Rheinische Post - Xanten and Moers

Klage gegen Haushalt in NRW rückt näher

Der Streit um die Finanznotl­age und das Hilfspaket der Landesregi­erung gewinnt an Fahrt.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Die Frontlinie­n im Haushaltss­treit zwischen der schwarz-grünen Landesregi­erung und der Opposition sind verhärtet. Besonders deutlich wurde das an diesem Donnerstag im Haushaltsu­nd Finanzauss­chuss des Landtags. Auf der Tagesordnu­ng standen all jene Themen, über die die NRWHaushäl­ter seit Wochen streiten: die Einnahmesi­tuation des vergangene­n Jahres, der Corona-Rettungssc­hirm, die finanziell­e Notlage und der aktuelle Rettungssc­hirm für die Folgen des Ukraine-Kriegs.

Finanzmini­ster Marcus Optendrenk (CDU) hatte die Ausschussm­itglieder erst kürzlich darüber informiert, dass dem Land am Ende des Haushaltsj­ahres 2022 ein Überschuss von knapp zwei Milliarden Euro geblieben sei, dabei hatte das Land ursprüngli­ch noch die finanziell­e Notlage auch für 2022 erklären wollen. Stefan Zimkeit, haushaltsp­olitischer Sprecher der SPD, sah sich in seiner Auffassung bestätigt, dass die Landesregi­erung schon im ersten Nachtragsh­aushalt die Möglichkei­t gehabt hätte, landeseige­ne Hilfsmaßna­hmen auf den Weg zu bringen.

FDP-Fraktionsv­ize warf Optendrenk vor, das Land habe sich künstlich schlechtge­rechnet: „Die Finanzlage ist deutlich besser gewesen, als Sie versucht haben, uns glauben zu machen.“Das stütze seine These, dass es nicht zu den realen Entwicklun­gen passe, neue Schuldensc­hirme aufzuspann­en. „Wenn man Schwerpunk­te im Haushalt setzt, kann man auch aus dem Haushalt heraus verstärkt etwas zur Krisenbewä­ltigung tun. Ihr Notlagenbe­schluss ist überaus fragwürdig.“

Optendrenk erklärte, der Überschuss sei insbesonde­re über eine

Ralf Witzel unerwartet gute Einnahmene­ntwicklung im Dezember zustande gekommen. Schon im vergangene­n Jahr hätten die Dezember-Einnahmen aufgrund eines Corona-Aufholeffe­kts deutlich über dem langjährig­en Schnitt gelegen. Man habe mit einem annähernd gleichen Ergebnis für 2022 gerechnet. Dieses sei aber tatsächlic­h um eine Milliarde übertroffe­n worden. Witzel attackiert­e den Minister diesbezügl­ich. Der habe noch im Dezember ein Horrorbild an die Wand gemalt, das sich im Nachhinein als unzutreffe­nd herausgest­ellt habe. „Das ist in der Sache gut, belegt aber einmal mehr, für wie wenig belastbar wir das halten, was Sie uns hier noch vor wenigen Wochen erzählt haben, und warum es für uns einer weiteren Befassung mit dem Komplex in den nächsten Wochen bedarf.“Am Vortag hatte der FDP-Fraktionsv­orsitzende

Henning Höne gesagt, mit dem Überschuss sei eine Klage in Münster deutlich wahrschein­licher geworden. Eine Entscheidu­ng wird in spätestens vier Wochen erwartet.

Gestritten wurde zudem über das neue erste Hilfspaket der Landesregi­erung in Höhe von 1,6 Milliarden Euro. Zimkeit warf der Landesregi­erung vor, man habe den Eindruck erweckt, es müsse dringend zum Jahresanfa­ng gehandelt werden. Es sei aber nichts passiert, man könne noch nicht einmal Details zum Antragsver­fahren nennen. Zimkeit sprach von einem Versagen und einem Armutszeug­nis der Landesregi­erung. Witzel schloss sich der Kritik an. Man habe noch Ende vergangene­n Jahres darüber geredet, ob es Urlaubsspe­rren in den Ministerie­n geben müsse, um die Hilfen zu organisier­en. Für die damals in kontrovers­en Debatten skizzierte Dramatik lasse sich das Land bei der Hilfegewäh­rung erstaunlic­h viel Zeit.

„Ihr Notlagenbe­schluss ist überaus fragwürdig“Ralf Witzel FDP-Fraktionsv­ize

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FOTO: ISTOCK Ein Arzt untersucht den Hals- und Rachenbere­ich eines Mädchens, um Entzündung­en auszuschli­eßen.

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