Rheinische Post - Xanten and Moers
Ärzte fordern Ende der Isolationspflicht
Die Corona- und Infektionswellen ebben ab. Die Krankenhäuser plädieren dafür, in NRW die Vorgabe Ende Februar zu streichen. Die Apotheken verweisen auf gute Erfahrungen anderer Länder. Das Ministerium prüft die Abschaffung.
DÜSSELDORF Einige Bundesländer haben die Isolationspflicht für Corona-Infizierte bereits abgeschafft. Nun könnte bald Nordrhein-Westfalen folgen. „Ende Februar endet das Angebot kostenloser Tests in Deutschland, einen Monat früher die Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln. Damit sendet die Politik bereits das Signal, dass die Pandemie ausläuft und Corona eine ,normale‘ Krankheit geworden ist. Wir halten es daher für folgerichtig, Ende Februar auch die Isolationspflicht zu streichen“, sagte Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), unserer Redaktion: „Es ist Zeit, wieder zur Normalität zurückzukehren.“
Die Beschäftigten im Gesundheitswesen würden verantwortlich agieren, ist Gaß überzeugt. „Wie bei anderen Infektionserkrankungen auch werden die Beschäftigten darauf achten, dass sie beim Verdacht oder bei einer bestätigten eigenen
Erkrankung Patienten und Kollegen sehr verantwortungsvoll schützen. Dazu brauchen wir absehbar keine Isolierungspflicht mehr“, so der DKG-Chef. Es gelte aber weiter das Motto: „Wer krank ist, bleibt zu Hause. Und wie vor der Pandemie werden Masken im Krankenhaus weiter dort getragen, wo erhöhte Infektionsgefahr herrscht.“
NRW-Ärzte teilen die Einschätzung. „Eine Isolationspflicht sollte zeitnah beendet werden, da jeder Einzelne lernen muss, wieder mehr Verantwortung für sich selbst wie auch solidarisch für andere zu übernehmen“, sagte der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KV ). Er verweist darauf, dass die Krankenzahlen kräftig sinken: Nach ihrem Höhepunkt Anfang Dezember gehe die Infektwelle in den hiesigen Praxen insgesamt erkennbar zurück. Das gilt für Atemwegserkrankungen, aber auch für Corona. „Die Corona-Fälle haben in den Praxen zuletzt deutlich abgenommen“, so die KV. Nun zähle Eigenverantwortung: „Betroffene
sollten grundsätzlich bei jeder Infektionserkrankung Sorge tragen, ihre Umgebung vor Ansteckung zu schützen.“Das gelte vor allem in Kliniken, Praxen oder Heimen.
Aktuell gilt in Nordrhein-Westfalen, dass sich Infizierte für fünf Tage nach einem positiven Schnell- oder PCR-Test in Isolation begeben müssen, wobei der Tag der Testung nicht mitgerechnet wird. Die Isolation endet dann automatisch – auch wenn der Corona-Test noch positiv ist. Andere Bundesländer sind beim Lockern bereits weiter: Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein haben die Isolationspflicht schon vor Weihnachten gekippt.
Die Landesregierung prüft die Abschaffung: „Über weitere mögliche Anpassungen der Schutzmaßnahmen, insbesondere der Isolationspflicht, wird die Landesregierung rechtzeitig vor Ablauf der derzeit gültigen Corona-Schutzverordnung entscheiden“, sagte der Sprecher von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). Die derzeitige Verordnung tritt mit Ablauf des 31. Januar 2023 außer Kraft. „Die sich weiter entspannende Infektionslage lässt es zu, dass NRW zum 1. Februar 2023 die Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr aufhebt“, betonte der Sprecher. Damit werde Einheitlichkeit zum Fernverkehr geschaffen. Ab 2. Februar müssen in Fernzügen keine Masken mehr getragen werden.
Für den Apothekerverband Nordrhein ein Grund, konsequent zu handeln: „Besser wäre bis zum Frühjahr mit weiteren Lockerungen abzuwarten. Wer aber jetzt schon A sagt, muss auch B sagen. Wenn die Maskenpflicht fällt, sollte auch die Verpflichtung zur Isolation aufgehoben werden“, sagte Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Rheinland. Er betonte mit Blick auf die Zahlen: „In Ländern, wo die Maskenpflicht schon gefallen ist, ist kein Anstieg von Corona-Infektionen mit schweren Verläufen festzustellen. Das deutet darauf hin, dass die Bevölkerung weitgehend immunisiert ist.“Auch laut der Weltgesundheitsorganisation sei ein Ende der Pandemie in Sicht, so Preis weiter.
Selbst auf Intensivstationen in den Krankenhäusern liegen immer weniger Corona-Patienten. In NRW sind nur noch gut drei Prozent der Intensivbetten mit Corona-Kranken belegt. Die Kliniken können planbare Operationen, die sie im Dezember verschieben mussten, nachholen.