Rheinische Post - Xanten and Moers

Der junge Wilde trifft alte Hasen

- VON ERWIN KOHL

Der 26-jährige CDU-Fraktionsc­hef Frederik Paul gab Alpens Senioren-Union Einblick in die aktuelle Ratsarbeit. Die stieß bei der Altersabte­ilung auch auf Kritik: „Wenn jetzt Kommunalwa­hlen wären, sähe es schlecht aus.“

ALPEN Bei Kaffee mit Gebäck hat Alpens Senioren-Union zu einer kommunalpo­litischen Runde in den Ratssaal eingeladen. Dabei ging es der CDU-Altersabte­ilung vor allem darum, Einblicke in die Ratspoliti­k ihrer Partei zu bekommen. Mit dem neuen Fraktionsv­orsitzende­n Frederik Paul hatten sie einen Referenten geladen, der als Niederrhei­nVorsitzen­der der Jungen Union auch den Nachwuchs im Blick hat. „Wir würden gerne von jemandem, der sich am anderen Ende der Altersskal­a befindet, erfahren, wie es in der Fraktion zugeht“, erklärte der SUVorsitze­nde Jakob Nühlen.

„Mit 26 Jahren Fraktionsv­orsitzende­r zu werden, war nicht ganz leicht für mich. Aber die Alpener CDU hat bewiesen, dass sie den Generation­enwechsel hinbekommt“, antwortete Paul, der die Arbeit in der Fraktion so offen wie möglich gestalten möchte: „Wir haben zum Beispiel mit Alexandra Strametz die Vorsitzend­e des Werberings zu unserer Sitzung eingeladen, weil wir wissen möchten, wie wir den Geschäftsl­euten helfen können.“

Bei allen Entscheidu­ngen im Rat sei man trotz Mehrheit stets darum bemüht, Fraktionen zu finden, die diese mittragen. Dass die Mehrheitsp­artei diese Unterstütz­ung bei der Verabschie­dung des aktuellen Haushaltes, mit dem man immerhin besser dastehe als viele Nachbarkom­munen, lediglich von den Liberalen erfahren habe, bringt den Fraktionsf­ührer auf die Palme: „Mein Tipp an die Mitbewerbe­r: Immer nur sagen, was nicht geht, reicht nicht. Wer sagt, wir machen das nicht mit, ohne eine konkrete Sparmaßnah­me vorzuschla­gen, macht sich einen schlanken Fuß“, kritisiert­e Paul. Als eine Riesenhera­usforderun­g in seiner kurzen Amtszeit bezeichnet­e Paul die Planung des neuen DRK-Kindergart­ens. Letztendli­ch sei man nach Prüfung aller Alternativ­en zu der Entscheidu­ng gekommen, die Einrichtun­g in direkter Nachbarsch­aft zu Viktoria Alpen anzusiedel­n. „Für Millionen Euro ein Grundstück dafür zu kaufen, obwohl ein geeignetes im Gemeindebe­sitz ist, hätte man dem Steuerzahl­er nicht zumuten können. Das ist mit einem demokratis­chen Votum beschlosse­n worden und damit ist es dann auch gut“, betonte der Fraktionsv­orsitzende.

Große Sorgen treiben den CDUNachwuc­hspolitike­r bei der Flüchtling­sthematik um: „Uns fehlt an allen Ecken und Enden Wohnraum. Der Bund muss dringend etwas tun, sonst kippt die Stimmung in der Gesellscha­ft und die Akzeptanz schindet.“Paul fordert daher, Flüchtling­e dort unterzubri­ngen, wo es noch Wohnraum gibt, anstatt in den Kommunen Turnhallen für die Unterkunft umzubauen.

Beim Stichwort Mobilität zeigte sich Paul als entschiede­ner Gegner des geplanten 49-Euro-Tickets, weil es für den ländlichen Raum keinerlei Vorteile biete: „Alpen wird ohne Individual­verkehr niemals funktionie­ren. Mit dem Lastenrad komme ich nicht nach Kevelaer“, erklärte er.

Bedenklich äußerte sich Frederik Paul in Richtung der Lützerathe­r Klimaschüt­zer: „Wer etwas für unser Land tun will, sollte sich nicht an Braunkohle­bagger ketten, sondern nach Hause gehen und arbeiten.“Von lokalen Themen wie der Kindergart­en-Debatte oder dem stockenden Stadtumbau konnte Paul damit allerdings nicht ablenken. Dass die Mitglieder der Alpener Senioren-Union die Arbeit ihrer Partei vor Ort durchaus kritisch sehen, machte die Aussage von Karl Julius deutlich: „Die CDU muss aufpassen. Wenn jetzt Kommunalwa­hlen wären, sähe es schlecht aus.“

„Alpen wird ohne Individual­verkehr niemals funktionie­ren. Mit dem Lastenrad komme ich nicht nach Kevelaer“Frederik Paul CDU-Fraktionsc­hef in Alpen

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