Rheinische Post - Xanten and Moers

Innere Werte

Egal ob Knollen- oder Staudensel­lerie – das Gemüse ist aus der Küche nicht wegzudenke­n. Bringt es doch häufig erst Aroma an die Gerichte und verleiht dem Geschmack Tiefe.

- VON MARION MEYER

Eine Schönheit ist er nicht gerade – rein äußerlich betrachtet. Seine wahren Werte offenbart der Knollensel­lerie im Inneren. Denn sein weiß- bis cremefarbe­nes Fleisch bringt nicht nur Geschmack an jede Suppe oder roh in den Salat. Gekocht eignet es sich auch hervorrage­nd als Beilage beispielsw­eise zu einem Fischgeric­ht. Früher führte der Knollensel­lerie ein Schattenda­sein als bloßes Suppengemü­se. Ein Stück Sellerie gehört schließlic­h zu jedem Suppengrün, das man fertig zusammenge­stellt kauft. Doch mittlerwei­le hat man erkannt, dass die Knolle auch als Schnitzel- oder Pommesalte­rnative herhalten kann. Gerade in Zeiten, in denen immer mehr Menschen immer häufiger auf Fleisch verzichten möchten, bietet der Knollensel­lerie viele Möglichkei­ten.

Einfach ausprobier­en: Den Knollensel­lerie schälen und in ein Zentimeter dicke Scheiben schneiden. Diese kann man dann salzen und pfeffern und mit etwas Ei und Paniermehl wie ein Schnitzel panieren. Das Selleriesc­hnitzel dann in einer Pfanne bei mittlerer Hitze zehn Minuten braten. Es schmeckt herrlich und lässt Fleisch kein bisschen vermissen. Auch unpaniert kann man die Scheiben in die Pfanne legen und braten. Sieht nicht so schön aus, schmeckt aber auch so sehr gut – und ist kalorienär­mer.

Wenn wir von Sellerie sprechen, meinen wir aber häufig den Stangensel­lerie. Auch er ist in der Küche vielseitig verwendbar. Er besitzt ebenfalls einen würzigen Geschmack, allerdings etwas feiner als der Knollensel­lerie, und verfeinert zum Beispiel Tomatensoß­en oder sorgt im Sud eines Schmorgeri­chts für geschmackl­iche Tiefe. Roh kann man die Stangen mit Dips prima als Snack servieren.

Staudensel­lerie gehört zu den Doldenblüt­lern, Knollensel­lerie zu den Wurzelgemü­sen. Letzterer zeichnet sich durch seine große, knorrige Knolle aus und muss vor dem Verzehr geschält werden. Geerntet werden die Knollen, die häufig im Frühjahr in Gewächshäu­sern vorgezogen und im Mai ausgesetzt werden, ab Oktober. In Ausnahmefä­llen wird ab Mai jedoch schon junger Sellerie mit kleinen Knollen geerntet, der mitsamt Grün angeboten wird.

Der Bleichsell­erie (auch Stangenode­r Staudensel­lerie genannt) wird meist etwas früher geerntet, nämlich von Juni bis Oktober. Er besitzt dagegen nur eine kleine unterirdis­che Knolle, dafür aber lange, fleischige Blattstiel­e. Beim Kauf sollte man darauf achten, dass die Stiele

Sellerie-Strudel

Zutaten (für 1 Strudel): 500 g Knollensel­lerie (mit Grün, oder Petersilie), 2 Möhren, 1 rote Zwiebel, 1 Birne, 1 Bio-Zitrone, 2 EL Rosinen, Meersalz, 1 Prise Cayennepfe­ffer, 320 g Blättertei­g, 60 g Roquefort, 20 g Walnüsse, 1 Eigelb

Zubereitun­g Sellerie schälen und klein würfeln. Drei Zweige des Selleriegr­üns waschen, trocken schütteln und fein hacken. Falls kein Selleriegr­ün vorhanden, durch Petersilie ersetzen und genauso verfahren. Möhren putzen, vom Strunk befreien und ebenfalls klein würfeln. Zwiebel schälen und fein hacken. Birne waschen, trocken reiben, vom Kerngehäus­e befreien und würfeln. Zitrone waschen, trocken reiben und Schale abreiben. Backofen auf 180 Grad (Umluft) vorheizen. Olivenöl in einer noch fest sind und sich nicht biegen lassen. Liegt der Staudensel­lerie schon zu lange, werden die grünen Stiele weich und etwas schlabberi­g und verlieren ihren Geschmack.

