Rheinische Post - Xanten and Moers
Warum Ex-Profi Kempe dem SVS hilft
Der 62-Jährige ist im Sonsbecker Sportpark ein gern gesehener Gast. Thomas Kempe, der auf fast 400 BundesligaEinsätze kommt, hält nach Spielern Ausschau, die ins Anforderungsprofil des Fußball-Oberligisten passen.
SONSBECK Er startete 1979 beim MSV Duisburg seine Profi-Karriere, wurde 1984 mit dem VfB Stuttgart Deutscher Meister und verließ 1994 als Spieler des VfL Bochum die Bundesliga-Bühne: Thomas Kempe. Mittlerweile ist der Vater von drei Söhnen 62 Jahre alt und das Fußballinteresse weiterhin groß. So steuert Kempe immer wieder den Willy-Lempkens-Sportpark an, um sich Oberliga-Partien des SV Sonsbeck anzusehen. Der Fußball-Fachmann wohnt um die Ecke und hält Augen wie Ohren offen, ob’s im Umkreis Spieler gibt, die ins Konzept der Rot-Weißen passen.
Thomas Kempe hat‘s vor zwei Jahren der Liebe wegen aufs Land nach Achterhoek, ein kleines Dorf zwischen Sonsbeck und Winnekendonk, verschlagen. Er genießt seine freie Zeit und verbringt diese nicht nur beim Fitnesstraining im Sportcenter von Paul Hahn, sondern auch in der Natur mit seinem Schäferhund oder auf dem Mountainbike. Den Sportplätzen kann er dennoch nicht fernbleiben. So schaut sich der Ex-Profi Partien in Sonsbeck oder von den Vereinen an, wo seine Söhne spielen.
Sein ältester Filius, Dennis (36), verdient sein Geld beim SV Wehen Wiesbaden. Tobias Kempe (33) ist beim SV Darmstadt eine feste Größe und in der Kategorie „defensives Mittelfeld“für die Hinrunde zum besten Spieler der 2. Bundesliga gekürt worden. Vor Weihnachten verlängerte der Aufstiegsaspirant den Vertrag mit ihm um zwei weitere Jahre.
Papa Thomas saß mit am Verhandlungstisch und unterstützte den 33-Jährigen als Berater. Der jüngste der drei Brüder, Fabrice (17), spielt in der A-Jugend-Bundesliga bei der U19 des MSV Duisburg. Er will ebenfalls Profi werden. „Ich traue es ihm auf jeden Fall auch zu. Das Talent hat er“, so Thomas Kempe, dem der Durchbruch bei den Zebras glückte.
Mit 19 Jahren wechselte er vom TV Voerde direkt in die höchste deutsche Liga zum MSV, wo der Jungspund einen super Start erwischte und in den ersten fünf BundesligaPartien fünf Tore erzielte. Damit war er von jetzt auf gleich bekannt. „Ich hatte meine Lehre als Rohrinstallateur gerade zu Ende gemacht, und Friedhelm Voss, der in den 60er und 70er Jahren mal Lizenzspieler in Duisburg war, meinte, er könne mir etwas organisieren. Ich hatte in der B- und A-Jugend gute Runden gespielt. Und der MSV wollte mich schon vorher verpflichten. Da bin ich aber nicht drauf eingegangen, weil ich meine Freunde nicht verlassen wollte und noch ziemlich heimatverbunden war“, sagt Kempe. Als der Mittelfeldakteur 18 Jahre alt war, absolvierte er dann doch beim MSV ein Probetraining. „Ennatz Dietz, Rudi Seliger und all die anderen waren ja auch meine Idole, die mich dann super aufgenommen haben“, erinnert sich der einstige Shootingstar gerne zurück.
88-mal stand er für die Zebras auf dem Rasen, 13 Tore gelangen dem offensiven Mittelfeldspieler, ehe es nach drei Jahren zum VfB Stuttgart ging. Deutscher Meister wurde er unter anderem mit Guido Buchwald, Karlheinz Förster und Andreas Müller. 1985 ging’s zurück in den Ruhrpott. Es folgten 234 Bundesliga-Einsätze für den VfL Bochum. Dort startete Kempe als „Zehner“, rückte später aber zurück auf die Liberoposition. Der gebürtige Voerder lief auch elf Mal für Deutschland auf – in der U21-Auswahl und einmal für die Olympia-Mannschaft Fürs A-Nationalelf hat es nicht gereicht. Was für ihn aber gerade 1990 nicht nachvollziehbar war. „Ich war in dem Jahr der beste Libero in Deutschland, aber Franz Beckenbauer hat lieber Paul Steiner mitgenommen, weil ich keine Internationale Erfahrung hatte und Bochum immer als graue Maus gesehen wurde. Da hatte man es schwerer, in die Nationalmannschaft zu kommen“, meint Kempe, der sich nach seiner Spielerzeit zum Fußball-Lehrer ausbilden ließ, bis heute aber nur zwei Trainerstationen vorzuweisen hat.
Nach einem kurzen Abstecher beim Dinslakener Bezirksligisten VfB Lohberg (2004 bis 2005) stand er in der Hauptstadt Panamas beim Erstligisten FC Tauro an der Seitenlinie. „Diese Chance wollte ich nutzen. Ich mache diesen Job nicht des Geldes wegen, sondern um Erfahrungen zu sammeln. Mein Traum ist es natürlich, einen Erstliga-Club zu trainieren. Aber auch ein guter Oberliga- oder Regionalliga-Verein wäre was Tolles“, sagt Kempe, der nach seinem Engagement in Mittelamerika keinen Trainerjob mehr annahm. „Unter den Anfragen war keine reizvolle Aufgabe mehr dabei.“
Thomas Kempe beendete seine Profi-Karriere 1994 nach 391 Bundesliga-Einsätzen und 42 Toren. Danach lebte er in Deutschland sowie Spanien, betrieb ein Fitnessstudio
(in Voerde), zwei Sonnenstudios (Friedrichsfeld und Oberhausen) und machte Geschäfte mit Immobilien. Kempe war zudem noch über zehn Jahre als Scout und Spielervermittler/-berater tätig. „Dabei bin ich natürlich viel unterwegs gewesen und viel geflogen, war oft aber allein“, so Kempe, der auf freundschaftlicher Basis nun für den SV Sonsbeck nach Verstärkungen Ausschau hält. Denn gerade zum Nachwuchsleistungszentrum des MSV Duisburg und dessen Leiter Uwe Schubert hat er einen engen Draht. „Wenn ich höre, dass ein interessanter Spieler nicht den Durchbruch in Duisburg schafft, könnte ich einen Kontakt nach Sonsbeck herstellen. Bislang war aber noch keiner dabei.“
Aus seiner Sicht wird der SV Sonsbeck die Klasse in der Oberliga halten. „Es ist eine gute und eingespielte Truppe, ähnlich wie in Darmstadt. Eine verschworene Gemeinschaft, die auch noch guten Fußball spielt und mit Heinrich Losing einen super Trainer hat.“