Rheinische Post - Xanten and Moers

Kalenderbl­att

20.01.1905

- TEXT: JENI | FOTO: CARL OSWALD BULLA / RUSSIAN NATIONAL LIBRARY

Die russische Großstadt Sankt Petersburg liegt an der Mündung des Flusses Newa in den Finnischen Meerbusen. Neben den Haupt- und Nebenarmen der Newa fließen noch zahlreiche weitere Flüsse durch die Stadt, die einst auf einem Sumpfgebie­t errichtet wurde. Das Stadtgebie­t besteht zu etwa zehn Prozent aus Wasser – Brücken spielten dort schon immer eine wichtige Rolle. Insgesamt 600 soll es geben, einige von ihnen sind bemerkensw­erte Beispiele der Baukunst aus verschiede­nen Jahrhunder­ten. Das galt auch für die Ägyptische Brücke, die über den eher kleinen Fluss Fontanka führte. Sie wurde Anfang des 19. Jahrhunder­ts als Kettenbrüc­ke entworfen – eine Variation der Hängebrück­e, bei der anstelle von Drahtseile­n Ketten eingesetzt wurden. Die Konstrukti­on galt zu ihrer Zeit als besonders elegant, heute wird sie kaum noch verwendet. Die Ägyptische Brücke war geschmückt von zahlreiche­n ägyptische­n Motiven, darunter vier SphinxSkul­pturen des Bildhauers Pawel Petrowitsc­h Sokolow. Am 20. Januar 1905 kam es auf dieser Brücke zu einer Katastroph­e: Ein Kavallerie-Schwadron, bestehend aus etwa 150 Soldaten zu Pferde, wollte die Brücke als Einheit überqueren. Der Bau war jedoch nur für Fußgänger und einzelne Pferdegesp­anne konstruier­t. Eine der tragenden Ketten riss, und mindestens 60 Mann stürzten in den eiskalten Fluss Fontanka. Die Soldaten konnten gerettet werden, die meisten der Pferde starben jedoch im Wasser. 50 Jahre später wurde die Ägyptische Brücke als Bogenbrück­e neu gebaut. Einige der alten Skulpturen, die den Einsturz überstande­n haben, schmücken das Bauwerk noch heute.

Brückenein­sturz in Sankt Petersburg

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