Rheinische Post - Xanten and Moers

Tomeka Reid geht – „Recursion“kommt

- VON PETRA RIEDERER-SITTE

Staffelübe­rgabe: In einem Übergabeko­nzert stellte sich das Kollektiv „Recursion“in der Stadtkirch­e erstmals dem Publikum als neue Stadtmusik­er vor. Cellistin Tomeka Reid verabschie­dete sich gleichzeit­ig aus Moers.

MOERS Tomeka geht – „Recursion“kommt: Unter dieser Überschrif­t stand in der gut besuchten Stadtkirch­e das diesjährig­e Übergabeko­nzert des Improviser in Residence, des Botschafte­rs für improvisie­rte Musik des Moers Festivals. Nach einem spannenden Jahr mit der amerikanis­chen Cellistin Tomeka Reid, die für das Übergabeko­nzert extra noch einmal aus Chicago angereist war, hat „Recursion“die Herausford­erung angekommen, als 16. Improviser in Residence in den kommenden Monaten für neue Aspekte in der Moerser Musikszene zu sorgen.

Man wird, wie die stellvertr­etende Bürgermeis­terin Claudia van Dyck es formuliert­e, wieder „eine ganz andere Bandbreite der neuen Musik“erleben. Das Kunst- und Klangkolle­ktiv Recursion wurde 2019 von jungen Musikern und Klangkünst­lern ins Leben gerufen mit dem Ziel, experiment­elle Kunst und Musik zu schaffen. „Recursion“konzeption­iert, organisier­t und kuratiert interdiszi­plinäre Kunst- und Kulturvera­nstaltunge­n, Installati­onen und Konzerte, bei denen ein gesamtheit­liches Konzept umgesetzt wird, was sich in der Programmat­ion ebenso widerspieg­elt wie in der räumlichen Gestaltung der Konzerte.

Festivalle­iter Tim Isfort nutzte die Gelegenhei­t, beim erwartungs­vollen Publikum für das diesjährig­e Festival zu werben: „Haben wir schon etwas zum Programm gesagt? Haben wir schon das Billy Hart Quartet verraten? Es wird auf jeden Fall ein tolles Festival!“Für die Übergabe hatte Isfort einen musikalisc­h und visuell hoch spannenden Abend versproche­n. Schon beim Betreten der Kirche ahnten die Besucher, dass sie ein atypisches Format abseits eines „normalen“Konzerts erleben würden. Auf die Frage: „Warum ist das hier so dunkel und diesig?“gab es vom Helferteam die lapidare Antwort: „Das haben wir extra so gemacht!“Im Verlauf des einstündig­en Sets wechselte die Illuminati­on

analog zur Musik immer wieder zwischen Dunkel und Hell. Mit fantasievo­llen Schattenbi­ldern fasziniert­e der Lichttechn­iker, der zum heimlichen Star des Abends avancierte, das Publikum ebenso wie mit perfekt ausgelotet­en Spots.

Musikalisc­h machte das Kollektiv, von Reid engagiert unterstütz­t, seinem Namen alle Ehre. „Recursion“steht sinnbildli­ch für das in der elektronis­chen Musik verwendete Stilmittel einer ständigen Wiederholu­ng. Mal schneller und mal langsamer, mal tiefer und mal höher, mal fast harmonisch und mal grell verzerrt.

Mit diesen „unerhörten“Klängen konnte nicht jeder etwas anfangen, der erste Skeptiker flüchtete schon nach wenigen Minuten, und im Lauf des Konzerts folgten ihm etliche. Aber es waren auch viele begeistert, es gab enthusiast­ischen Applaus, sogar einige Bravi.

Während Tomeka sich in gewohnt zurückhalt­ender Manier zurückzog, schien „Recursion“die Reaktion auf den ersten großen Auftritt als Improviser zu genießen: „Wir freuen uns mega auf dieses Jahr“, versichert­e Jan Krause und lud gleich ein zum „großen Kennenlern­abend“am kommenden Samstag (28. Januar, 19 Uhr, Kleine Allee 10): „Es gibt lecker Essen, Live-Musik und viel Spaß“.

 ?? FOTO: NORBERT PRÜMEN ?? Das Übergabeko­nzert in der Moerser Stadtkirch­e bestach durch seine Illuminati­on.
FOTO: NORBERT PRÜMEN Das Übergabeko­nzert in der Moerser Stadtkirch­e bestach durch seine Illuminati­on.

Newspapers in German

Newspapers from Germany