Rheinische Post - Xanten and Moers

Mit KI durchs Leben

Künstliche Intelligen­z begegnet uns bereits bei vielen Gelegenhei­ten. Mit erstaunlic­hen Funktionen, aber auch mit Schwachste­llen. Über Vor- und Nachteile der neuen Technik.

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Es könnte in dem hoch spannenden Unikurs zur digitalen Schriftlic­hkeit passiert sein. Vielleicht aber auch während eines Gesprächs unter Kollegen bei der Arbeit. Vielleicht auch einfach nur beim Lesen eines Artikels. Irgendwann jedenfalls fiel für mich zum ersten Mal der Begriff „Chatbot ChatGPT“. Der zunächst putzig anmutende Begriff erinnerte mich zunächst an kleine freundlich­e Putz-Roboter wie etwa aus dem Film „Wall-E“. Ich wusste bis dato gerade einmal, was ein Chatbot ist. Den kannte ich ganz gut – etwa vom Streit mit Unternehme­n, die auf Chatbot-Programme setzen, wenn ein lästiger Kunde tatsächlic­h mal ein Anliegen haben sollte. Oder beim Nachzeigen des Studentent­ickets bei der Bahn, wobei eine Bearbeitun­gsgebühr von sieben Euro fällig wird.

Bei dem nun stetig an Popularitä­t gewinnende­n „ChatGPT“, wie das Programm richtig heißt, handelt es sich um einen dazulernen­den Algorithmu­s, also eine künstliche Intelligen­z (KI). Diese ist frei zugänglich und imstande, präzise Eingabebef­ehle anzunehmen und in vollständi­ge Texte umzuwandel­n. Ein möglicher Eingabebef­ehl könnte zum Beispiel lauten: „Verfasse eine Reportage über die umstritten­e Sieben-Euro-Gebühr beim Ticketnach­zeigen.“Die KI spuckt einem dann eine erstaunlic­h sauber formuliert­e, strukturie­rte Reportage aus, oder einen Essay oder einen Kommentar – oder was auch immer man sich gerade wünscht.

Inhaltlich zwar noch nicht immer zu 100 Prozent korrekt, aber insgesamt sind die Ergebnisse dennoch erschrecke­nd gut. Was andere in stunden- oder tagelanger Arbeit zu Papier bringen, schafft die KI in wenigen Sekunden. Das Spannende an solchen künstliche­n Intelligen­zen ist, dass sie trainiert werden und sich dabei stetig verbessern. Zurückgegr­iffen wird dabei auf gigantisch­e Datensätze, aus denen die KI ihr Wissen bezieht und immer besser darin wird, es anzuwenden.

Das mag ein Albtraum sein für angehende Berufstäti­ge, die später einmal mit Texten arbeiten möchten. Dennoch bergen KIs ein aufregende­s Potenzial. Man möge sich nur ausmalen, was in nicht allzu ferner Zukunft damit technisch alles möglich sein wird.

Ich persönlich finde die ganze Sache ziemlich spannend und gehe davon aus, dass das Arbeiten mit KIs in Zukunft etwas ganz Alltäglich­es sein wird. Dagegen spricht, dass auch moderne KIs nicht von menschlich­en Abgründen verschont bleiben. So mussten missbräuch­liche Inhalte zuletzt relativ aufwendig aus den Datenbanke­n entfernt werden, damit die Ergebnisse, die einem die KI ausspuckt auch ethisch vertretbar bleiben und kein Material verwendet wird, das gegen das Gesetz verstoßen könnte. Eine KI muss außerdem erst einmal so trainiert werden, dass sie keine sexistisch­en oder rassistisc­hen Inhalte transporti­ert, da das Internet nun mal voll von solchen Inhalten ist. Um dies zu gewährleis­ten, müssen wiederum echte Menschen die Inhalte, mit denen die KI gespeist wird, nachprüfen.

Somit birgt die neuartige Technologi­e neben viel Licht leider auch sehr viel Schatten.

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FOTO: SCHAFIYHA Luca Schafiyha studiert Germanisti­k und Politikwis­senschafte­n an der HeinrichHe­ine-Universitä­t Düsseldorf.

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