Rheinische Post - Xanten and Moers
Putin stoppen – mit Panzern
Kampfpanzer oder keine Kampfpanzer für Kiew? Das ist die Frage, auf die sich die westlichen Debatten über den russischen Angriffskrieg in der Ukraine verengt haben. Dabei sollten die Frage und mehr noch die Antwort am Ende eines Denkprozesses stehen, der vor allem in Deutschland noch immer erstaunliche Schwierigkeiten bereitet. Erstaunlich deshalb, weil das Wort „Zeitenwende“die Politik in Europa ja nun seit bald einem Jahr beherrscht. Dennoch ist die volle welthistorische Wucht dieses Krieges noch immer nicht überall angekommen. Erschreckend oft anzutreffen ist der Glaube, dass nur etwas mehr Diplomatie nötig wäre, um Wladimir Putin zur Kooperation zurückzuführen.
Doch das wird nicht funktionieren. Der russische Präsident hat sich ohne Wenn und Aber für Krieg entschieden. Für Sieg oder Niederlage. Das sagt er wieder und wieder und bekennt sich zu dem Ziel, die Ukraine auszulöschen. „Unausweichlich“sei das alles, weil der Westen Russland zerstören wolle. Das ist zwar kompletter Unsinn. Aber es ist die felsenfeste Überzeugung in Moskau. „Wir oder sie“, lautet das Kreml-Credo. Kompromisse kommen für Putin nicht infrage, weil sie nicht in die Logik seines Herrschaftssystems passen. Im Kern geht es darum, dass Putin „sein“Russland auf eine einzige Idee reduziert hat: die imperiale Expansion. Für ihn zählen allein Größe und Macht. Er setzt auf Angst statt Attraktion. Und deshalb funktioniert das „System“allein durch Eskalation.
Jeder Versuch, Wladimir Putin zu beschwichtigen, ist deshalb zum Scheitern verurteilt. Man muss ihn stoppen, weil die Aggression anders kein Ende finden wird. Das ist die fundamentale Einsicht, die im Westen leider noch nicht überall verinnerlicht ist. Putin muss scheitern, sonst wird es finster in Europa. Nur deshalb ist die Lieferung von Kampfpanzern an die Ukraine so zwingend nötig.