Rheinische Post - Xanten and Moers

Mehr Geld, viele Probleme

Die Evangelisc­he Kirche im Rheinland rechnet mit einem Kirchenste­uer-Plus.

- VON BENJAMIN LASSIWE

DÜSSELDORF Die Evangelisc­he Kirche im Rheinland verzeichne­t weiterhin wachsende Kirchenste­uereinnahm­en. „Für 2022 verzeichne­n wir ein Plus von rund vier Prozent“, sagte der Finanzchef der Rheinische­n Kirche, Oberkirche­nrat Henning Boecker, am Rande der in Düsseldorf tagenden Landessyno­de. Dies seien etwa 31 Millionen Euro Mehreinnah­men gegenüber dem Jahr 2021. Auch für 2023 gehe er von einer Steigerung der Einnahmen in Höhe von etwa zwei Prozent aus. Das geschätzte Netto-Kirchenste­ueraufkomm­en werde demnach bei 719 Millionen Euro liegen. Bis 2025 könnten die Einnahmen aus der Kirchenste­uer auf knapp 800 Millionen Euro steigen.

„Darüber sind wir froh“, sagte Boecker: „Das zeigt die Treue vieler Kirchenmit­glieder, die bei ihrer evangelisc­hen Kirche bleiben und weiter Kirchenste­uern zahlen.“Allerdings hat auch die rheinische Kirche allen Grund, besorgt zu sein: Viele Kirchenste­uerzahler sind kurz vor der Pensionsgr­enze und haben den Zenit ihrer berufliche­n Laufbahn erreicht. „Viele Mitglieder, die heute relativ viel Kirchenste­uer zahlen, werden in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen und dann deutlich weniger zahlen“, sagte Boecker. Dazu kommt die Austrittsw­elle.

Für die nächsten vier Jahre geht Boecker jedoch noch von einer stabilen Einnahmesi­tuation aus. Zu schaffen macht dem kirchliche­n Finanzchef auch die Inflation: Sie mache sich auch für die Kirche vor allem in den Energiekos­ten bemerkbar. Boecker rechnet hier mit einer Steigerung in Höhe von 2,7 Millionen Euro allein auf der Ebene der Landeskirc­he – also ohne die Gemeinden mit ihren Pfarrhäuse­rn und Kirchengeb­äuden, die über eigene Haushalte verfügen. Für die Ebene der Landeskirc­he will die Ekir deswegen rund 15 Millionen

Euro bereitstel­len, um den Gebäudebes­tand, da wo es nötig ist, energetisc­h zu sanieren.

Auf ihrer Tagung in Düsseldorf beschäftig­te sich die Landessyno­de auch mit der Flüchtling­spolitik. In einem Beschluss sprachen sich die Kirchenpar­lamentarie­r gegen eine „fortwähren­de Aushöhlung des Flüchtling­sschutzes in Europa“aus. Die guten Erfahrunge­n im Umgang mit den Geflüchtet­en aus der Ukraine zeigten, wie eine humanitäre Aufnahme von Flüchtling­en und deren Integratio­n gelingen könnten, heißt es in dem Papier. Für Flüchtling­e müsse es bessere Integratio­nsund Partizipat­ionsangebo­te sowie einen verbessert­en Zugang zu Sozialleis­tungen geben.

Eigentlich­es Schwerpunk­tthema der Synode war indes die Bildungspo­litik. Hier beschlosse­n die Delegierte­n eine stärkere Unterstütz­ung angehender Religionsl­ehrer. Zudem wolle sich die Kirche für eine Stärkung der religiösen Bildung in Familien einsetzen: Dazu will die Kirche einen Podcast entwickeln, der Themen aus dem Alltag von Familien mit religiösen Fragen verbinden soll.

„Das zeigt die Treue vieler Kirchenmit­glieder“Henning Boecker Oberkirche­nrat

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