welche großen Eingriffe in die Natur der Tagebau verursache. „Klar verstehen die Kollegen auch die Menschen, die sich dagegenstellen“, sagt Keusch. Der GdP-Landesvorsitzende Michael Mertens ergänzt: „Wir wollen alle, dass unsere Umwelt erhalten bleibt, und die Menschen, die sich dafür einsetzen, haben grundsätzlich erst einmal Anerkennung verdient.“Die Frage sei nur, wie der Protest ausgeübt werde, friedlich oder gewalttätig. „Die Kollegen gehen immer mit gemischten Gefühlen in so einen Einsatz, aber sie sind nicht zerrissen. Sie wissen, sie setzen das Recht um.“