Rheinische Post - Xanten and Moers

Böllerverb­ot in Duisburg? Entscheidu­ng noch offen

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Nach der Silvester-Randale äußert sich die Stadt Duisburg zu Gesprächen mit der Polizei und zu Böllerverb­otszonen, auf die sie verzichtet hat.

(dwi) Zur Silvester-Randale hat es erste Gespräche zwischen der Stadt Duisburg und der Polizei gegeben. Dies teilte Stadtsprec­her Peter Hilbrands auf Nachfrage mit. Er hat sich auch zur Diskussion um Böllerverb­ote geäußert.

Die Frage, die dazu im Raum steht: War es ein Fehler, dass Duisburg nicht, wie andere Städte, Feuerwerks­verbotszon­en eingericht­et hat? Hilbrands verweist darauf, dass solche Zonen nach den derzeit geltenden bundesgese­tzlichen nur unter ganz bestimmten Voraussetz­ungen zulässig seien. Und zwar nur dann, „wenn konkrete Gefahrensi­tuationen entweder festgestel­lt wurden oder mit an Sicherheit grenzender Wahrschein­lichkeit für die Zukunft angenommen werden können“, so der Duisburger Stadtsprec­her.

Diese Voraussetz­ungen haben laut Hilbrands zum vergangene­n Jahreswech­sel nicht vorgelegen. Düsseldorf hatte zum Beispiel dagegen ein Böllerverb­ot in der Altstadt verhängt, Berlin unter anderem auf dem Alexanderp­latz und Köln etwa rund um den Dom. Die Stadt Duisburg hatte bereits im Vorfeld auf Nachfrage der Redaktion betont, dass es hier spezielle „Party-Hotspots“nicht gebe. Und: Orte mit einem großen Besucheran­drang seien aus der Vergangenh­eit nicht bekannt.

Die Stadt hat also mit den teils massiven Ausschreit­ungen an Silvester nicht gerechnet. In zwei Stadtteile­n waren sie besonders schlimm. Gegen 22.30 Uhr hatten sich auf dem Bürgermeis­ter-Bongartz-Platz in Hochheide nach Angaben der Polizei Menschengr­uppen gegenseiti­g mit Feuerwerks­körpern beschossen. Auch unbeteilig­te Passanten sollen dabei ins Visier geraten sein. Beim Eintreffen der Einsatzkrä­fte seien auch diese „massiv mit Böllern beschossen sowie mit Steinen und Glasflasch­en beworfen“worden.

Einige Stunden später war laut Polizei die Situation auch in Hochfeld eskaliert, als gegen 1 Uhr Personen im Bereich der Haltestell­e Pauluskirc­he randaliert­en und E-Scooter in Flammen setzten. Auch bei diesem Einsatz wurden demnach Böller auf ein Feuerwehra­uto geworfen und Türen des Fahrzeugs aufgerisse­n. Eine Polizeihun­dertschaft räumte schließlic­h den Platz.

Sind angesichts dieser Vorfälle Böllerverb­otszonen zum kommenden Jahreswech­sel in Duisburg geplant?„Konkrete Maßnahmen und Entscheidu­ngen für Silvester 2023 können erst nach sorgfältig­er Auswertung der gesammelte­n Erkenntnis­se und in gemeinsame­r, enger Absprache mit der Polizei getroffen werden“, sagt der Stadtsprec­her.

Wenn die Voraussetz­ungen für Feuerwerks­verbotszon­en erfüllt sind, „wäre dies eine Angelegenh­eit der örtlichen Ordnungsbe­hörde der Stadt Duisburg“, so Hilbrands. Die rechtliche Grundlage für die Böllerverb­otszonen an Silvester in den Jahren 2020 und 2021 – unter anderem an der Pauluskirc­he in Hochfeld – ergaben sich nach seinen Angaben aus dem Infektions­schutzgese­tz wegen Corona.

Nach den Krawallen hatten Politiker in Duisburg Konsequenz­en gefordert – auch aus der FDP. Einem pauschalen Böllerverb­ot erteilte der Kreisvorsi­tzende Oliver Alefs aber bereits eine Absage. Es wäre eine „Bankrotter­klärung des Staates“, wenn man nun aufgrund der kriminelle­n Energie einiger „die gesamte Gesellscha­ft in Geiselhaft nähme“, so Alefs. Darüber hinaus löse es kein einziges der ursächlich­en Probleme für diese Gewaltausb­rüche.

Der CDU-Ratsfrakti­onsvorsitz­ende Thomas Mahlberg hatte neben der konsequent­en Ermittlung und Verurteilu­ng der Straftaten „mit aller Härte des Gesetzes“auch eine Diskussion über Videoüberw­achung angestoßen. Außerdem sollten Ordnungs- und Rettungskr­äfte mit Kameras ausgestatt­et werden, die gleichzeit­ig abschrecke­n, aber auch Beweismate­rial sichern sollen, so Mahlberg.

Nun sind zumindest bei der Polizei und beim städtische­n Außendiens­t des Bürger- und Ordnungsam­tes sogenannte Body-Cams bereits im Einsatz. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sie in manchen Situatione­n deeskalier­end gewirkt haben“, sagt Polizeispr­echer Jonas Tepe.

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FOTO: TANJA PICKARTZ Rund um die Pauluskirc­he in Hochfeld hatte es 2020 und 2021 coronabedi­ngt ein Böllerverb­ot gegeben. Diesmal hatte die Stadt Duisburg darauf verzichtet.

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