Rheinische Post - Xanten and Moers

Umbruch geht ohne Stefan Kuban weiter

- VON FABIAN KLEINTGES-TOPOLL

Fußball-A-Liga: Der Coach wird den SSV Lüttingen im Sommer nach sechs Jahren verlassen. Ein Nachfolger soll bis Ende Januar gefunden sein. In Zukunft sollen noch mehr Talente aus der eigenen A-Jugend in die erste Senioren-Mannschaft aufrücken.

XANTEN Mit dem ersten Rücktritts­gedanken hat Stefan Kuban schon zu Beginn der dunklen Jahreszeit im Winter 2021 gespielt. Rund zwölf Monate später verfestigt­e sich dieser Gedanke. Der 52-Jährige fällte seine endgültige Entscheidu­ng, den SSV Lüttingen im Sommer nach dann sechs Spielzeite­n zu verlassen. Als erstes informiert­e Kuban die sportliche Leitung des Fußball-A-Ligisten um Johannes Heiming und den spielenden Co-Trainer Mirko Poplawski. Erst danach teilte er seinen Abschied im Sommer 2023 der Mannschaft mit.

„Sie hätten gerne alle mit mir weitergema­cht, weil auch neben dem Platz viele Freundscha­ften entstanden sind. Aber die Jungs können es verstehen“, sagt Kuban, der nach seinen Trainersta­tionen in Ossenberg, Budberg II, Orsoy, Meerfeld und Sonsbeck II noch einmal „den Zeitpunkt für etwas Neues“sieht. Den einen Grund für den Abgang gebe es nicht, stellte Kuban schon kurz nach Bekanntwer­den seines Rücktritts klar. Wohin es den 52-Jährigen zur Spielzeit 2023/2024 verschlage­n wird, ist noch völlig offen. „Ich schaue mal, was auf mich zukommt.“

Bevor Stefan Kuban die fußballfre­ien Sonntage und die Zeit mit seinem Sohn, der zum Förderkade­r von FC Schalke 04 gehört (wir berichtete­n), genießen wird, vergehen noch einige Monate. Bis dahin verfolgen die „Fischerdör­fler“noch ein großes Ziel: Möglichst schnell die nötigen Punkte einzufahre­n, um nicht noch mal in die Abstiegszo­ne zu rutschen. Mit 29 Zählern aus 21 Spielen überwinter­t der SSV auf dem 13. Tabellenpl­atz.

Dass der Blick nach vier Jahren im Aufstiegsr­ennen in dieser Saison eher nach unten geht, ist leicht zu erklären. Nach den Abgängen des langjährig­en Kapitäns Lars Neinhuis (TuS Xanten) und Leistungst­rägers Max Reimers (SV Büderich) wollten auch die Routiniers Fabian Blanik und Oliver Tittel sowie Torhüter Yannick Regner aus berufliche­n Gründen kürzertret­en. Als dann noch personelle Probleme durch Verletzung­en und Sperren obendrauf kamen, war die fehlende Qualität nicht mehr zu kompensier­en. So kam auch Top-Torjäger Janik Schweers nach einem Bänderriss und anhaltende­n Leistenpro­blemen nur schwer in Tritt und konnte nicht an seine Torquote aus vorherigen Spielzeite­n anknüpfen.

Nach neun sieglosen Begegnunge­n bei einem schweren Auftaktpro­gramm mussten die Lüttinger bis zum 29. September auf den ersten Saisonsieg warten, konnten sich in der Folge aber halbwegs stabilisie­ren. Auch, weil Blanik, Regner und Tittel reaktivier­t wurden. Vor allem Tittel habe dem Team sehr weitergeho­lfen, so Kuban. „Er hat nicht trainiert, nur am Wochenende ausgeholfe­n und so viele Tore gemacht wie nie zuvor. Hätte ich das gewusst, hätte er vorher auch nie trainieren müssen“, scherzt der erfahrene Coach.

Und doch bewerteten die Lüttinger Verantwort­lichen die sportliche Situation schon vor der Saison realistisc­h. „Uns war klar, dass wir durch die fehlende Erfahrung nicht mehr für die ersten fünf Plätze in Frage kommen. Wir haben viele Jungspunde integriert, glückliche­rweise die Kurve gekriegt und sind auf einem guten Weg“, analysiert Kuban, der den Umbruch zwar noch nicht als abgeschlos­sen, den Verein aber für die Zukunft auch ohne seine Verantwort­ung gut aufgestell­t sieht. Weitere A-Jugendlich­e aus dem Dorf sollen künftig in die erste Mannschaft hochgezoge­n werden.Heiming erklärt, dass aus der Not eine Tugend geworden sei. „Wir sind darauf angewiesen. Es wird immer schwierige­r, externe Leute zu verpflicht­en. Vor dieser Herausford­erung stehen viele Dorfverein­e.“

Die bevorstehe­nde Kuban-Trennung im Sommer hat der 33-Jährige zweigeteil­t aufgenomme­n. Zum einen, weil schon in der Vergangenh­eit offen über mögliche Rücktritts­gedanken gesprochen wurde, anderersei­ts hätte man sich eine weitere Zusammenar­beit auch in Zukunft gut vorstellen können. In Sachen Nachfolge gebe es zwar noch nichts Spruchreif­es zu berichten, erste Überlegung­en wurden allerdings in der Zwischenze­it schon getroffen. Diskutiert worden war unter anderem über die Personalie Poplawski. Der 32-Jährige agiert derzeit in Doppelfunk­tion als Co-Trainer und gemeinsam mit Heiming als zweiter Sportliche­r Leiter. Er soll dem Team definitiv erhalten bleiben – ob als Assistent oder gleichbere­chtigter Trainer, bleibt abzuwarten.

„Da ist alles vorstellba­r. Wir schauen uns in verschiede­ne Richtungen um und haben drei bis vier Namen im Kopf. Wir stehen zwar etwas unter Zeitdruck, sind aber ganz zuversicht­lich“, verrät Heiming. Die Trainersuc­he ist wie die Ausschau nach Neuzugänge­n in der A-Liga im Jahr 2023 kein leichtes Unterfange­n. Schon Ende Januar könnte Klarheit auf der wichtigen Position an der Seitenlini­e herrschen. Während die Gespräche weiterlauf­en, bereitet Stefan Kuban sein Team seit eineinhalb Wochen auf die bevorstehe­nde Rückrunde vor. Die Trainingsb­eteiligung von über 20 Mann zeigt, dass die Motivation vor der zweiten Jahreshälf­te in Lüttingen durchaus groß ist.

 ?? RP-FOTO: FISCHER (ARCHIV) ?? Der eine geht, der andere soll bleiben: Coach Stefan Kuban (r.), der seinen Abschied angekündig­t hat, mit Co-Trainer Mirko Poplawski.
RP-FOTO: FISCHER (ARCHIV) Der eine geht, der andere soll bleiben: Coach Stefan Kuban (r.), der seinen Abschied angekündig­t hat, mit Co-Trainer Mirko Poplawski.

Newspapers in German

Newspapers from Germany