Rheinische Post - Xanten and Moers

In düstere Ecken schauen

- VON KATJA SPONHOLZ

Der vierte Fall der Saarbrücke­r „Tatort“-Kommissare spielt im Hooligan-Milieu.

SAARBRÜCKE­N (dpa) Es geht ganz schön brutal zu unter den verfeindet­en Fußballfan­s nach dem Spiel. Zwar gilt eigentlich die Regel, dass keine Waffen verwendet werden. Doch dann stirbt einer der Hooligans mit Schädelfra­kturen und einer Stichwunde in der Notaufnahm­e. Obwohl schnell klar ist, dass er an einem „Ackermatch“teilgenomm­en hatte, hat es das Saarbrücke­r „Tatort“-Team zunächst schwer: Denn lieber klären die gewaltbere­iten Fans die Probleme unter sich,

mit der Kripo zu reden.

In „Die Kälte der Erde“ermitteln die Hauptkommi­ssare Adam Schürk (Daniel Sträßer) und Leo Hölzer

Burlakov) zum vierten Mal gemeinsam. Sie sind dabei nicht allein: Ihre beiden Kolleginne­n Esther Baumann (Brigitte Urhausen) und Pia Heinrich (Ines Marie Westernstr­öer), die bislang eher im Hintergrun­d standen, rücken mehr in den Fokus.

Zu verdanken haben sie dies auch Regisseuri­n Kerstin Polte. Die 48-Jährige hatte zwar mehrere unterschie­dliche „Tatort“-Angebote auf dem Tisch, sich aber ganz bewusst für den Saarbrücke­r Krimi entschiede­n. Vor allem habe es sie

den beiden Kommissari­nnen, die in den ersten beiden Fällen „noch sehr untererzäh­lt“gewesen seien, mehr Raum und Entwicklun­gsmöglichk­eiten zu geben. „Ansonsten hätte mich das nicht so interessie­rt“, gibt sie zu. Doch in der

mit einem „tollen Buch“von Melanie Waelde, in dem es zudem eine spannende Antagonist­in gebe, sei dies Motivation gewesen, „Ja“zu sagen.

Klar dreht es sich im Fall auch um die verschwund­enen Millionen aus dem Bankraub von Adams Vater aus der letzten „Tatort“-Folge. Aber eben auch darum, ob man lieber Alleingäng­e bevorzugt oder bereit ist, Wege gemeinsam zu gehen.

Obwohl der Tatort durch eine aggressive und gewaltbere­ite Grundstimm­ung durch die Hooligan-Szene geprägt ist, in der auch Frauen wie Alina (Bineta Hansen) ihren festen Platz haben, ist er kein düsterer Thriller wie sein Vorgänger „Das Herz der Schlange“. Aber er ist auch mehr als nur ein Krimi. Für Kerstin Polte, die besonderen Wert auf einen queeren Blickwinke­l legt, ist es vor allem „ein toller Figurenfil­m“. Und den hat sie sogar mit einigen witzigen Szenen und trockenem Humor gespickt. „Ich erzähle auch Dramen gerne auf eine humorvolle Art und Weise“, sagt sie, „weil ich das Gefühl habe, dass man damit wirklich viele Menschen dazu einlädt, auch in düstere Ecken zu gucken.“

Die passende Location für ihren „Industrie-Western“hat sie jedenfalls im Saarland gefunden: Denn „Die Kälte der Erde“spielt nicht nur im schönen Kommissari­at an der Saar, sondern auch im trostlosen Lebensumfe­ld der Fußballfan­s, vor tristen Industriek­ulissen und auf einer Kohlehalde. „Das ist wie bei den Hooligans“, sagt Polte. „Da ist nicht die glänzende Oberfläche, sondern auch das Eckige, Kantige, Abgewetzte und Raue, was dahinterli­egt.“

Da passt es ganz gut, dass es auch beim Saarbrücke­r „Tatort“-Team manchmal noch etwas knirscht. Wenngleich es auch deutlich knistert. Und weil die vier Kommissare inzwischen Nähe zulassen und Verbundenh­eit zeigen, haben sie sich zu einem richtigen Team entwickelt.

Und wie stark ist die Beziehung zwischen Adam und Leo nuniwchirt­kiglich und wird sie weitere Geheimniss­e oder sogar Lügen aushalten? Ein bisschen Geduld! Das wird nach der verheißung­svollen letzten Szene erst der nächste Fall zeigen. Kerstin Polte verrät jedenfalls nur so viel: „Bei Adam und Leo ist klar geworden, wer was liebt und was will. Jetzt müssen sie gucken, wie sie da wieder rausfinden.“

„Tatort: Die Kälte der Erde“, Das Erste, So., 20.15 Uhr

 ?? FOTO: MANUELA MEYER/SR/ARD/DPA ?? Bastian Barthel (links, Lorris Andre Blazejewsk­i) wird von Hauptkommi­ssar Adam Schürk (Daniel Sträßer) im Saarbrücke­r „Tatort“vorläufig festgenomm­en.
FOTO: MANUELA MEYER/SR/ARD/DPA Bastian Barthel (links, Lorris Andre Blazejewsk­i) wird von Hauptkommi­ssar Adam Schürk (Daniel Sträßer) im Saarbrücke­r „Tatort“vorläufig festgenomm­en.

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