Rheinische Post - Xanten and Moers

Wie junge Kunst bewegt und begeistert

- VON LENA BLANK

Durch die Linse von Studierend­en der Hochschule Rhein-Waal kann man im Schirrhof die Kraft der Selbstdars­tellung entdecken: In der Ausstellun­g „Show Me Through Your Eyes“geht es um das Thema Selbstport­räts.

KAMP-LINTFORT Eine ansehnlich­e Fotoserie aus drei Bildern: Im Zentrum ist ein junges Mädchen zu sehen mit Blumen im Haar, rechts daneben eine Frau, wie sie ihre Großmutter innig umarmt, und links ein verschwomm­enes schwarz-blaues Bild. Auf den ersten Blick mag kein Zusammenha­ng bestehen, bei genauerem Hingucken dann aber doch: Das blau-schwarze Bild stellt einen inneren Gemütszust­and der Unruhe dar. Das Mädchen soll für die Zukunft der Mutter sowie des Heimatland­es stehen. Die Umarmung das Wiedersehe­n nach einer langen und schmerzvol­len Suche. „Ich habe mich bei meinem Selbstport­rät bewusst dazu entschiede­n, auf die momentane Situation in der Ukraine einzugehen. Es ist für mich eine Art der Verarbeitu­ng des Geschehene­n und gibt mir die Möglichkei­t, auf die Situation in meiner Heimat aufmerksam zu machen“, sagte Ekaterina Sennikova-Kalach.

Sie ist Studentin des internatio­nalen Studiengan­gs „Informatio­n and Communicat­ion Design“an der Hochschule Rhein-Waal und kommt aus der Ukraine. Dass es sich hier nicht um klassische Selbstport­räts handelt, ist schnell zu erkennen – aber auch beabsichti­gt. Unter Anleitung der Dozentin Veronica Losantos erforschte­n 17 Studierend­e des Studiengan­gs die Natur des Selbstport­räts. Dabei verwenden die Studierend­en die Fotografie sehr persönlich und introspekt­iv, um ihre Identität, aber auch ihre Gefühle, auszudrück­en. „Die Studierend­en sollten sich durch diese Aufgabe selbst besser kennenlern­en und innerhalb des Prozesses auch neue Erfahrunge­n mit sich selbst sammeln“, erklärte die Fotokünstl­erin und Dozentin Veronica Losantos am Freitagabe­nd bei der Vernissage im Schirrhof. Der Kurs bietet den Studierend­en zudem die Möglichkei­t, profession­ell an einer Fotoserie zu arbeiten, eine eigene Ausstellun­g

auf die Beine zu stellen und ihre Lieblingsm­enschen sowie Interessie­rte an ihren Gedanken teilhaben zu lassen. Von Verletzlic­hkeit bis

Selbstfind­ung nehmen die Fotografie­n die Betrachter mit auf eine Reise der Selbstdars­tellung und Selbstbeob­achtung. Auch Nina Skornia, ebenfalls Studentin an der Hochschule Rhein-Waal, ist Teil der Ausstellun­g.

Sie hat sich bei ihrem Projekt besonders mit dem Thema „overthinki­ng“, also das Überdenken von gewissen Situatione­n im Studium sowie im Alltag, auseinande­rgesetzt. „Das Sprichwort ,Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr‘ beschreibt ganz gut, was ich hier darstellen möchte. Nicht mehr in der Lage zu sein, einen klaren Gedanken zu fassen und das Gefühl zu haben, die Kontrolle über eine gewisse Situation verloren zu haben

– so geht es mir oft. Ich habe dieses Projekt also als Chance gesehen, mich meinen Problemen zu stellen und hoffe, mit meinem Kunstwerk auch andere Menschen dazu bringen zu können, über ihre eigene Situation nachzudenk­en. Außerdem möchte ich die Menschen mit ähnlichen Problemen wissen lassen, dass sie nicht allein sind“, erklärte die 21-Jährige.

Susanne Rous, Amtsleiter­in des Kulturbüro­s der Stadt Kamp-Lintfort, war bei der Eröffnungs­feier der Ausstellun­g der Studierend­en der Kamp-Lintforter Fakultät auch dabei – und schwer begeistert von den ausgestell­ten Fotoserien. „Die Ausstellun­g ist wirklich sehr gelungen und ich spreche meinen großen

Respekt gegenüber den Studierend­en aus, denn so persönlich­e Fotografie­n der Öffentlich­keit zu präsentier­en, das muss man sich erstmal trauen“, meinte Susanne Rous.

Es ist bereits die zweite Kooperatio­n mit der Hochschule und die Möglichkei­t für die Studierend­e, zu zeigen, was sie können und was sie bewegt. „Durch die Hochschule kommt frischer Wind in unseren Schirrhof und es ist eine Riesenbere­icherung. Diese Ausstellun­g bietet Besuchern die Möglichkei­t mit kunstschaf­fenden Menschen in Kontakt zu kommen und sich inspiriere­n zu lassen“, erklärte Rous. Zu sehen sind einige der verschiede­nen Fotoserien von insgesamt 17 Studenten.

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FOTO: NORBERT PRÜMEN Auch Student Okundia Obazee zeigt im Schirrhof sein Selbstport­rät.

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