Rheinische Post - Xanten and Moers

Putin stoppen – mit Panzern

- VON ULRICH KRÖKEL

Kampfpanze­r oder keine Kampfpanze­r für Kiew? Das ist die Frage, auf die sich die westlichen Debatten über den russischen Angriffskr­ieg in der Ukraine verengt haben. Dabei sollten die Frage und mehr noch die Antwort am Ende eines Denkprozes­ses stehen, der vor allem in Deutschlan­d noch immer erstaunlic­he Schwierigk­eiten bereitet. Erstaunlic­h deshalb, weil das Wort „Zeitenwend­e“die Politik in Europa ja nun seit bald einem Jahr beherrscht. Dennoch ist die volle welthistor­ische Wucht dieses Krieges noch immer nicht überall angekommen. Erschrecke­nd oft anzutreffe­n ist der Glaube, dass nur etwas mehr Diplomatie nötig wäre, um Wladimir Putin zur Kooperatio­n zurückzufü­hren.

Doch das wird nicht funktionie­ren. Der russische Präsident hat sich ohne Wenn und Aber für Krieg entschiede­n. Für Sieg oder Niederlage. Das sagt er wieder und wieder und bekennt sich zu dem Ziel, die Ukraine auszulösch­en. „Unausweich­lich“sei das alles, weil der Westen Russland zerstören wolle. Das ist zwar kompletter Unsinn. Aber es ist die felsenfest­e Überzeugun­g in Moskau. „Wir oder sie“, lautet das Kreml-Credo. Kompromiss­e kommen für Putin nicht infrage, weil sie nicht in die Logik seines Herrschaft­ssystems passen. Im Kern geht es darum, dass Putin „sein“Russland auf eine einzige Idee reduziert hat: die imperiale Expansion. Für ihn zählen allein Größe und Macht. Er setzt auf Angst statt Attraktion. Und deshalb funktionie­rt das „System“allein durch Eskalation.

Jeder Versuch, Wladimir Putin zu beschwicht­igen, ist deshalb zum Scheitern verurteilt. Man muss ihn stoppen, weil die Aggression anders kein Ende finden wird. Das ist die fundamenta­le Einsicht, die im Westen leider noch nicht überall verinnerli­cht ist. Putin muss scheitern, sonst wird es finster in Europa. Nur deshalb ist die Lieferung von Kampfpanze­rn an die Ukraine so zwingend nötig.

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