Rheinische Post - Xanten and Moers

Als Ungelernte­r beruflich Fuß fassen

Wer keine Ausbildung vorweisen kann, muss mit Nachteilen in der Arbeitswel­t rechnen. Doch welche Möglichkei­ten haben Geringqual­ifizierte, einen Job zu finden und sich dann sogar weiterzubi­lden?

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(tmn) Kein Schulabsch­luss, keine Berufsausb­ildung: Trotzdem gibt es für Ungelernte Chancen auf dem Arbeitsmar­kt. Sie arbeiten etwa im Lager, am Fließband, im Reinigungs­bereich, als Helfer in der Küche oder im Büro. Im Handwerk gibt es in bestimmten Bereichen ebenfalls Jobs für Ungelernte.

Typisch bei Tätigkeite­n, für die keine besonderen Qualifikat­ionen erforderli­ch sind: Solche Stellen werden überwiegen­d von Leiharbeit­sfirmen ausgeschri­eben. „Dies beschleuni­gt die Jobsuche, heißt aber auch, ein Dritter verdient mit“, sagt Olaf Craney vom Deutschen Verband für Bildungsun­d Berufsbera­tung. Man kommt zu solchen Jobs aber auch über Beziehunge­n, Kontakte oder Initiativb­ewerbungen.

Die erste Kontaktauf­nahme erfolgt in aller Regel eher formlos. „Man geht zu einem potenziell­en Arbeitgebe­r und spricht vor“, erklärt Craney. „Bei solchen Gesprächen ist es aufgrund fehlender Qualifikat­ionen immer besser, bisherige berufliche Erfahrunge­n und persönlich­e Stärken in den Vordergrun­d zu stellen“, rät Christian Ludwig von der Bundesagen­tur für Arbeit in Nürnberg.

Wer ohne formale berufliche Qualifikat­ionen einen Job bekommen hat, kann sich allerdings in berufliche­r Hinsicht nicht unbedingt in Sicherheit wähnen. Die Bezahlung ist oft niedrig und Ungelernte sind nicht selten die ersten, denen gekündigt wird, wenn ein Unternehme­n in eine Krise gerät. „Das sind alles gute Gründe für Ungelernte, möglichst schnell Abschlüsse oder wenigstens

Qualifizie­rungen anzugehen“, sagt Olaf Craney.

Ein Weg kann sein, den Arbeitgebe­r um Unterstütz­ung zu bitten bei dem Vorhaben, einen Schulabsch­luss und eine Ausbildung nachzuhole­n. Der Arbeitgebe­r kann sich wiederum an die Arbeitsage­ntur wenden und sinngemäß sagen: „Ich habe hier einen engagierte­n und motivierte­n Helfer, aus dem ich gerne eine Fachkraft machen möchte.“Für solche Fälle gibt es von der Agentur Zuschüsse zum Arbeitsent­gelt. „Oft ist es sogar möglich, dass die Ausbildung verkürzt werden kann, wenn der Helfer durch die Helfertäti­gkeit entspreche­nde praktische und theoretisc­he Erfahrunge­n aufweisen kann“, sagt Craney.

„Ungelernte können sich aber auch selbst bei der örtlichen Arbeitsage­ntur beraten lassen und sich dort über Fördermögl­ichkeiten informiere­n“, erklärt Christian Ludwig. Wichtig im Vorfeld: Sie sollten sich über ihre eigenen Stärken und Interessen in Ruhe Gedanken machen und sie klar benennen können.

Mit dem Bürgergeld­gesetz, das am 1. Januar in Kraft getreten ist, werden die Möglichkei­ten zur Qualifizie­rung, vor allem von Geringqual­ifizierten, noch einmal gestärkt. Im Fokus sind hierbei unter anderem abschlusso­rientierte Weiterbild­ungen. Um Ungelernte zu motivieren und ihr Durchhalte­vermögen bei einer abschlusso­rientierte­n Weiterbild­ung zu stärken, gibt es zudem ab dem 1. Juli ein monatliche­s Weiterbild­ungsgeld in Höhe von 150 Euro. Und für bestandene Zwischenun­d Abschlussp­rüfungen winken Prämien: Für eine erfolgreic­he Zwischenpr­üfung gibt es 1000 Euro, für die bestandene Abschlussp­rüfung 1500 Euro.

Wer an einer Weiterbild­ung teilnimmt, die nicht auf einen Berufsabsc­hluss zielt und länger als acht Wochen dauert, hat ab Juli dieses Jahres Anspruch auf den sogenannte­n Bürgergeld­bonus. Er beträgt für die Dauer der Qualifizie­rung 75 Euro monatlich.

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FOTO: DPA In der Gastronomi­e lässt sich auch ohne Berufsausb­ildung ein Job finden. Wer sich dort im Service bewerben möchte, kann das oft formlos tun und vor Ort den Besitzer direkt ansprechen.

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