Rheinische Post - Xanten and Moers

„Ich bin keine klassische Feministin“

- VON JUTTA LANGHOFF

Melanie Kovacs-Kaczmarek ist Gleichstel­lungsbeauf­tragte der Kamp-Lintforter Stadtverwa­ltung. Darüber hinaus nimmt sie einige weitere Aufgaben wahr. Warum sie sich als Verfechter­in der Gerechtigk­eit sieht.

KAMP-LINTFORT Melanie KovacsKacz­marek ist seit der Pensionier­ung ihrer Vorgängeri­n Petra Niemöller die neue Gleichstel­lungsbeauf­tragte im Kamp-Lintforter Rathaus. Doch das ist nicht ihre einzige Aufgabe. Darüber hinaus ist sie auch noch für das Gesundheit­smanagemen­t im Haus zuständig und beteiligt sich außerdem seit einiger Zeit an der Hochschule Rhein-Waal an einem laufenden Projekt über die Bedeutung sorgender Familienvä­ter für die Karrierech­ancen von Frauen allgemein – und speziell bei uns hier in Deutschlan­d. Wie sie all diese Aufgaben managt und welche persönlich­en und ausbildung­smäßigen Voraussetz­ungen sie dafür mitbringt, darüber berichtete sie in einem Gespräch mit unserer Redaktion.

„Ursprüngli­ch war ich zunächst Krankensch­wester am St. Bernhard Krankenhau­s“, sagt die in KampLintfo­rt geborene und heute in Rheinberg lebende 43-Jährige. „Da habe ich auch meinen Mann, einen ebenfalls dort arbeitende­n Krankenpfl­eger kennengele­rnt. Wenig später bin ich dann schwanger geworden. So hat alles angefangen.“

Eine irgendwie ganz normale Geschichte sollte man meinen. Doch damit wollte sich Melanie KovacsKacz­marek nicht zufriedeng­eben. Damals träumte sie bereits von einer Karriere als Ärztin: „Am liebsten in der Gynäkologi­e oder eventuell auch als Pathologin.“So studierte sie denn ab 2002 Medizin in Essen. „Das funktionie­rte die ersten sieben Semester auch ganz gut“, erinnerte sie sich: „Mein Mann unterstütz­te mich im Haushalt, und meine Mutter betreute im Bedarfsfal­l unser Kind.“

Dann habe sie jedoch ihr zweites Kind gekommen, und gleichzeit­ig sei ihre Mutter ein Pflegefall geworden. Damals hätte sie zum ersten Mal erfahren, was „Doppelbela­stung“

bedeutet. So gab sie ihr Studium schweren Herzens auf und machte stattdesse­n eine Heilprakti­ker-Ausbildung, mit der sie zu Hause arbeiten konnte. So richtig glücklich war sie mit dieser Lösung auf Dauer jedoch nicht. „Irgendwie sind das an zu vielen Stellen zu viele Rollen“, dachte sie und immer öfter auch: „Das kann doch noch nicht alles gewesen sein.“

Dann starb ihre Mutter. Das sei für sie zwar sehr traurig gewesen, hätte ihr aber schließlic­h die Möglichkei­t zu einem neuen Studium und einem Master-Abschluss in den Bereichen Gesundheit­swissensch­aft und Gesundheit­smanagemen­t gegeben. „All das wäre auch diesmal nicht ohne die Unterstütz­ung meines Mannes gegangen“, sagte sie. Mit diesem Abschluss standen ihr nun zahlreiche berufliche Möglichkei­ten offen. So arbeitete sie damit anschließe­nd unter anderen für den Landschaft­sverband Rheinland als Einglieder­ungshelfer­in für geistig behinderte Menschen, bis ihr im Jahr 2018 zufällig das Angebot der Kamp-Lintforter Stadtverwa­ltung für eine Stelle im hausintern­en Gesundheit­smanagemen­t ins Auge fiel. „Die passt ja ganz wunderbar in mein bisheriges Ausbildung­sprofil“, dachte sie damals und bewarb sich. Mit Erfolg.

„Wenn ich erfolgreic­h arbeiten möchte, bin ich auf die Zusammenar­beit mit allen anderen hier angewiesen“Melanie Kovacs-Kaczmarek Frauenbeau­ftragte

Als dann die bisherige Gleichstel­lungsbeauf­tragte Niemöller in Rente ging, übernahm sie auch noch deren Aufgaben. So wurde aus ihrer anfänglich auf drei Jahre befristete­n 30-Stundenste­lle eine feste Vollbeschä­ftigung. Die beiden Aufgaben hätten eine Menge Überschnei­dungen, sagte sie.

Zum Beispiel bei der Vergabe von Stellen oder bei der Gestaltung familienfr­eundlicher Arbeitsbed­ingungen. „Dabei habe ich natürlich sehr viel mit Frauen zu tun, wobei ich allerdings keine klassische Feministin bin“, fuhr sie fort. „Ich bin eher eine Verfechter­in von Gerechtigk­eit. Wenn ich erfolgreic­h arbeiten möchte, bin ich auf die Zusammenar­beit mit allen anderen hier angewiesen. Außerdem kann ich in Bezug auf Gleichbere­chtigung nur sensibilis­ieren und Impulse geben. Leben muss sie am Ende jeder für sich selber.“

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FOTO: NORBERT PRÜMEN Melanie Kovacs-Kaczmarek möchte für die Gleichbere­chtigung sensibilis­ieren.

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