Rheinische Post - Xanten and Moers
Manta-Platte in der Tupperdose
Wer Essen zum Mitnehmen verkauft, muss eine Mehrwegverpackung anbieten. Wie kommt das an? Eine Stichprobe.
DÜSSELDORF Es brutzelt in der Fritteuse, Pommes werden goldgelb frittiert. In Manu’s Treff herrscht reger Betrieb. Der kleine Imbiss in Rheinhausen, ganz in der Nähe des Duisburger Hafens, füllt sich gerade zur Mittagszeit mit hungrigen Kunden. Inhaberin Manuela Kahlke und ihr Team bedienen gleich mehrere Gäste, das Essen wird blitzschnell verpackt. In der Regel landen Pommes, Currywurst und Co. auf klassischen Einwegtellern, doch Kahlke präsentiert auch gerne ihre nachhaltigen Alternativen. „Bei uns gibt es schon seit mehr als zwei Jahren Mehrwegschalen für Speisen. Die sind sogar mikrowellentauglich“, sagt Kahlke. Damit ist sie vielen ihrer Kollegen bereits einen Schritt voraus, die sich aktuell noch mit dem neuen Verpackungsgesetz arrangieren müssen.
Seit dem 1. Januar 2023 gilt die neue Pflicht für Gastronomen. Restaurants, Imbisse und Cafés, die Essen für unterwegs verkaufen, müssen ihre Gerichte nun auch in Mehrwegverpackungen anbieten. Davon ausgenommen sind kleinere Lokale mit einer Fläche bis zu 80 Quadratmetern und fünf oder weniger Beschäftigten. Einwegverpackungen sind auch nicht generell verboten: Kunden müssen lediglich die Wahl haben.
Eine Umfrage in zehn Imbissen und Restaurants in Duisburg und Umgebung zeigt jedoch, dass diese Angebotspflicht nicht von allen Gastronomen umgesetzt wird. „Zu umständlich, zu wenig Platz, zu teuer“, heißt es meist. Auch gibt es einige, die die neue Regelung noch gar nicht auf dem Schirm haben, wie der Betreiber eines BurgerLadens in Moers. „Was war das nochmal für eine Pflicht?“, fragt er etwas überrascht. „So etwas haben wir hier leider nicht“, heißt es nach einer kurzen Erläuterung.
Auch in anderen Städten in NRW fällt das Interesse vieler Betriebe recht gering aus. Egal, ob in Düsseldorf, Leverkusen, Remscheid, Geldern, Krefeld oder Xanten – überall haben unsere Reporterinnen und Reporter Stichproben gemacht, überall waren Gastronomen, die Mehrwegbehälter für Speisen und Getränke anbieten und sich ausführlich mit dem neuen Verpackungsgesetz auseinandergesetzt haben, eher die Ausnahme als die Regel.
So auch in Rheinhausen, wo Manuela Kahlke mit ihrem Imbiss die Einzige in der näheren Umgebung ist, die offensiv mit ihren wiederverwendbaren Verpackungen wirbt. Und das, obwohl sie sich eigentlich gar nicht an die neuen Vorgaben halten müsste. Manu’s Treff ist schließlich nicht größer als 80 Quadratmeter. Dennoch setzt sie freiwillig auf Mehrwegverpackungen der Firma Recup. „Die Idee ist wirklich gut, und ich stehe aus Umweltgründen auch voll dahinter“, sagt die Inhaberin.
Das Angebot wird von den Kunden allerdings eher schleppend angenommen, berichtet Kahlke. „Ich hätte mir einen größeren Erfolg versprochen, allerdings kann ich auch verstehen, warum viele Kunden lieber weiter Pappbecher und Einwegteller wollen“, sagt die Duisburgerin. Bei ihr würden schließlich gerade zur Mittagszeit viele Arbeiter aus den anliegenden Industrieund Gewerbegebieten vorbeikommen: „Und es kauft sich ja keiner eine Mehrwegschale und packt die dreckige Verpackung nach dem Essen in seinen Spind.“
Außerdem glaubt sie, dass es vielen Menschen zu aufwendig ist, beim nächsten Besuch daran zu denken, die Schalen und Becher wieder mitzunehmen, um das Pfand zurückzubekommen. Zumal es in der Region nicht viele Betriebe gebe, die auf ein einheitliches Mehrwegsystem setzen würden.
Auch eine weitere Gastronomin kennt das Problem. Dorothea Rühl führt die traditionsreiche Gaststätte Rühl in Hünxe und bietet ebenfalls Mehrwegverpackungen für Essen zum Mitnehmen an. „Wir haben mitten in der CoronaZeit damit angefangen. Doch hier in der Ecke sind wir die Einzigen, die das bislang machen“, sagt Rühl.
Während des Lockdowns habe sie durch ihr nachhaltiges Geschirr sogar neue Kunden dazugewinnen können, doch so richtig rund läuft das Mehrwegsystem auch bei ihr noch nicht. „Es funktioniert nur, wenn deutlich mehr Betriebe mitmachen, damit die Mehrwegschalen nicht wieder nur beim selben Restaurant abgegeben werden können, sondern auch bei der nächsten Pizzeria um die Ecke“, findet Dorothea Rühl.
Selbst bei den großen FastFoodKetten wie McDonald‘s oder Burger King, die seit dem 1. Januar dazu verpflichtet sind, wiederverwendbare Becher anzubieten, ist das MehrwegInteresse noch gering. In einer McDonald‘sFiliale in KampLintfort würden laut einem Mitarbeiter aktuell nur knapp zehn Prozent aller Kunden einen nachhaltigen Becher verlangen, auch in der gegenüberliegenden BurgerKingFiliale hört man Vergleichbares.
„Das große Umdenken hat halt einfach noch nicht stattgefunden. Da muss man nur schauen, wie viele Pfandflaschen überall herumliegen“, sagt Kahlke, während in Manu’s Treff gerade zwei weitere Portionen Pommes über die Ladentheke gehen. Deshalb freut sich die Duisburgerin auch über jeden Kunden, der sein eigenes Gefäß zum Befüllen mitbringt. Gesagt, getan. Und eins kann man dabei direkt festhalten: Die MantaPlatte schmeckt auch genauso gut in der Tupperdose.
„Ich hätte mir einen größeren Erfolg versprochen“Manuela Kahlke Inhaberin von Manu’s Treff