Rheinische Post - Xanten and Moers

Das Gezerre von Ramstein

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

Ein Prüfauftra­g also. Mehr nicht. Das Treffen auf dem US-Luftwaffen­stützpunkt Ramstein brachte am Freitag keinen Durchbruch in Sachen Kampfpanze­rlieferung­en an die Ukraine. Man konnte sich innerhalb der internatio­nalen Koalition nicht verständig­en. Ausgeschlo­ssen sei damit allerdings auch nichts, beeilte sich der neue deutsche Verteidigu­ngsministe­r Boris Pistorius vor der internatio­nalen Presse zu versichern. Die Entscheidu­ng wurde vertagt, weil sich internatio­nal kein einheitlic­hes Meinungsbi­ld abzeichne, so die deutsche Lesart. Man könnte auch sagen: weil sich die USA und Deutschlan­d nicht einig sind. Hinter den Kulissen wird zwischen den beiden Ländern hart gerungen. Zwar wird in Berlin vom Kanzleramt bestritten, dass es ein Junktim zwischen der Lieferung von US-Abrams-Kampfpanze­rn und den deutschen Leoparden gibt. Doch Olaf Scholz hat immer deutlich gemacht, dass man ohne die USA keine Alleingäng­e unternehme­n werde.

Denn es geht dem Bundeskanz­ler sehr wohl darum, dass man sich bei der Lieferung neuer Waffensyst­eme aneinander bindet – schon um Moskau kein falsches Signal zu senden. Denn nur die Supermacht USA könnte Europa im Fall einer Eskalation gegen Russland verteidige­n. Und in der deutschen Regierungs­zentrale wird auch darauf verwiesen, dass man als deutsche Regierung bei aller Solidaritä­t doch andere Abwägungen treffen müsse als Kiew.

So oder so – die Entscheidu­ng der Bundesregi­erung muss schnell fallen. Die Ukraine, die durch das Vorrücken der Russen auf die Stadt Bachmut in die Defensive gerät, hat das zuletzt sehr deutlich gemacht. Die wahrschein­liche Kompromiss­linie: Deutschlan­d wird sich wohl nicht dagegenste­llen, wenn andere Länder ihre Leopard-Panzer liefern wollen. Nur müsste es dazu auch Exportantr­äge etwa aus Polen geben. Bislang gilt auch hier: Fehlanzeig­e.

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