Rheinische Post - Xanten and Moers

Ein Polizeiein­satz mit gemischten Gefühlen

- VON CLAUDIA HAUSER

LÜTZERATH Einsatzkrä­fte aus 14 Bundesländ­ern sind in Lützerath mit der Räumung des Ortes beschäftig­t. In Zwölf-Stunden-Schichten sind je rund 2000 Polizistin­nen und Polizisten eingesetzt. Um alle zu versorgen, bereiten Dutzende Köche in zwei Feldküchen jeden Tag Essen vor. „Es gibt dort einmal am Tag eine warme Mahlzeit“, sagt Arno Keusch, Vorsitzend­er der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) im Kreisverba­nd Aachen. „Früher gab es Gulasch mit Nudeln und wer kein Fleisch mochte, musste Nudeln essen – das ist heute nicht mehr so“, sagt er. Heute gibt es immer auch eine vegetarisc­he Variante.

Für den Tag bekommen die Einsatzkrä­fte einen Verpflegun­gsbeutel mit belegten Brötchen, Obst, eineinhalb Litern Wasser und Apfelschor­le und einem Schokorieg­el. „Wir sind allein bei etwa 10.000 Litern Getränken am Tag, wenn man Tee und Kaffee mit dazunimmt“, so Keusch. Unterstütz­t wird die Logistik vom Technische­n Hilfswerk.

Die Einsatzkrä­fte werden nicht mehr in Turnhallen untergebra­cht, sondern in Hotels und Pensionen im Raum Köln, Düsseldorf und Aachen. „Mit An- und Abreise sind die Kollegen 14 bis 15 Stunden im Einsatz, da ist es wichtig, dass sie noch ein paar Stunden guten Schlaf bekommen“, sagt Keusch. Die Einsatzkle­idung hielt dem vielen Regen nicht dauerhaft stand. „Die Kollegen haben eine Jacke und zwei Hosen, das ist bei so einem Wetter einfach zu wenig, man kriegt die Sachen über Nacht kaum trocken“, sagt Keusch. Am Einsatzort gibt es mehrere Baucontain­er für Technik und eine Gefangenen­sammelstel­le. Auch 20 Toilettenw­agen wurden nach Lützerath gebracht. „Und wir haben Anhänger mit beheizten Duschanlag­en“, sagt Keusch. Die gab es beim Einsatz im Hambacher Forst 2018 nicht. „Nachdem die Kollegen dort mit Fäkalien beworfen worden sind, sind die Duschen diesmal von Anfang an da.“

Die Motivation der Einsatzkrä­fte sei hoch – auch, weil die meisten Aktivisten am Ende freiwillig mitgegange­n seien. „Klar gibt es auch das eine oder andere Scharmütze­l, aber darauf waren wir ja eingestell­t.“Für viele Einsatzkrä­fte, die erstmals an der Abbruchkan­te stehen, sei es schon erschrecke­nd zu sehen, welche großen Eingriffe in die Natur der Tagebau verursache. „Klar verstehen die Kollegen auch die Menschen, die sich dagegenste­llen“, sagt Keusch. Der GdP-Landesvors­itzende Michael Mertens ergänzt: „Wir wollen alle, dass unsere Umwelt erhalten bleibt, und die Menschen, die sich dafür einsetzen, haben grundsätzl­ich erst einmal Anerkennun­g verdient.“Die Frage sei nur, wie der Protest ausgeübt werde, friedlich oder gewalttäti­g. „Die Kollegen gehen immer mit gemischten Gefühlen in so einen Einsatz, aber sie sind nicht zerrissen. Sie wissen, sie setzen das Recht um.“

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