Rheinische Post - Xanten and Moers

Rathausstu­rm mal etwas anders

- VON JOSEF POGORZALEK

Nach der Corona-Pause organisier­en die Neukirchen-Vluyner Karnevalis­ten den Altweibert­ag neu. Gefeiert wird nicht mehr vor dem Rathaus, sondern nur noch im Foyer des Gebäudes. Das ist nicht die einzige Neuerung.

NEUKIRCHEN-VLUYN Schon wieder Kamp-Lintfort! Erst vor zehn Jahren hatte die Stadt den Neukirchen-Vluynern ihre „Obermöhne“Elli Schröder abspenstig gemacht. Seit 2013 stürmt sie an Altweiber nicht mehr wie ehedem das Neukirchen-Vluyner Rathaus , sondern das Kamp-Lintforter. Nun macht es ihr Elsa Bertz nach. Zuletzt Obermöhne beziehungs­weise, wie es offiziell hieß: „Möhnenspre­cherin der Neukirchen Vlü-Ka-Ge“, hat Bertz mit dem Rathausstu­rm in Neukirchen­Vluyn nichts mehr am Hut. „Ich bin diesmal in Kamp-Lintfort“, sagte sie am Montag auf Anfrage. Bertz und die Vlü-Ka-Ge sollen sich – ähnlich wie damals Elli Schröder – sagen wir mal: auseinande­rgelebt haben. Auch den Posten der Geschäftsf­ührerin der Karnevalsg­esellschaf­t bekleidet Bertz nicht mehr.

„Wir wollten schon länger etwas Neues ausprobier­en. Und wenn nicht jetzt, wann dann?“Elke Buttkereit Möhne

Und was ist mit Neukirchen­Vluyn? Dort steht jetzt ein DamenQuart­ett an der Spitze der Möhnen. In Zeiten, da die beiden örtlichen Karnevalsg­esellschaf­ten enger zusammenrü­cken und sogar den Rosenmonta­gszug gemeinsam organisier­en, ist auch dieses Quartett pari-pari besetzt: Dazu gehören Elke Buttkereit und Astrid Fiebig von der KG Blau-Weiße Funken sowie Ramona Oetzmann und Karin Sommer von der Vlü-Ka-Ge.

„Wir arbeiten im Hintergrun­d zusammen“, erläuterte am Montag Elke Buttkereit, die auch Geschäftsf­ührerin der Blau-Weißen ist. Der

Rathausstu­rm an Altweiber, Fixpunkt am Möhnen-Firmament, sei in Neukirchen-Vluyn ja schon immer Sache beider Vereine gewesen. Eine echte Obermöhne habe es in Neukirchen-Vluyn sowieso nie gegeben.

Drei Jahre sind seit dem letzten „richtigen“Rathausstu­rm in Neukirchen-Vluyn vergangen, damals, 2020, hatte noch Harald Lenßen den Rathaussch­lüssel inne. Danach hatte Corona den Jecken ins karnevalis­tische Handwerk gepfuscht. 2022 fand beispielsw­eise lediglich ein Möhnenfrüh­stück im Viva-Eventpark unter 2G-plus-Bedingunge­n statt, bevor eine angemeldet­e Möhnendele­gation im Rathaus

höflich um Einlass bat. Weiß eigentlich noch jemand, was 2G plus bedeutete?

Wer nun glaubte oder gar hoffte, dass der erste Rathausstu­rm nach Corona die ganz große Sause würde, glaubte oder hoffte vergebens. Auch 2023 stürmen die Möhnen in Neukirchen-Vluyn „etwas anders“als einst. Bühne und Bierwagen vor dem Rathaus und die Moderation von Vlü-Ka-Ge-Präsident Jörg Thiem bleiben Vergangenh­eit. „Das gibt es nicht mehr“, sagte Elke Buttkereit. Eine Bühne koste Geld. Wenn’s regnet, komme kaum jemand. Und, um ehrlich zu sein, der ganz große Publikumsr­enner sei der Rathausstu­rm zuletzt eh nicht gewesen. „Wir wollten schon länger etwas Neues ausprobier­en. Und wenn nicht jetzt, wann dann?“, sagte Elke Buttkereit. Nach Ende der Session werde Bilanz gezogen und überlegt, ob es bei dem Rathausstu­rm in der neuen Form bleibe oder ob sich hier und da noch etwas verbessern lasse.

Neu ist, dass sich das Geschehen ganz ins Innere des Rathauses verlagert. „Die Möhnen werden zuerst das Rathaus stürmen und dann wird im Rathaus gefeiert. Die Tanzgarden werden ihre Tänze im Foyer präsentier­en. Nach dem Rathausstu­rm wird der Bürgermeis­ter mit den Möhnen um die Häuser ziehen.“Und auch die Uhrzeit des Rathausstu­rms ist neu: Nicht mehr wie früher um 15.11 Uhr, sondern schon um 12.11 Uhr beginnt das Spektakel. 55 bis 60 Möhnen, die sich dann bereits in Vluyn auf Betriebste­mperatur gebracht haben, werden dann per Bus am Rathaus vorfahren. „Wir werden ein Lied singen“, drohte Elke Buttkereit an. Die musikalisc­he Einlage hat freilich Tradition. Und auch dies bleibt beim Alten: „Wo Bürgermeis­ter Ralf Köpke sich versteckt und verschanzt, wissen wir vorher nicht.“

„2G plus“bedeutete übrigens „vollständi­g geimpft oder genesen und negativ getestet oder mit Booster-Impfung“. Doch das ist eine andere Geschichte, die hoffentlic­h Vergangenh­eit bleibt.

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FOTO: POGO Ein Schnappsch­uss vom letzten Vor-CoronaRath­aussturm in Neukirchen­Vluyn 2020. Möhne Elsa Bertz hat gerade Bürgermeis­ter Harald Lenßen den Rathaussch­lüssel abgeluchst.

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