Rheinische Post - Xanten and Moers
Mehr Geld, viele Probleme
Die Evangelische Kirche im Rheinland rechnet mit einem Kirchensteuer-Plus.
DÜSSELDORF Die Evangelische Kirche im Rheinland verzeichnet weiterhin wachsende Kirchensteuereinnahmen. „Für 2022 verzeichnen wir ein Plus von rund vier Prozent“, sagte der Finanzchef der Rheinischen Kirche, Oberkirchenrat Henning Boecker, am Rande der in Düsseldorf tagenden Landessynode. Dies seien etwa 31 Millionen Euro Mehreinnahmen gegenüber dem Jahr 2021. Auch für 2023 gehe er von einer Steigerung der Einnahmen in Höhe von etwa zwei Prozent aus. Das geschätzte Netto-Kirchensteueraufkommen werde demnach bei 719 Millionen Euro liegen. Bis 2025 könnten die Einnahmen aus der Kirchensteuer auf knapp 800 Millionen Euro steigen.
„Darüber sind wir froh“, sagte Boecker: „Das zeigt die Treue vieler Kirchenmitglieder, die bei ihrer evangelischen Kirche bleiben und weiter Kirchensteuern zahlen.“Allerdings hat auch die rheinische Kirche allen Grund, besorgt zu sein: Viele Kirchensteuerzahler sind kurz vor der Pensionsgrenze und haben den Zenit ihrer beruflichen Laufbahn erreicht. „Viele Mitglieder, die heute relativ viel Kirchensteuer zahlen, werden in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen und dann deutlich weniger zahlen“, sagte Boecker. Dazu kommt die Austrittswelle.
Für die nächsten vier Jahre geht Boecker jedoch noch von einer stabilen Einnahmesituation aus. Zu schaffen macht dem kirchlichen Finanzchef auch die Inflation: Sie mache sich auch für die Kirche vor allem in den Energiekosten bemerkbar. Boecker rechnet hier mit einer Steigerung in Höhe von 2,7 Millionen Euro allein auf der Ebene der Landeskirche – also ohne die Gemeinden mit ihren Pfarrhäusern und Kirchengebäuden, die über eigene Haushalte verfügen. Für die Ebene der Landeskirche will die Ekir deswegen rund 15 Millionen
Euro bereitstellen, um den Gebäudebestand, da wo es nötig ist, energetisch zu sanieren.
Auf ihrer Tagung in Düsseldorf beschäftigte sich die Landessynode auch mit der Flüchtlingspolitik. In einem Beschluss sprachen sich die Kirchenparlamentarier gegen eine „fortwährende Aushöhlung des Flüchtlingsschutzes in Europa“aus. Die guten Erfahrungen im Umgang mit den Geflüchteten aus der Ukraine zeigten, wie eine humanitäre Aufnahme von Flüchtlingen und deren Integration gelingen könnten, heißt es in dem Papier. Für Flüchtlinge müsse es bessere Integrationsund Partizipationsangebote sowie einen verbesserten Zugang zu Sozialleistungen geben.
Eigentliches Schwerpunktthema der Synode war indes die Bildungspolitik. Hier beschlossen die Delegierten eine stärkere Unterstützung angehender Religionslehrer. Zudem wolle sich die Kirche für eine Stärkung der religiösen Bildung in Familien einsetzen: Dazu will die Kirche einen Podcast entwickeln, der Themen aus dem Alltag von Familien mit religiösen Fragen verbinden soll.
„Das zeigt die Treue vieler Kirchenmitglieder“Henning Boecker Oberkirchenrat