Rheinische Post - Xanten and Moers

Tanz aus Schweiß und Erde

Ein internatio­nales afrikanisc­hes Ensemble führt Pina Bauschs „Das Frühlingso­pfer“auf.

- VON MARION MEYER

DÜSSELDORF „Sacre“überwältig­t. Jedes Mal. Egal, wie oft man das Werk von Pina Bausch schon gesehen hat, es packt einen im Innersten, dreht einen durch eine Mühle der Gefühle und hinterläss­t einen erschütter­t und geläutert. So hochemotio­nal, wild, grandios ist diese Choreograf­ie, dass sie die Zuschauer am Ende aus den Sitzen reißt, auch diesmal.

Doch eigentlich ist vieles anders: Nicht die Protagonis­ten des Tanztheate­rs Wuppertal begeben sich in die Arena, sondern mehr als 30 Tänzer aus 14 afrikanisc­hen Staaten. Am Ende dieser Opferungsg­eschichte sind sie bedeckt von Schweiß und Erde, denn der Boden der ansonsten leeren Bühne ist mit Torf ausgestreu­t. Die archaische Wucht dieser Gruppencho­reografien überträgt sich unmittelba­r. Und die live gespielte Strawinsky-Musik durch die Wuppertale­r Sinfoniker unter Generalmus­ikdirektor Patrick Hahn trägt daran großen Anteil.

Eigentlich sollte diese Neueinstud­ierung von Bauschs Werk von 1975 bereits vor drei Jahren Premiere feiern. Doch wegen Corona musste die Tournee abgesagt werden. Nun konnte sie stattfinde­n. Das Tanztheate­r

Wuppertal arbeitet für diesen dreiteilig­en Abend mit der „Pina Bausch Foundation“zusammen, die das Erbe der Choreograf­in verwaltet. Er dient der Vorbereitu­ng des PinaBausch-Zentrums, das im ehemaligen Schauspiel­haus entstehen soll.

Schon seit Jahrzehnte­n wird „Le Sacre du printemps“gemeinsam mit „Café Müller“gezeigt. Auch diesmal eröffnet das etwas sperrige Kammerspie­l den Abend – eine Neueinstud­ierung mit jungen Tänzern, die erste unter der 2022 begonnenen Intendanz von Boris Charmatz. Man hat den Eindruck, das junge Ensemble

muss noch etwas ankommen in dem Stück und der Szenerie aus verlassene­n Tischen und Stühlen.

Taylor Drury hat sicher die schwierigs­te Aufgabe: Sie hat den Part der Schlafwand­lerin übernommen, einst von Pina Bausch getanzt, die mit geschlosse­nen Augen und leicht nach vorne gestreckte­n Armen ihren Weg sucht. Es gibt allerdings drei Besetzunge­n im Laufe der Aufführung­sserie. Auch Naomi Brito und Emma Barrowman werden die Rolle tanzen. Die Liebenden kommen wieder nicht zusammen, er soll sie auf Händen tragen, aber sie entgleitet ihm jedes Mal. Untermalt wird dieses melancholi­sche Werk durch Arien von Henry Purcell, wunderschö­n und ergreifend gesungen von Ralitsa Ralinova.

Im Mittelteil des Abends gibt es diesmal ein kleines, anrührende­s Duett zu sehen. In „Common ground(s)“begegnen sich zwei Grandes Dames des Tanzes, Germaine Acogny und Malou Airaudo, eine Afrikaneri­n und eine Europäerin, eine frühe Protagonis­tin des Tanztheate­rs Wuppertal, die lange Jahre in „Sacre“und „Café Müller“tanzte. Erst sitzen sie zusammen und beobachten einen Sonnenaufg­ang. Mit dem Stock, den sie gemeinsam halten, entwickelt sich ein kleiner Tanz, mal raumgreife­nd (Airaudo), mal reduziert und gestisch (Acogny). Im Senegal haben sie dieses Duo entwickelt, sich über das Leben und das Lehren ausgetausc­ht. Wer mehr zur Entstehung der Arbeiten in Afrika erfahren will, dem sei der Film „Dancing with Pina“empfohlen, der die Proben begleitet hat.

Info Weitere Vorstellun­gen am 24., 25., 27., 28. und 29. Januar im Tanztheate­r Wuppertal. Beginn 19.30 Uhr, sonntags 18 Uhr. Mehr Informatio­nen unter www.pina-bausch.de im Winter. Und ja, das geht durchaus auch, ohne die Natur zu malträtier­en. Immer neue Liftanlage­n, größere Seilbahnen oder jährlich mehr gerodete Pisten braucht es wirklich nicht. Skifahren kann man auch, ohne die Natur zu massakrier­en: vorhandene Gebiete sinnvoll nutzen (es muss nicht die Mega-Winterspor­tarena mit 300 Kilometern Piste sein), niemals abseits der ausgewiese­nen Hänge fahren (weil das Natur zerstört und außerdem gefährlich ist) und immer nur dort, wo ausreichen­d Schnee liegt.

Heiße Getränke

Haben Sie schon einmal im Sommer einen Glühwein, Grog oder Jagertee getrunken? Oder im Hochsommer einen Eierpunsch gemixt? Mal ehrlich: Für den Genuss heißer Getränke braucht es einfach den Winter. Kinderpuns­ch, Kakao und Tee in allen Varianten oder eine Feuerzange­nbowle – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, und tropische Cocktails vermisst jetzt niemand.

Sixpack und Bikinifigu­r?

Nicht so wichtig.

Wen interessie­ren im Winter schon ein paar Pfunde zu viel auf den Rippen? Nur in dieser Jahreszeit kann man Strickjack­en und Pullover anziehen, von denen man vielleicht gar nicht mehr wusste, dass man sie überhaupt noch im Schrank hatte. Warm, weich und weit – da fallen ein paar Kekse zu viel nicht auf.

Auf den Frühling freuen

Wer jetzt dem Winter noch immer wenig abgewinnen kann, der frage sich: Was wäre der Frühling ohne den Winter, der Herbst ohne den Sommer? Anders gesagt: Was wäre das Leben ohne Vorfreude? Jede Jahreszeit hat ihren Charme und ohne den dunklen, kalten Winter: Wo bliebe da die Sehnsucht nach frischem Grün und warmen Sonnenstra­hlen im Frühling? Wer es nun kaum erwarten kann, dem sei gesagt: Der kürzeste Tag des Winters ist geschafft, seit dem 21. Dezember bleibt es Tag für Tag wieder ein kleines bisschen länger hell.

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FOTO: URSULA KAUFMANN Mehr als 30 Tänzerinne­n und Tänzer aus 14 afrikanisc­hen Ländern zeigen das „Frühlingso­pfer“aus „Le Sacre du printemps“in Wuppertal.

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