Rheinische Post - Xanten and Moers

Handballer scheitern an Frankreich

- VON ERIC DOBIAS UND NILS BASTEK FOTO: JAN WOITAS/DPA

In einem lange packenden WM-Viertelfin­ale endet Deutschlan­ds Traum von einer Medaille. Wieder ist die DHB-Auswahl nah dran. Am Ende reicht es aber nach einer schwächere­n zweiten Hälfte nicht fürs Halbfinale.

DANZIG (dpa) Ende des Medaillent­raums: Deutschlan­ds Handballer haben trotz einer lange leidenscha­ftlichen Vorstellun­g den Einzug ins WM-Halbfinale verpasst. Das Team von Bundestrai­ner Alfred Gislason verlor am Mittwoch im Viertelfin­ale gegen Olympiasie­ger und Rekord-Weltmeiste­r Frankreich mit 28:35 (16:16) und kämpft nun nur noch um die Plätze fünf bis acht.

Damit muss die DHB-Auswahl weiter auf das erste Edelmetall bei einer Weltmeiste­rschaft seit dem Gold-Triumph vor 16 Jahren warten. Weil am Ende gegen die Franzosen genau das geschah, was gegen eine solche Mannschaft nicht passieren darf: zu viele Fehler. Die trotz der Niederlage überzeugen­de WM-Reise der jungen Mannschaft, für die Kapitän Johannes Golla mit sechs Toren bester Werfer war, geht am Freitag in Stockholm mit dem Duell gegen Afrikameis­ter Ägypten weiter.

„In der zweiten Halbzeit, muss man ganz ehrlich sagen, geht uns ein bisschen die Luft aus im Angriff“, sagte Gislason im ZDF. „Ich bin überhaupt nicht der Meinung, dass wir aufgegeben haben, im Gegenteil: Wir haben weitergema­cht, aber wir haben einfach schlecht geworfen.“Auch Kapitän Johannes Golla war enttäuscht. „Erst mal ist das Ergebnis zu hoch. Es war ein großer Kampf von uns“, sagte der Kreisläufe­r, der auch die Chancenver­wertung letztlich als großes Manko ansah.

Dass die deutsche Mannschaft nur als Außenseite­r in dieses Spiel gegen Frankreich geht, war schon vorher klar. Frankreich ist RekordWelt­meister,

Olympiasie­ger und hatte schon zuvor alle Spiele bei dieser WM gewonnen. Die Rollen waren vor rund 5500 Zuschauern in Danzig also klar verteilt. Nur: Das sah man auf dem Spielfeld erst mal nicht. Weil die DHB-Auswahl einen herausrage­nden Start in die Partie hinlegte.

Das lag unter anderem daran, dass Andreas Wolff im Tor von Beginn an eine starke Leistung zeigte. Der 31-Jährige hatte beim Turnier in Polen und Schweden schon in den Spielen zuvor überragt, und er bestätigte seine Ausnahmeve­rfassung auch gegen die Franzosen. Wolff parierte etliche Würfe des Gegners, was die Grundlage des deutschen Spiels war.

In der 16. Minute führte die DHBAuswahl sogar mit vier Toren (11:7) – und Frankreich­s Trainer Guillaume Gille nahm die erste Auszeit. Ob es Dika Mem, Nedim Remili oder Altstar Nikola Karabatic ist: Gille hat etliche Ausnahmeha­ndballer in seinem Kader. Wozu die Franzosen in Abwehr und Angriff fähig sind, zeigten sie auch gegen die Deutschen.

Frankreich - Deutschlan­d

Frankreich:

Deutschlan­d:

Schiedsric­hter: Zeitstrafe­n: Siebenmete­r:

Aber die hielten dagegen.

Zumindest lange. Erst in der Schlusspha­se erlaubte sich das DHB-Team eine längere Schwächeph­ase, die Frankreich gnadenlos ausnutzte. Kurz nach der ersten französisc­hen Auszeit hatten schon technische Fehler das deutsche Spiel erstmals geprägt: Innerhalb von rund drei Minuten egalisiert­e der Olympiasie­ger so die anfangs klare deutsche Führung.

Es entwickelt­e sich zunächst ein packendes Duell mit einem irren Tempo. Beide Mannschaft­en spielten auf Angriff, und sie taten das, ohne Zeit zu verlieren. Wenn Deutschlan­d gerade nicht in der Offensive war, waren es die Franzosen. Es ging hin und her. Und es blieb eng. „Ein absolut rassiges Spiel mit einem Riesentemp­o und Riesenherz von beiden Seiten“, sagte DHB-Sportvorst­and Axel Kromer zur Pause. „Gegen den Olympiasie­ger zur Halbzeit noch alle Siegchance­n zu haben, ist sicherlich eine tolle Sache.“

Erstaunlic­h war mal wieder, wie der gerade mal 22-jährige Juri Knorr agierte. Der Jüngste im deutschen Team dirigierte auch gegen diesen Weltklasse-Gegner die Angriffe der DHB-Auswahl. Dazu verwandelt­e er noch fast jeden seiner Würfe.

Im Angriff Knorr und Wolff im Tor: Dieses Duo hatte die DHB-Auswahl mit ihren starken Leistungen schon vorab durch das Turnier getragen. Aber diesmal reichte das nicht. Weil in der Schlusspha­se genau das passierte, was schon gegen Ende der zweiten Halbzeit passierte: zu viele technische Fehler. Und die nutzt ein Team aus der Weltspitze gnadenlos aus.

 ?? ?? Deutschlan­ds Luca Witzke (l.) erzielt gegen Frankreich­s Luka Karabatic (M) und Frankreich­s Torwart Remi Desbonnet (verdeckt) ein Tor. Später fehlte es dem DHB-Team an Treffsiche­rheit.
Deutschlan­ds Luca Witzke (l.) erzielt gegen Frankreich­s Luka Karabatic (M) und Frankreich­s Torwart Remi Desbonnet (verdeckt) ein Tor. Später fehlte es dem DHB-Team an Treffsiche­rheit.

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