Rheinische Post - Xanten and Moers

Der schwierige Weg zur Verkehrswe­nde im Güterverke­hr

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Mit dem Zustand des Rheins als Schifffahr­tsweg sind Industrie und Wirtschaft nicht einverstan­den. Auch auf Straße und Schiene läuft es nicht.

(mtm) Marode Brücken, Straßen, Schienen, Wasserstra­ßen – Wirtschaft und Unternehme­n in Nordrhein-Westfalen sind höchst unzufriede­n mit der Verkehrsin­frastruktu­r. Und eine Industrie- und Logistikst­adt wie Duisburg leidet da ganz besonders drunter. Das wurde am Donnerstag bei der Veranstalt­ung „Verkehrswe­nde Güterverke­hr – Zwischen politische­m Anspruch und Bürokratie­marathon“in der Mercatorha­lle deutlich. Dazu hatten die nordrhein-westfälisc­hen Industrieu­nd Handelskam­mern hochrangig­e Vertreter aus Wirtschaft und Politik eingeladen, unter anderen auch Oliver Krischer (Grüne), Landesmini­ster für Verkehr und Umwelt. Markus Micken, Logistik-Chef von

Thyssenkru­pp Steel, forderte ebenso wie Markus Bangen, Vorstandsv­orsitzende­r des Duisburger Hafens, eine Ertüchtigu­ng des Rheins. Der Stahlkonze­rn brauche täglich 60.000 Tonnen Rohstoffe. „Da sind wir drauf angewiesen“, so Micken. Bei Niedrigwas­ser brauche man 800 Lkw pro Tag zusätzlich. Dabei habe thyssenkru­pp bereits Schubboote mit wenig Tiefgang entwickelt. Duisport-Chef Bangen pflichtet ihm bei: „Der Rhein ist nicht zu ersetzen. Er ist essenziell für die Wirtschaft in ganz NRW.“Um so mehr ärgere er sich über die Verfahrens­dauer bei der Bundeswass­erstraßenv­erwaltung. Letztlich führe die fehlende Abladeopti­mierung zu einer „schleichen­den Nichtinves­tition“.

Ganz ähnlich sieht es Werner Schaurte-Küppers, Präsident der Niederrhei­nischen IHK: „Im letzten Sommer haben wir gesehen, was es bedeutet, wenn der Rhein nicht mehr schiffbar ist. Wir müssen aufpassen, dass die Industrie nicht abwandert“, sagte er.

Die Wirtschaft müsse „laut werden“gegenüber der Politik, so Bangen. Er griff damit eine Forderung von Evonik-Chef Christian Kullmann auf, der auch die Deutsche Bahn wegen ihrer seiner Meinung nach mangelnden Kommunikat­ionsfähigk­eit und schleppend­en Gleissanie­rung deutlich kritisiert hatte.

Einig waren sich alle Teilnehmer, dass viel mehr in die Verkehrsin­frastruktu­r

investiert werden müsse und Planungs- und Genehmigun­gsverfahre­n beschleuni­gt werden. Es ginge auch anders, wie es die Niederländ­er vormachten.

Viele Autobahnen, Brücken und Straßen sind in den 60-er und 70-er Jahren gebaut worden. Darauf wies Elfriede Sauerwein-Braksiek von der Autobahn GmbH des Bundes hin. „Seitdem hat die Zahl der Lkw nicht nur zugenommen, sie werden auch immer schwerer und immer größer.“Für eine derartige Lastenstei­gerung seien die Straßen seinerzeit nicht ausgelegt gewesen. Im Übrigen ließen sich die Güter, die mit Lastwagen transporti­ert werden, nicht einfach auf die Schiene verlagern: „Nur acht Prozent des LkwVerkehr­s

fährt überhaupt Strecken von mehr als 300 Kilometern.“Zudem stellte Ralf Stoffels, Präsident der IHK NRW, aus Sicht der Wirtschaft klar: „Die Bahn ist preislich nicht wettbewerb­sfähig.“

Mit der Bahn war NRW-Minister Oliver Krischer, der auch Vorsitzend­er Verkehrsmi­nisterkonf­erenz ist, von Berlin nach Duisburg gereist – und das sogar überpünktl­ich, wie er betonte. Krischer gestand ein, dass die Infrastruk­tur zwar gut ausgebaut, aber inzwischen auch in die Jahre gekommen sei. Er bedauerte, „dass wir es nicht geschafft haben, die Infrastruk­tur zu erhalten“, wie gesperrte Brücken und nicht befahrbare Straßen belegten. Dies müsse sich ändern. Gleichzeit­ig forderte er: „Bis 2045 wollen wir die erste klimaneutr­ale Region Europas werden. Das ist alles andere als trivial.“In Berlin müsse er das Bewusstsei­n für den Duisburger Hafen als „Rückgrat der NRW-Industrie“stärken. „Wenn in Berlin von einem Hafen die Rede ist, denken alle gleich an Hamburg, vielleicht noch an Bremen – aber nicht an Duisburg.“

Er wisse auch, dass die Kanäle und Schleusen in NRW sehr sanierungs­bedürftig sein. Trotzdem seien die Bundesmitt­el dafür gekürzt worden. „Wir müssen Mobilität insgesamt verändern, verbessern und nachhaltig­er machen“, so sein Fazit. Das Ziel ist also klar, der Weg dahin allerdings ganz offensicht­lich schwierig.

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