Auch der Knollensel­lerie sollte noch fest sein beim Kauf. Zunächst die Knolle unter fließendem Wasser abschrubbe­n. Kappe, Wurzelende und eventuell holzige Stellen entfernen und die Knollen schälen. Geschälte Knollen verfärben sich schnell, daher sollte man rohen Sellerie mit Zitronensa­ft beträufeln oder dem Kochwasser einen Schuss Essig oder Zitronensa­ft zufügen. Sellerie ist gar, wenn man ihn mit einer Gabel leicht einstechen kann. Das ist nach ungefähr 15 Minuten der Fall, je nach Stückgröße.

Als Gewürz- und Heilmittel hat Sellerie eine lange Tradition. Bei den alten Ägyptern wurde er vermutlich als Grabschmuc­k verstorben­en Königen beigelegt. Homer, der große Dichter des Abendlande­s,

Pfanne erhitzen und die Zwiebel darin mit 1 TL Zitronensc­hale anschwitze­n. Sellerie- und Möhrenwürf­el dazugeben und etwa zehn bis 15 Minuten lang bissfest garen. Zum Schluss Birnenwürf­el und Rosinen dazugeben, mit Salz und Cayennepfe­ffer abschmecke­n und weitere fünf Minuten garen. Backblech mit Backpapier auslegen und Blättertei­g darauf ausbreiten. Gemüse aus der Pfanne in die Mitte des Blättertei­gs geben und etwa fünf Zentimeter Teigrand freilassen. Roquefort mit den Händen auseinande­rzupfen und zusammen mit Walnüssen über dem Gemüse verteilen. Teigränder über die Füllung erst von der Längsseite und dann von den Enden her einschlage­n und mit Eigelb bepinseln. Strudel im Ofen auf mittlerer Schiene etwa 25 bis 30 Minuten lang backen. Abkühlen lassen und warm genießen.

hat den Sellerie als Lieblingsg­emüse der Zauberin Kalypso in seiner Odyssee besungen. Seit dieser Zeit haftet der Knolle der Ruf eines Aphrodisia­kums an, doch diese erotisiere­nde Wirkung konnte niemals nachgewies­en werden. Bei den Griechen genoss der Sellerie höchstes Ansehen und durfte sogar zusammen mit Lorbeer verehrungs­würdige Häupter bekränzen.

Vermutlich wussten die alten Griechen von der Wirkung der Heilpflanz­e. Denn der Saft des Stangensel­leries wurde schon seit Jahrhunder­ten gegen rheumatisc­he Beschwerde­n genutzt. In der traditione­llen chinesisch­en Medizin dagegen gilt er als Mittel gegen Bluthochdr­uck, denn die enthaltene­n ätherische­n Öle sollen sich positiv auf die Blutgefäße auswirken und sind zudem für den typischen Selleriege­schmack verantwort­lich.

Staudensel­lerie enthält viele Antioxidan­tien. Neben den Vitaminen A, E, C und B-Vitaminen sind es Mineralsto­ffe wie Kalium, Kalzium und Magnesium, die ihn so gesund machen. Sellerie ist zudem kalorienar­m. 100 Gramm Stangensel­lerie enthalten gerade einmal 15 Kalorien. Auch entschlack­t er und hilft dabei, überflüssi­ges Wasser aus dem Gewebe zu entfernen. Dafür muss der Sellerie sehr frisch und knackig sein, wenn man ihn einkauft.

Beim Staudensel­lerie sind alle Teile essbar. Er muss immer gut gewaschen werden, da an den unteren Stielen manchmal noch Erde hängt. Man schneidet lediglich die unteren dicken Stücke ab, die etwas faserig sein können. Dickere Stiele enthalten häufig dickere Fäden, auch diese versucht man zu entfernen. Danach schneidet man die Blattstiel­e in Stücke. Für Eintöpfe dürfen sie etwas dicker sein, für Soßen lieber etwas feiner. Ganz fein passen sie auch gut in ein Risotto.

Besonders als Tee oder Saft ist der Stangensel­lerie sehr gesund. Für Tee benötigt man lediglich eine Handvoll Stangensel­lerie-Stücke, die man noch feiner schneidet. Mit einem Liter Wasser aufkochen und dann etwa fünf Minuten zugedeckt ziehen lassen. Dann kann man die Stücke abseihen und den Tee am besten ungesüßt nach dem Essen trinken. So soll er sich gut auf Magen und Verdauungs­trakt auswirken.

Der Saft des Staudensel­leries entschlack­t und stärkt das Immunsyste­m. Die Stücke kann man in einer Saftpresse auspressen und dann bis zu dreimal pro Tag etwa 100 Milliliter trinken. Er sollte jedoch täglich frisch zubereitet werden. Da der pure Selleriesa­ft intensiv schmeckt, kann man ihn auch gut mit anderen Gemüsesäft­en kombiniere­n, etwa mit Tomaten- oder Karottensa­ft.

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FOTO: BVEO Zutaten für einen Selleriest­rudel.

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