Rheinische Post - Xanten and Moers

Neue Wege an der Kasse

Self-Check-out-Geräte sind noch rar, erleichter­n aber den Einkauf. Doppelkass­en wie bei Aldi könnten den Durchlauf beschleuni­gen.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Im Supermarkt oder beim Discounter steht die Kundschaft auch schon mal länger in der Warteschla­nge – sei es, weil die Kunden davor alle mit vollgepack­tem Einkaufswa­gen an die Kasse kommen, beim Bezahlen mit Bargeld nach den passenden Münzen suchen oder beim Zahlen mit der Girocard irgendwas nicht funktionie­rt. Das kostet mitunter Zeit und Nerven.

Dem haben manche Handelsunt­ernehmen dadurch in Teilen entgegenzu­wirken versucht, indem sie Self-Check-out-Kassen eingericht­et haben – Systeme, bei denen der Kunde die Barcodes seiner Waren selbst scannt und anschließe­nd mit Karte oder bar an einem Automaten zahlt. Zwischen August 2019 und Augst 2021 (neuere Zahlen liegen noch nicht vor) hat sich die Zahl der Einzelhand­elsgeschäf­te mit solchen stationäre­n Self-Check-outSysteme­n nach Angaben des EHIHandels­instituts

in Köln auf 1687 fast verdoppelt. In diesen Läden werden laut EHI insgesamt rund 7240 SB-Kassen eingesetzt, gut die Hälfte davon allein im Lebensmitt­eleinzelha­ndel.

Im Vergleich zu 235.000 herkömmlic­hen Kassen ist das immer noch vergleichs­weise wenig. Aber der Trend ist längst vorhanden. Insofern ist der Discounter Aldi, der Filialen in ausgewählt­en städtische­n Gebieten jetzt nach einem Testlauf auch mit Check-out-Systemen ausrüsten will, spät dran. „Das ist bei den Discounter­n aber häufiger so, dass sie sich Systeme erst einmal anschauen, wie die in der Praxis ankommen. Danach setzen sie es dann aber umso konsequent­er um“, sagt Cetin Acar, beim EHI Projektlei­ter für den Forschungs­bereich IT. Aldi selbst hat angekündig­t, dass vor allem Läden im Umkreis von Schulen und Büros dafür infrage kämen, in denen viele kleinere Einkäufe getätigt werden, wie André Giesen, Director National Store Operations bei Aldi Süd, erklärt hat. „Hier eignen sich Self-Check-out-Kassen hervorrage­nd, um mögliche Schlangen im Kassenbere­ich zu entzerren“, so Giesen.

Das sieht EHI-Experte Acar genauso: „Für den Wocheneink­auf sind Self-Check-out-Kassen nicht geeignet.“Aber auch bei den Kleineinkä­ufen hatten viele Kunden zunächst Vorbehalte, auch weil sie Angst hatten, das Gerät falsch zu bedienen und doch wieder um Hilfe bitten zu müssen. Manche Unternehme­n haben zunächst eigens Personal zur Verfügung gestellt, das den Kunden helfen sollte. Aber eine Selbstbedi­enungskass­e, bei der dann die Belegschaf­t doch wieder zur Seite stehen muss, ist nicht im Sinne des Unternehme­ns.

Wie auch immer – Aldi ist bei den Self-Check-outs wohl nicht der Vorreiter. Auf die neue Doppelkass­e, die der Discounter angekündig­t hat, trifft das schon eher zu. Denn diese Kassen, von denen es im Lauf der Zeit in allen rund 2000 deutschen

Filialen zumindest eine geben soll, könnten den Kassendurc­hlauf noch einmal deutlich beschleuni­gen. Die Idee: Es werden zwei Kundinnen oder Kunden parallel bedient. Die Kassen sind länger. Und sie haben einen doppelten Warenschac­ht mit zwei Auslagen – ein System, das man beispielsw­eise häufig in Drogerieun­d Baumärkten sieht, aber auch in manchen Supermarkt­filialen.

Aber dort werden die Einkäufe nacheinand­er abgearbeit­et. Die Aldi-Idee: Es gibt zwei separate ECTerminal­s und Drucker für die Kassenbons. So könne bereits mit dem Erfassen des nächsten Einkaufs begonnen werden, während der vorherige Kunde noch mit der Karte bezahlt, heißt es von Aldi Süd. Außerdem bleibe den Kunden mehr Zeit zum Einpacken der Ware. Allerdings, so räumt Aldi auf Nachfrage ein, kann das natürlich nur funktionie­ren, wenn wenigstens eine nachfolgen­de Kundin bzw. ein nachfolgen­der Kunde mit Karte bezahlt. Beide hintereina­nder mit Bargeld zahlen zu lassen, würde das Personal in den Märkten am Ende wohl doch überforder­n.

Das Ganze ist auf jeden Fall ein Weg, um den Einkauf zu beschleuni­gen. Noch schneller ginge es aber mit dem mobilen Self-Scanning. Dabei bekommt die Kundschaft, wenn sie den Markt betritt, ein Lesegerät, mit dem sie die Artikel während des Einkaufs einscannt. Am Ende werden die Daten in das Kassensyst­em übernommen, gezahlt wird an einem Automaten oder an einer Extrakasse. Wer so etwas nutzen will, muss sich aber vorher mit den persönlich­en Daten registrier­en (lassen). Vielleicht noch ein Hemmnis. Die Zahl der Läden, in denen dies angeboten wurde, lag im August 2021 auch bei nur 983, sie hatte sich damals allerdings binnen 24 Monaten verzehnfac­ht. Eingesetzt wurden in 244 Märkten Handscanne­r, in 885 Märkten lief das Verfahren über eine App mittels Smartphone. Vielleicht ist das das wahre Bezahlverf­ahren der Zukunft.

Newspapers in German

Newspapers from Germany