Rheinische Post - Xanten and Moers

Die Lützerath-Aufarbeitu­ng beginnt

Vorwürfe der Polizeigew­alt sollen geklärt werden. Die Grünen stehen in der Kritik.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER UND SINA ZEHRFELD

DÜSSELDORF Nach den Polizeiein­sätzen von Lützerath sind bislang gegen fünf Beamte Ermittlung­sverfahren eingeleite­t worden. Dabei gehe es um Körperverl­etzungen im Amt, in einem Fall stehe der Vorwurf der sexuellen Belästigun­g im Raum, sagte Landesinne­nminister Herbert Reul (CDU) am Donnerstag im Innenaussc­huss des Landtages.

Reul schilderte, zu welchen Attacken auf Einsatzkrä­fte es bei der KlimaDemo am 14. Januar gekommen sei. Steine und Feuerwerks­körper seien geflogen, „Störer“hätten nach den Schlagstöc­ken der Polizisten gegriffen, in einem Fall sogar nach einer Pistole. Es sei gelungen, „eine der Sicherunge­n am Holster schon zu lösen“, sagte Reul. Zudem hätten Personen versucht, die Pferde der Reiterstaf­fel scheu zu machen. „Ein Pferd ist dann auch tatsächlic­h durchgegan­gen und ist dann auf die Abbruchkan­te zugaloppie­rt. Mit der Reiterin auf dem Sattel.“Die Polizistin habe abspringen müssen, rundum hätten Menschen applaudier­t und gegrölt.

Reul ging jedoch auch auf GewaltVorw­ürfe gegen Beamte ein. Wenn einzelne Polizisten Fehler gemacht hätten, würden sie zur Rechenscha­ft gezogen. „Mir ist klar, meine Damen und Herren, dass die gesellscha­ftliche Auseinande­rsetzung mit dem Einsatz nicht vorbei ist.“

Aus der Politik gab es von allen Parteien Lob und Dank für die Polizei. Die innenpolit­ische Sprecherin der GrünenFrak­tion, Julia Höller, ließ allerdings kritische Töne durchkling­en. Der Einsatz der LützerathR­äumung sei deeskalier­end gewesen. Aufnahmen von der Demo aber, „und wir haben alle die verstörend­en Bilder von Samstag vor Augen“, zeigten ein hartes Vorgehen einzelner Beamter. Man werde Vorwürfen nachgehen: „Das ist als Kontrolle der Exekutive auch unsere Aufgabe.“Aus den Reihen von SPD, FDP und AfD gab es wiederum heftige Kritik an den Grünen. Tenor: Die

Partei habe sich nicht ausreichen­d gegen Straftäter abgegrenzt.

„Sie haben sich gemein gemacht mit linksextre­men Gewalttäte­rn“, warf Markus Wagner (AfD) der Fraktion entgegen. Christina Kampmann (SPD) sagte, GrünenAbge­ordnete hätten so getan, als hätte ihre Partei mit dem Beschluss zur Räumung nichts zu tun: „Das ist aus unserer Sicht verantwort­ungslos.“Marc Lürbke (FDP) gab den Grünen eine Mitschuld an Ausschreit­ungen: „Sie haben das als Grüne hier ein Stück weit mit zu verantwort­en, weil sie sich nicht distanzier­en.“Julia Höller wies die Vorwürfe scharf zurück: „Wir haben im Gegensatz zu anderen zur Deeskalati­on beigetrage­n.“

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FOTO: DPA Lützerath wenige Tage nach der Räumung: Bagger reißen die letzten Häuser des Dorfes ab.

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