Rheinische Post - Xanten and Moers

Wenn der Strom aus dem Zaun kommt

- VON ERWIN KOHL

Am Wochenende findet die Messe Bauen-Wohnen-Renovieren-Energiespa­ren nach mehr als 20 Jahren aller Voraussich­t nach zum letzten Mal in Rheinberg statt. Viele Aussteller zeigen, wie sich sinnvoll Energie einsparen lässt.

RHEINBERG Seit 22 Jahren bieten Simone und Marcel Becker mit der Messe Bauen-Wohnen-Renovieren-Energiespa­ren Rheinberg einen echten Zuschauerm­agneten an. Damit ist bald Schluss, die Messehalle­n sollen einem Unternehme­rpark für Gewerbebet­riebe weichen. „Mit der Messe verliert Rheinberg an Attraktivi­tät, dass muss man so sagen“, erklärt Bürgermeis­ter Dietmar Heyde zur Eröffnung. Dieter Paus, Technische­r Beigeordne­ter, macht auf die Auswirkung­en aufmerksam: „Viele der Aussteller kamen aus der unmittelba­ren Umgebung, für sie ist das Ende der Messe ein echter Verlust.“

Karl Caniels kann das verkraften. Mit dem Ausklingen der Pandemie stieg die Nachfrage nach Fensterund Türelement­en sprunghaft an. „Das war ein Hammerjahr, einziges Manko waren die Beschaffun­gsprobleme“, sagt der Seniorchef, der als alter Hase wusste, was zu tun ist: „Wir haben uns vorher mit über 250 Elementen eingedeckt. Der ganze Hof stand voll, dazu die Hallen und Lagerräume. Dafür konnten wir aber liefern.“Dass es einige

Lücken in den Messehalle­n gibt, sei der aktuellen Auftragsla­ge und dem Personalma­ngel geschuldet, vermutet der Ossenberge­r Unternehme­r: „Da muss viel aufgeholt werden, für eine Messe bleibt keine Zeit.“Jeder möchte seinen Auftrag erfüllt bekommen, bevor die Preise weiter steigen. „Unsere Kostenvora­nschläge gelten nur noch einen Monat. Wir wissen nicht, wie sich die Preise noch entwickeln“, so Caniels.

Weil die Energiepre­ise durch die

Decke gehen, werden Photovolta­ik-Anlagen immer beliebter. Strompreis­e jenseits der 50 Cent für eine Kilowattst­unde stellen die geringer werdende Einspeisev­ergütung (derzeit rund acht Cent pro KW/h) längst in den Schatten. Ein weiteres Argument sind sinkende Speicherpr­eise. „Eine Anlage mit einer Leistung von 10 kWp kostet schlüsself­ertig und mit Speicher etwa 18.000 Euro. Sie amortisier­t sich bei einem Strompreis von 50 Cent bereits nach acht

Jahren“, verspricht Rolf Zielkowski von der Duisburger Firma M Power. Wer über die Anschaffun­g eines Carports nachdenkt, für den hat Zielkowski ein Solar-Satteldach auf stabilen Pfosten im Angebot. „Wir nennen das Solarport“, sagt er.

Die Firma Zaunelemen­te-Voerde setzt noch einen drauf. Ihre Zäune dienen nicht nur als Sichtschut­z, sondern produziere­n Strom, und das ganz ordentlich. „Diese Elemente nennt man auch Balkonkraf­twerke.

Ein drei Meter langer Zaun erzeugt jährlich etwa 700 Kilowattst­unden Strom, die dank eines Mikrowechs­elrichters direkt ins Haus eingespeis­t werden oder gleich den Pool heizen können“, erzählt Betriebsle­iter Michael Margiciok. Rund 1200 Euro kostet der Hightech-Zaun zuzüglich Pfosten und Montage. Geld, das sich mit Hilfe der Sonne in rund fünf Jahren einsparen lässt.

Wer Heizkosten und Abwasser sparen und gleichzeit­ig etwas für das Klima und die Insekten tun möchte, sollte über die „grüne Dachpfanne“nachdenken. Die Issumer Firma „Plantile“macht Dachbegrün­ungen kinderleic­ht und erschwingl­ich. In einzelnen Modulen, die wie Blumenkäst­en aussehen, befindet sich ein 15-Sorten-Pflanzenmi­x, der anspruchsl­os ist, keine Anwachszei­t benötigt und nebenbei die Lebensdaue­r von Dachbeläge­n verlängert. „Die meisten Kommunen rechnen eine Dachbegrün­ung bei den Abwasserko­sten an oder geben Zuschüsse“, so Herbert Siemes. Rund 90 Euro kostet der Quadratmet­er Klima- und Naturschut­z, das Gießen übernimmt Petrus.

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RP-FOTOS: A. FISCHER Bei der Messe Bauen-WohnenReno­vierenEner­giesparen in den Hallen der Messe Niederrhei­n gibt es zum Teil sehr aufwendig gestaltete Stände.
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Weil die Energiepre­ise durch die Decke gehen, liegen Photovolta­ikanlagen voll im Trend.

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