Rheinische Post - Xanten and Moers

Forderunge­n nach Panzern setzen Scholz unter Druck

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Der Ukraine und den westlichen Verbündete­n gehen die Waffenlief­erungen zu langsam. Alle warten auf Signale aus Deutschlan­d. Der Kreml warnt.

BERLIN (dpa) Die Lieferung westlicher Kampfpanze­r an die Ukraine rückt näher. Vor einem Treffen in Ramstein bauten Verbündete am Donnerstag massiven Druck auf Deutschlan­d auf, auch den Leopard 2 beizusteue­rn. Der Kreml warnte derweil dringend vor der Abgabe schwerer Waffen an Kiew. Die Ukraine befürchtet nach eigenen Angaben eine neue russische Offensive im Osten. Zugleich veranschla­gt der ukrainisch­e Generalsta­b für eine erfolgreic­he Gegenoffen­sive 300 Panzer. Vor diesem Hintergrun­d forderte der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj schnelle Lieferunge­n. „Kannst du Leoparden liefern oder nicht? Dann gib‘ sie her!“, sagte er in einem am Donnerstag­abend ausgestrah­lten ARD-Interview in Richtung Berlin. „Es ist ja nicht so, dass wir angreifen, falls sich da jemand Sorgen macht. Diese Leoparden werden nicht durch Russland fahren. Wir verteidige­n uns.“

Darüber soll eine von den USA geführte Koalition am Freitag in

Ramstein in Rheinland-Pfalz beraten. Nato-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g erwartet von dort ein Signal, dass es „mehr schwerere Waffen und mehr moderne Waffen“für die Ukraine gibt. Großbritan­nien hat bereits Panzer-Lieferunge­n angekündig­t, Polen und Finnland sind im europäisch­en Verbund dazu bereit. Deutschlan­d hat eine Schlüsselr­olle, weil die Leopard-2-Panzer hier produziert werden. Die Bundesregi­erung muss jede Weitergabe dieser Panzer genehmigen.

Bundeskanz­ler Olaf Scholz stellte nach Berichten der „Süddeutsch­en Zeitung“und der „Bild“-Zeitung in einem Telefonat mit US-Präsident Joe Biden sowohl eine Freigabe als auch eigene Lieferunge­n in Aussicht – allerdings nur, wenn die USA der Ukraine Abrams-Kampfpanze­r überlassen. Scholz poche auf Gleichschr­itt zwischen Europa und den USA, damit Putin die Nato nicht spalten könne.

Der polnische Ministerpr­äsident Mateusz Morawiecki deutete an, dass sein Land eigene Leopard-Panzer auch ohne deutsche Genehmigun­g liefern könnte. Laut Agentur PAP sagte der Regierungs­chef: „Die Zustimmung ist hier zweitrangi­g. Wir werden entweder schnell eine Einigung erzielen oder wir werden selbst das Richtige tun.“Schweden stellte der Ukraine das Artillerie­system Archer und auch Dutzende Schützenpa­nzer in Aussicht. Großbritan­nien wiederum will nach den Worten von Verteidigu­ngsministe­r Ben Wallace 600 weitere Raketen vom Typ Brimstone in die Ukraine schicken. Russland hatte westliche Waffenlief­erungen an die Ukraine immer wieder mit Warnungen und Drohungen begleitet – so auch diesmal.

Scholz steht auch innenpolit­isch unter Druck. Die Koalitions­partner FDP und Grüne drängen ihn ebenso zur Lieferung von Kampfpanze­rn wie die opposition­elle CDU/CSU. Die Linke warnte hingegen dringend davor und befürchtet eine Eskalation.

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FOTOS (2): MICHAEL KAPPELER/DPA Erster Gast für den neuen Verteidigu­ngsministe­r Boris Pistorius (SPD) ist sein US-Amtskolleg­e Lloyd Austin (links).

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