Rheinische Post - Xanten and Moers
Er bringt die Leute zum Schwitzen
Der Neukirchen-Vluyner Fabian Kenneth Franzen vermietet eine Sauna auf vier Rädern. Was als „Schnapsidee“im Corona-Lockdown begann, entwickelt sich zum Schlager. Wie das Geschäft mit „Kens mobiler Sauna“funktioniert.
NEUKIRCHEN-VLUYN Wenn zwei Männer bei einem Bier zusammensitzen, kommen sie schon mal auf komische Ideen. Wie Fabian Kenneth Franzen und ein Kumpel damals, als es wegen Corona zum großen Lockdown kam. Die Idee: Man könnte eine Sauna kaufen, sie selbst nutzen, aber nicht an einem festen Standort aufstellen, sondern auf einem Autoanhänger. Dann könnte man sie an interessierte Leute weitergeben und dafür Miete kassieren. Andere hätte das am nächsten Tag als Spinnerei abgetan. Nicht so der Neukirchen-Vluyner. Er setzte die Idee tatsächlich um. Mit Erfolg: Das Geschäft mit „Kens mobiler Sauna“boomt.
Franzen, 36 Jahre alt, verheiratet, zwei Kinder, ist selbst „seit 20 Jahren extremer Saunagänger“, wie er sagt. Wie viele andere hatte er im Lockdown die regelmäßigen Saunabesuche auch extrem vermisst. „Es war ja alles monatelang geschlossen.“Die Idee, eine eigene Sauna
„Die Leute lieben Wellness“Fabian Kenneth Franzen Saunavermieter
anzuschaffen, lag da gar nicht mal so fern. Und der „Hintergedanke“, diese auch mal zu vermieten, gefiel ihm. „So konnte ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.“Denn mit den Mieteinnahmen konnte er zur Finanzierung seines neu gekauften Hauses beitragen. Vor zwei Jahren hat die Familie den Altbau aus den 1920er Jahren an der Krefelder Straße erworben, und der handwerklich begabte Franzen hat das Haus aus eigenen Kräften wunderschön renoviert.
Handwerkliche Fähigkeiten brauchte er auch zum Aufbau der im Internet bestellten Fassauna. „Sie kam komplett in Einzelteilen auf einer Palette, vier mal 1,50 Meter groß.“Die Arbeit und die Ausgaben für die Sauna haben sich aber gelohnt. „Sie hat sich schon amortisiert.“So gefragt ist der Schwitzkasten auf Rädern, dass Franzen selbst kaum noch dazu kommt, ihn zu nutzen. „Die Wochenenden sind komplett ausgebucht. Jetzt kriege ich schon Anfragen für die Wochentage.“
Für die Saunavermietung hat Franzen ein Gewerbe angemeldet. Schon denkt er daran, zu expandieren und eine zweite Sauna anzuschaffen. Denn: „In den letzten drei Monaten hatte ich 45 Doppelanfragen.“Also 45 potenzielle Kunden, denen er absagen musste, weil seine Sauna bereits vergeben war. Bereits bestellt hat er einen Whirlpool, den er künftig zusätzlich vermieten will. „Er kommt auch auf den Anhänger.“Zudem will er noch eine Dusche in die Sauna integrieren. „Die Leute lieben Wellness“, hat er festgestellt. Und viele nähmen Abstand vom Besuch öffentlicher Saunen, sei es, weil bei ihnen immer noch Corona irgendwie im Hinterkopf steckt, sei es, weil sie das Nacktsein in fremder Gesellschaft scheuen.
In der Regel bringt Franzen die Fassauna selbst zu seinen Kunden. „Das ist für mich versicherungstechnisch günstiger.“Vier Personen passen „geschmeidig“in das Fass, bis zu sechs haben aber auch gut Platz. Beleuchtet wird sie mit einer akkubetriebenen Lampe und beheizt mit einem Holzofen. „Er hat eine Leistung von 26 kW. Damit kann man die Sauna in 30 bis 45 Minuten auf 90 Grad bringen.“Auch 110 Grad seien aber drin. Und wer lieber „Bio“bei 50 Grad mag, bitte, kein Problem: „Über die Luftzuführung und die Holzmenge lässt sich die Temperatur regeln.“Ein Kasten RoteichenHolz ist, ebenso wie verschiedene
Aufgüsse, in der Miete inbegriffen. Franzen hat ein eigenes Waldstück gepachtet. „Das hab ich gepachtet. Dadurch hab ich Holz mit dem höchsten Brennwert.“
In „Ken’s mobiler Sauna“wurden bereits Junggesellenabschiede und Geburtstage gefeiert, aber auch viele ruhige Saunatage allein oder zu zweit verbracht. „Ich habe Kunden in Rheinberg-Millingen, die haben sie schon sechsmal bestellt.“Die Kundenwerbung klappt meist gut über Mund-zu-Mund-Propaganda. „Ich bin auch sehr unkompliziert“, versichert Franzen. Ruft ein Kunde an, könne er innerhalb von vier Stunden samt Sauna da sein. „Ich mache auch keinen großen Vertrag.“Auf eine Kaution für die Sauna verzichte er. „Was kaputt geht, kann ich selbst reparieren.“
Die Erfahrungen mit Kindern seien überaus positiv. „Viele machen sie sogar sauber, obwohl das gar nicht nötig ist.“Denn natürlich sorgt Franzen selbst dafür, dass das Holzfass nach jedem Gebrauch gereinigt und desinfiziert wird.
Das Schöne sei auch, dass seine Sauna eigentlich überall stehen könne – „solange man keinen belästigt, ist das legitim“. Hauseigentümer haben die Sauna schon ebenso genutzt wie Mieter in Wohnhäusern. Mit etwas gutem Willen lasse sich fast überall ein guter Standort finden. Wie neulich in Krefeld-Traar. „Da stand sie auf einem Parkplatz neben der Kirche.“