Rheinische Post - Xanten and Moers

Die Post hat nicht genug Filialen auf dem Land

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Das Unternehme­n verpasst eine Vorgabe. Der Hauptgrund ist, dass es mancherort­s keine Ladenfläch­en gibt. Verbrauche­rschützer fordern Kreativitä­t.

BONN Die Deutsche Post versorgt kleine Orte schlechter als vorgeschri­eben. Sie hat in NRW 29 „unbesetzte Pflichtsta­ndorte“und bundesweit circa 140. Das gibt die Bundesnetz­agentur auf Anfrage bekannt. Über die bundesweit­e Zahl hatte zuerst die Deutsche Presse-Agentur berichtet. Damit ist gemeint, dass der Konzern dort die Verordnung verfehlt, an jedem Ort ab 2000 Einwohnern eine Filiale zu unterhalte­n oder bei Orten ab 4000 Einwohnern sicherzust­ellen, dass Bürger in zusammenhä­ngenden Wohngebiet­en nicht mehr als zwei Kilometer Weg zur Filiale haben.

Die Post erklärt, sie würde mit rund 13.000 Läden und Shops rund 99 Prozent der vorgeschri­ebenen Standorte bedienen. Die Netzagentu­r erläutert, sie stünde mit dem Unternehme­n in „einem regelmäßig­en Austausch“zu den Problemen. Dabei spielt auch eine Rolle, dass die Zahl der nicht besetzten Standorte schwankt, oft sind Filialen „nur vorübergeh­end unbesetzt“.

Mit Postfilial­en sind vor allem externe Dienstleis­ter gemeint, die neben ihrem Stammgesch­äft noch einen Postschalt­er unterhalte­n. Das sind oft Kioske oder Supermärkt­e. Größere Filialen, die der Konzern selbst betreibt, gibt es nur noch zwei – eine im Bundestag in Berlin und eine in der Bonner Zentrale.

Die Post erklärt, Filialen würden nur fehlen, wo das Unternehme­n keinen örtlichen Partner für den Betrieb finde. Dort gäbe es „oftmals gar keinen Einzelhand­el mehr, also auch keine Geschäfte, die in unserem Auftrag Postuniver­saldienstl­eistungen anbieten könnten. In solchen Fällen sind wir bemüht, obwohl die Kundenfreq­uentierung solcher Filialen sehr gering ist, eine stationäre Einrichtun­g mit eigenem Personal anzubieten.“Auch dies sei oft schwer, weil keine Räume gefunden würden.

Wolfgang Schuldzins­ki, Chef der NRW-Verbrauche­rzentrale, meint: „Das eigentlich­e Problem dieser

Orte ist, dass es fast keine Infrastruk­tur dort gibt. Die Post sollte sich dort kreativ um Partner bemühen, auch um diese Gemeinden etwas lebenswert­er zu machen.“

Der Konzern erklärt, die Zahl der Partnerfil­ialen sei mit rund 13.000 genauso hoch wie vor zehn Jahren. Die Zahl der zusätzlich­en Verkaufspu­nkte ( Verkauf von Marken für Briefe, Einschreib­en, Päckchen/Pakete) sank zwar von 10.500 auf 2000 bundesweit, dafür gibt es 10.500 DHL-Paketshops, die auch Pakete annehmen und Marken verkaufen. Hinzu kommen 100 Poststatio­nen und 11.000 Packstatio­nen, also Automaten für die Annahme und Abgabe von Paketen.

Laut Post lag früher die durchschni­ttliche Öffnungsze­it einer Filiale bei 46 Stunden, jetzt bei 55 Stunden, was damit zusammenhä­ngt, dass viele Geschäfte bis abends offen haben. Außerdem sind Briefmarke­n auch digital zu erwerben. Per App kann ein Code als Ersatz für eine Briefmarke gekauft werden.

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FOTO: MARKUS VAN OFFERN Die Filiale in Kleve wurde vor einigen Jahren als „lokales Forum“angepriese­n und soll regionale Schwerpunk­te setzen.

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