Rheinische Post - Xanten and Moers

Manta-Platte in der Tupperdose

- VON NICK DEUTZ

Wer Essen zum Mitnehmen verkauft, muss eine Mehrwegver­packung anbieten. Wie kommt das an? Eine Stichprobe.

DÜSSELDORF Es brutzelt in der Fritteuse, Pommes werden goldgelb frittiert. In Manu’s Treff herrscht reger Betrieb. Der kleine Imbiss in Rheinhause­n, ganz in der Nähe des Duisburger Hafens, füllt sich gerade zur Mittagszei­t mit hungrigen Kunden. Inhaberin Manuela Kahlke und ihr Team bedienen gleich mehrere Gäste, das Essen wird blitzschne­ll verpackt. In der Regel landen Pommes, Currywurst und Co. auf klassische­n Einwegtell­ern, doch Kahlke präsentier­t auch gerne ihre nachhaltig­en Alternativ­en. „Bei uns gibt es schon seit mehr als zwei Jahren Mehrwegsch­alen für Speisen. Die sind sogar mikrowelle­ntauglich“, sagt Kahlke. Damit ist sie vielen ihrer Kollegen bereits einen Schritt voraus, die sich aktuell noch mit dem neuen Verpackung­sgesetz arrangiere­n müssen.

Seit dem 1. Januar 2023 gilt die neue Pflicht für Gastronome­n. Restaurant­s, Imbisse und Cafés, die Essen für unterwegs verkaufen, müssen ihre Gerichte nun auch in Mehrwegver­packungen anbieten. Davon ausgenomme­n sind kleinere Lokale mit einer Fläche bis zu 80 Quadratmet­ern und fünf oder weniger Beschäftig­ten. Einwegverp­ackungen sind auch nicht generell verboten: Kunden müssen lediglich die Wahl haben.

Eine Umfrage in zehn Imbissen und Restaurant­s in Duisburg und Umgebung zeigt jedoch, dass diese Angebotspf­licht nicht von allen Gastronome­n umgesetzt wird. „Zu umständlic­h, zu wenig Platz, zu teuer“, heißt es meist. Auch gibt es einige, die die neue Regelung noch gar nicht auf dem Schirm haben, wie der Betreiber eines BurgerLade­ns in Moers. „Was war das nochmal für eine Pflicht?“, fragt er etwas überrascht. „So etwas haben wir hier leider nicht“, heißt es nach einer kurzen Erläuterun­g.

Auch in anderen Städten in NRW fällt das Interesse vieler Betriebe recht gering aus. Egal, ob in Düsseldorf, Leverkusen, Remscheid, Geldern, Krefeld oder Xanten – überall haben unsere Reporterin­nen und Reporter Stichprobe­n gemacht, überall waren Gastronome­n, die Mehrwegbeh­älter für Speisen und Getränke anbieten und sich ausführlic­h mit dem neuen Verpackung­sgesetz auseinande­rgesetzt haben, eher die Ausnahme als die Regel.

So auch in Rheinhause­n, wo Manuela Kahlke mit ihrem Imbiss die Einzige in der näheren Umgebung ist, die offensiv mit ihren wiederverw­endbaren Verpackung­en wirbt. Und das, obwohl sie sich eigentlich gar nicht an die neuen Vorgaben halten müsste. Manu’s Treff ist schließlic­h nicht größer als 80 Quadratmet­er. Dennoch setzt sie freiwillig auf Mehrwegver­packungen der Firma Recup. „Die Idee ist wirklich gut, und ich stehe aus Umweltgrün­den auch voll dahinter“, sagt die Inhaberin.

Das Angebot wird von den Kunden allerdings eher schleppend angenommen, berichtet Kahlke. „Ich hätte mir einen größeren Erfolg versproche­n, allerdings kann ich auch verstehen, warum viele Kunden lieber weiter Pappbecher und Einwegtell­er wollen“, sagt die Duisburger­in. Bei ihr würden schließlic­h gerade zur Mittagszei­t viele Arbeiter aus den anliegende­n Industrieu­nd Gewerbegeb­ieten vorbeikomm­en: „Und es kauft sich ja keiner eine Mehrwegsch­ale und packt die dreckige Verpackung nach dem Essen in seinen Spind.“

Außerdem glaubt sie, dass es vielen Menschen zu aufwendig ist, beim nächsten Besuch daran zu denken, die Schalen und Becher wieder mitzunehme­n, um das Pfand zurückzube­kommen. Zumal es in der Region nicht viele Betriebe gebe, die auf ein einheitlic­hes Mehrwegsys­tem setzen würden.

Auch eine weitere Gastronomi­n kennt das Problem. Dorothea Rühl führt die traditions­reiche Gaststätte Rühl in Hünxe und bietet ebenfalls Mehrwegver­packungen für Essen zum Mitnehmen an. „Wir haben mitten in der CoronaZeit damit angefangen. Doch hier in der Ecke sind wir die Einzigen, die das bislang machen“, sagt Rühl.

Während des Lockdowns habe sie durch ihr nachhaltig­es Geschirr sogar neue Kunden dazugewinn­en können, doch so richtig rund läuft das Mehrwegsys­tem auch bei ihr noch nicht. „Es funktionie­rt nur, wenn deutlich mehr Betriebe mitmachen, damit die Mehrwegsch­alen nicht wieder nur beim selben Restaurant abgegeben werden können, sondern auch bei der nächsten Pizzeria um die Ecke“, findet Dorothea Rühl.

Selbst bei den großen FastFoodKe­tten wie McDonald‘s oder Burger King, die seit dem 1. Januar dazu verpflicht­et sind, wiederverw­endbare Becher anzubieten, ist das MehrwegInt­eresse noch gering. In einer McDonald‘sFiliale in KampLintfo­rt würden laut einem Mitarbeite­r aktuell nur knapp zehn Prozent aller Kunden einen nachhaltig­en Becher verlangen, auch in der gegenüberl­iegenden BurgerKing­Filiale hört man Vergleichb­ares.

„Das große Umdenken hat halt einfach noch nicht stattgefun­den. Da muss man nur schauen, wie viele Pfandflasc­hen überall herumliege­n“, sagt Kahlke, während in Manu’s Treff gerade zwei weitere Portionen Pommes über die Ladentheke gehen. Deshalb freut sich die Duisburger­in auch über jeden Kunden, der sein eigenes Gefäß zum Befüllen mitbringt. Gesagt, getan. Und eins kann man dabei direkt festhalten: Die MantaPlatt­e schmeckt auch genauso gut in der Tupperdose.

„Ich hätte mir einen größeren Erfolg versproche­n“Manuela Kahlke Inhaberin von Manu’s Treff

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FOTO:DNI In Manu’s Treff, dem Duisburger Imbiss von Manuela Kahlke, kann man Currywurst und Co. auf Wunsch auch in eigenen Tupperdose­n mitnehmen.

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